Die neue Ausstellung von KunstVorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia rückt die Disziplinen Malerei und Zeichnung ins Zentrum. Die 1970 in Bezau geborene Bregenzerwälder Künstlerin Sabine Stauss-Wouk präsentiert unter dem Titel „Hachas“ in Öl gemalte, axtförmige Köpfe, die im Umfeld der Ballspiele der Maya-Kulturen eine grosse Rolle spielten, während die aus Kärnten stammende und heute in Bludesch lebende Birgit Pleschberger, Jahrgang 1978, einen Querschnitt ihrer in den letzten Jahren entstandenen Zeichnungszyklen zur Schau stellt.
Hachas
Sabine Stauss-Wouk, die unter anderem am Mozarteum Salzburg bei Peter Prandstetter und Dieter Kleinpeter Malerei studiert hatte, ist ursprünglich mit Blumen- und Blütenbildern sowie Landschaften und Porträts bekannt geworden, die in ihrer Umsetzung mit monochromen Farbtönen nicht den Vorgaben der Natur entsprachen, sondern vielmehr auf innere Befindlichkeiten verwiesen. Seit mehreren Jahren aber nun gilt ihre volle Aufmerksamkeit den sogenannten „Hachas“. Der Begriff „Hacha“ bezieht sich auf die axtartige Form stilisierter Kopfdarstellungen der Mayas (hacha ist spanisch für Axt). Der kulturgeschichtliche Hintergrund dazu dazu ist, dass mesoamerikanische Ballspieler während der Maya-Zeit Schutzausrüstungen namens Hachas, Palmas und Yokes trugen, um ihre Hüften und ihren Bauch vor dem Aufprall des Vollgummiballs des Spiels zu schützen. Die beim aktiven Spielen verwendeten Hachas waren höchstwahrscheinlich aus Holz oder einem anderen leichten Material. Die Steinversionen wurden, wenn überhaupt, bei Ritualen im Zusammenhang mit Ballspielen getragen oder zur Schau gestellt. Angesichts des charakteristischen Designs jeder Hacha könnten sowohl die getragenen als auch die in Stein gemeißelten Exemplare zur Identifizierung von Teams oder Einzelpersonen gedient, oder aber auch rituelle Funktionen gehabt haben.
Sabine Stauss-Wouk hat vor allem wegen der speziellen Formensprache, die die Hachas prägen, damit begonnen, sich intensiv mit dieser Maya-Kunst auseinanderzusetzen. Die Künstlerin dazu: „Ich habe die Köpfe in ein Raster übertragen und mir die Größenverhältnisse genau angesehen. Dabei habe ich entdeckt, dass die Formen eine Vielzahl von geometrischen Figuren wie Kreis, Fibonacci-Spirale und Goldener Schnitt enthalten. Die Objekte basieren auf Gesetzmäßigkeiten, die wir aus einer viel späteren Zeit, der Renaissance, kennen.“ Stauss-Wouk hat die Maya-Köpfe mit Ölfarben auf Leinwand in sehr persönlichen Auslegungen auf die Leinwand transformiert. Trotz der figurativen Anlehnungen an die originalen Hachas wirken ihre bildhaften Umsetzungen mitunter aber auch wie stark reduzierte geometrische Kombinationen.
Klarheit und Einfachheit der Linie
Das künstlerische Œuvre von Birgitt Pleschberger ist in erster Linie vom Zeichnerischen geprägt. Sie begründet dieses Fokussierung: „Ich mag die Klarheit und Einfachheit der Linie. Ihre Natur ist es, ehrlich und unverfänglich zu sein. Erst durch das Spiel mit ihr und ihren bewußten Einsatz wird sie vermenschlicht und dadurch komplex. Und steckt voller Geheimnisse.“ In der Umsetzung verwendet sie zumeist Schwarzkreide. Erst in den neueren Arbeiten, für die sie auch zum Mittel des Aquarells greift, weichen das häufige Schwarz und auch die Linie zugunsten der Farbe sowie der Fläche etwas in den Hintergrund, wenn auch Farbe und Fläche monochrom und in grafischem und weniger malerischem Duktus gehalten werden. Darüber hinaus stellen auch Fotografie, Installation sowie Video wichtige Komponenten dar, um die grafische Arbeit der Künstlerin zu ergänzen oder auch einmal die Hauptrolle übernehmen zu lassen.
Sabine Stauss-Wouk
Eine Besonderheit, die Pleschberger in der Villa Claudia zeigt, sind etwa ihre sogenannten „Cut-outs“ wie „Falcon day“, „The end of Enterprise 1“, „Floating highlands“ oder „Sentimental journey 2“. Diese Mischtechniken auf Papier sind alle in diesem Jahr entstanden und basieren auf alten und neuen Zeichnungen, die die Künstlerin zerschnitten, gefaltet und neu zusammengeklebt hat. Mit Beispielen aus ihrer Serie der „Life lines“ gibt sie desweiteren markante Einblicke in eine völlig andere Werkgruppe. Hier sind es die feinen und sehr filigranen Linien des Scherenschnitts, der aus einem einzigen Stück Papier ausgeschnitten wurde, die sich zu einem fließenden Strom von sich verwebenden und sich gegenseitig beeinflussenden Fäden verbünden. Es sind „Ströme, die schwungvoll, gerade, schnell, langsam, verspielt, direkt, strukturiert oder wirr fließen und sich gegenseitig bedingen und beeinflussen.
Neben einer fünfteiligen Zeichenarbeit samt Video sowie weiteren Zeichnungen präsentiert Pleschberger letztlich auch noch zwei Lichtbilder. Dabei handelt es sich um grafische Arbeiten auf Papier die sich aus mehreren übereinanderliegenden Zeichnungen zusammensetzen. Von hinten beleuchtet werden darauf weitere Bilder sowie Text und damit zusätzliche (Bedeutungs-)ebenen sichtbar. Sinnbildlich gehe es hier nicht nur um Gedanken und Gefühle sondern auch um die Schattenseiten, also Dinge und Themen, die da sind und uns behindern, blockieren oder auch zerstören können.
Factbox:
- Birgit Pleschberger, Sabine Stauss-Wouk
- KunstVorarlberg, Villa Claudia, Feldkirch
- 24. 5. – 16. 6. 2024
- Vernissage: 23.5., 19.00 Uhr
- Öffnungszeiten: Fr 16 – 18, Sa 15 – 18, So 10 – 12 u. 15 – 18