Für viele ist der Fernseher, der heute in Form von Smartphone oder Tablet immer dabei ist, der beste Babysitter der Welt. Gerade in Zeiten von Lockdown, Homeschooling und Home Office greifen viele Eltern dazu, damit das Firmenmeeting oder die Hausaufgabe mit den älteren Kindern ungestört ablaufen können. Doch welche Serien sind unbedenklich für Kleinkinder und pädagogisch sogar sinnvoll?
Von Bandi Koeck
Wir machen eine kleine Reise von älteren Kinderserien zu Neuerscheinungen:
PINOCCHIO: Der Kinderbuchklassiker schlechthin, den sogar Autoren wie Alexej Tolstoi adaptiereten. Die Figur des italienischen Autors Carlo Collodi wurde bereits 1881 bekannt, als die Geschichte in einer italienischen Wochenzeitung als Fortsetzungsgeschichte mit der Holzfigur Pinocchio (Wortspiel „Dummköpfchen“) erschien. Aufgrund der steigenden Popularität entschloss sich Collodi 1883 dazu, ein Buch daraus zu machen. Pinocchio verwandelt sich am Ende der Geschichte nur dann in einen richtigen Jungen (Prozess des Erwachsenwerdens), wenn er hilfsbereit und fleißig wird. Pinocchios Nase wächst bei jeder Lüge beträchtlich, was ihn verrät und letztlich vom Lügen abbringt. Zudem wird Kindern vermittelt, artig zu sein und zur Schule zu gehen und stets auf dem rechten Weg zu bleiben. Die Figuren mit Erzieherfunktionen wie Geppetto reagieren weniger autoritär, sondern verständnisvoll und nachsichtig, wie es Eltern, Familie oder andere Erzieher wohl tun würden. Die verschiedenen Streamingplattformen warten mit dutzenden Cartoon- wie Spielfilmversionen auf.
NILS HOLGERSSON: Die „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ ist eine Anime-Serie aus dem Jahr 1980,welche auf dem gleichnamigen Roman der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf basiert. Der kleine Blondschopf Nils ist der einzige Sohn von zwei armen Bauersläuten und hat es sich zur Angewohnheit gemacht, Tiere zu quälen und malträtieren. Selbst um seinen Hamster Krümel, den er geschenkt bekommen hat, kümmert er sich nicht. Als Nils eines Sonntags wieder einmal nicht zur Kirche will, muss er zu Hause bleiben und eine Predigt lesen. Dort trifft er schon bald auf ein kleines Wichtelmännchen und erpresst dieses, die Predigt in seinen Kopf zu zaubern. Doch das Wichtelmännchen will sich nicht auf solch einen Handel einlassen und schrumpft Nils und Krümel zur Strafe für all seine Untaten auf Däumlingsgröße. Ab jenem Zeitpunkt versteht er die Tiere und sie auch ihn und er beginnt sein Verhalten zu ändern. Dies ist der Beginn einer wundervollen Freundshaft. In Deutschland gibt es mehrere sog. Nils-Holgersson-Schulen mit pädagogisch wertvollen Schwerpunkten.
CAILLOU: Was für Kinder der 80er wohl Serienklassiker wie Biene Maja, Alf, Knight Rider oder das A-Team waren, sind für die sog. Millenials Caillou, Hello Kitty, Bob der Baumeister. Die frankokanadische Autorin Christine L`Heureux und die Zeichnerin Hélène Desputeaux schufen den kleinen „Glatzkopf“ – wie der Name aus dem Französischen übersetzt werden kann. Gerade kursieren wilde Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken, die Vorlage für Caillou sei ein an Krebs erkrankter und mittlerweiler gestorbener Junge, sind absoluter Schwachsinn. Der Grund, weshalb die Zeichentrickfigur glatzköpfig ist, sei, damit sich Kinder jeder Haarfarbe und Figur damit identifizieren können und niemand ausgeschlossen werde. Ein weiterer Grund ist der Wiedererkennungswert ohne Haare. Caillou ist ein vierjähriger Junge, der fasziniert die Welt entdeckt und von seiner Familie und seinen Freunden durch diese geführt wird. Die Serie zeichnet sich dadurch aus, dass sie vom Verständnis her recht einfach gehalten ist und alltägliche Herausforderungen widerspiegelt. Die Dialoge sind einfach zu verstehen und Caillou (und dem Zuschauer) werden viele Dinge in verständlicher Form erklärt. Caillous Eltern werden als Ideal dargestellt und wissen sowohl im Umgang mit den Kindern als auch mit den Antworten auf Fragen eine sehr gute Lösung. Neben der vorbildlichen Erwachsenenrolle benennt die Erzählerin die Gefühle von Caillou (Freude, Angst, Trauer, Wut etc.) mit den richtigen Wörtern, die den Kindern dieser Altersstufe häufig noch nicht zur Verfügung stehen. 2011 machte die Universität von Virginia einen Test an mehreren Vierjährigen auf dem Gebiet der Aufmerksamkeit bei verschiedenen Aktivitäten. Die Vierjährigen wurden in drei Gruppen aufgeteilt: die erste schaute Caillou, die zweite Spongebob Schwammkopf und die dritte malte. Gruppe eins und drei schlossen am Ende besser ab.
Weitere pädagogisch wertvolle Kinderserien:
- Die Sesamstraße: Ein Dauerbrenner seit der Erstausstrahlung 1969 in den USA Das tolle an der Sesamstraße ist, dass die Kinder dabei viel Spaß haben und dennoch ein Menge lernen. Gemeinsam mit den witzigen bunten Figuren der „Sesamstraße“ erforschen die Kinder spielerisch und singend wichtige Dinge aus dem Alltag, lernen zählen, rechnen, Buchstaben und vieles mehr.
- Die Sendung mit der Maus & Die Sendung mit dem Elefanten: Seit 2007 hat der kleine, blaue Elefant aus „Der Sendung mit der Maus“ seine eigene Fernsehsendung. Das besondere daran ist, dass seine Serie speziell für die kleinen Zuschauer von drei bis fünf Jahren geplant ist. Die Kleinen lernen dabei in 25-minütigen Sequenzen spielerisch und aktiv über alle typischen Vorschulthemen. Bewegungspiele, Lieder, Rätsel und Geschichten laden zum Mitmachen ein. Dabei wird Englisch und anderes gelernt, aber auch ernste Themen des Alltags besprochen.
- Der kleine Maulwurf: Der kleine Maulwurf wurde 1957 in der Tschechoslowakei geboren. Er war der lange Zeit der Star des tschechischen „Betthupferls“ oder „Sandmännchens“. In Deutschland wurde auch er durch die „Sendung mit der Maus“ bekannt. Gemeinsam mit seinen Freunden, einen Hasen und einen Igel, erlebt der Maulwurf Pauli (im tschechischen Original Krtek genannt) seine Abenteuer. Die Geschichten lehren Kindern vor allem Interessantes zu den Bereichen Natur und Umwelt, decken aber noch viel mehr Bereiche des Alltags ab und auch soziale Werte werden vermittelt.
- Unser Sandmännchen: In den kurzen, sehr harmlosen „Unser Sandmännchen“-Geschichten wird zwar nicht so viel Allgemeinwissen, dafür aber moralische Werte vermittelt. Die einfachen Handlungen sind bereits für Kinder mit drei Jahren geeignet.
- Checker Tobi: Was früher Heidi war sind heute YouTuber und Influencer. Checker Tobi ist eine deutsche Kinderwissenssendung, die seit September 2013 wöchentlich im KiKA und im Ersten ausgestrahlt wird. Bisher wurden 116 Folgen gesendet. Moderator und Namensgeber der Sendung ist Tobi Krell. Eher für Volksschulkinder geeignet.
- Feuerwehrmann Sam: Feuerwehrmann Sam ist eine walisische Trickfilm- und Animationsserie, die 1985 von dem in Cardiff geborenen Cartoonisten Rob Lee entwickelt wurde. Die Idee stammte von zwei Feuerwehrleuten aus Kent. Feuerwehrmann Sam wurde in über 40 Länder verkauft und in ca. 20 Sprachen synchronisiert. Dabei behielt Sam fast immer seinen Namen, nur auf Arabisch und Hebräisch heißt er Sami. Da der Beruf des Feuerwehrmanns bei Kleinkindern Heldenstatus einnimmt und Sam die Bewohner von Ponty Pandy vor Feuer und anderen Katastrophen rettet, ist diese Serie bei Kindern wie auch Eltern sehr beliebt. Die Intention ist, Kindern Brandverhütung näherzubringen und sie zu ermutigen, bei Gefahr den Notruf zu wählen. Angesprochen werden sollen Kinder zwischen drei und sechs Jahren, weshalb Eigeninitiative bei der Brandbekämpfung oder Personenrettung nicht gezeigt oder gar vorgeschlagen wird. Die Geschichten sind einfach und die Anzahl der handelnden Personen niedrig gehalten.
- Anna/Paula und die wilden Tiere/Haustiere
Pädagogisch weniger geeignete Serien:
Es ist natürlich schwierig, hier ein objektives Ranking abgeben zu können, schließlich sind nicht nur Geschmäcker sondern auch Erziehungsmethoden verschieden. Wir haben hier einige Serien aufgelistet, welche uns zu kitschig, oberflächlich oder schlichtweg stupide erscheinen:
- Spongebob Schwammkopf
- Hello Kitty
- Teletubbies
- Batman/Batwoman
- Ben 10
- Paw Patrol
- PJ Mask
- Familie Hauser (Playmobil)
- Tom & Jerry
- Pocoyo