Zwei Frauen, die eine Live-Radiosendung mit Texten von und über Elfriede Gerstl machen.
Der Beweggrund für die Entwicklung dieser Theaterproduktion ist für die beiden Theratermacherinnen die Faszination und Begeisterung für die Autorin; das Ausloten der verschiedenen Töne und Stimmungen in ihren Texten, der Umgang mit ihrer Sprache, ihrer Lebensweisheit und ihrem Humor, den sie auch in Krisenzeiten nie verloren hat.
Dem zugrunde liegt die Idee eines irren, prekären Experimentierstudios: Die beiden Darstellerinnen sind Sprecherinnen und gleichzeitig Tonmeisterinnen und Moderatorinnen: Martha und Hanna arbeiten daran, die Texte von Elfriede Gerstl über den Äther zu bringen. Im Werk von Elfriede Gerstl finden sich Hörspiele und Gedichte, Prosa, Interviews und Sinnsprüche. Es sind sehr persönliche Texte, die sich mit dem Altern, Krankheit und dem Tod beschäftigen, in denen sie sich mit dem Frausein und Freundschaften auseinandersetzt. Texte, in denen es um die Einsamkeit und um das Schreiben geht, aber auch das Feiern und das Wiener Leben. Mit diesem Abend soll mit ihren Texten ihr Esprit zelebriert und folgendes Zitat von Elfriede Jelinek berücksichtigt werden:
„Ich verlange, dass die Werke Elfriede Gerstls die nächsten hundert Jahre (und noch viel länger) gelesen werden. Das ist eine Stimme in der österreichischen Literatur, die nie verstummen darf. Diese gellende Leichtigkeit, diese zarten, aber durchdringend leisen Gedanken dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“ (Elfriede Jelinek)
Elfriede Gerstl 1932–2009
Die Tochter eines jüdischen Zahnarztes überlebte die Zeit von 1938 bis 1945 in verschiedenen Verstecken in Wien. Ab 1952 studierte sie einige Semester Medizin und Psychologie und begann Anfang der 1950er Jahre zu schreiben. In den bewegten 1960er Jahren lebte sie als Stipendiatin des Literarischen Colloquiums in Berlin, wo sie u.a. zusammen mit Hubert Fichte und Peter Bichsel den Gemeinschaftsroman „Das Gästehaus“ verfasste. Schon ab 1951 veröffentlichte sie in Zeitschriften und Verlagen der österreichischen literarischen Gegenszene. Sie schrieb Gedichte, Essays und kurze Prosastücke und war als einzige Frau im Umkreis der Autoren der Wiener Gruppe aktiv. Ab 1972 lebte sie ausschließlich in Wien und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung (GAV), aus der sie 1992 aus- und 1995 wieder eintrat. Für ihr Werk erhielt sie u.a. den Erich-Fried-Preis, den Georg-Trakl-Preis, den Theodor-Körner-Preis und den Heimrad-Bäcker-Preis.
“Das TAG erinnert an die große, grimmige Elfriede Gerstl. (…) In Dialogform arbeiten sich die Darstellerinnen (und Regisseurinnen) durch Gerstls Texte: Gedichte, ‚Hörstücke‘, Gedankenfragmente. Immer wieder zu spüren: Die grimmige Entschlossenheit Gerstls, den Unerfreulichkeiten des Lebens Humor entgegenzuhalten: ‚Es kann nichts Gutes sein, wenn man das Beste daraus machen muss.‘ – ‚Fernsehkrimi: Zuerst kennt man sich nicht aus und dann ist es fad.‘ (…) Gesungen wird auch, ein fantastisch durchgeknalltes Stück namens ‚Ich bin ja so normal‘. Ein toller Abend.”
Kurier
Theater
- Sa. 14. Okt. 2023, 19.30 Uhr, Theater am saumarkt
„wannst net sterbst sehn ma uns im nächsten herbst“ - Ein Theaterabend mit Texten von Elfriede Gerstl
- Von Johanna Orsini und Martina Spitzer
Es spielen: Johanna Orsini, Martina Spitzer
Regie: Johanna Orsini, Martina Spitzer