Das glaubt die Landeshauptfrau von Niederösterreich. Der Landeshauptmann von Vorarlberg meint, wir machen ohnedies das riesige Hochwasserschutzprojekt Rhesi, das reicht. Man lasse sich von der Europäischen Union nichts dreinreden.
Von Dr. Albert Wittwer
Die Biolandwirtschaft sei mit einem Anteil von etwa zwanzig Prozent in Europa sowieso führend. Wozu soll man dann bis ins Jahr 2030 zwanzig Prozent der früheren Moore und Feuchtgebiete wieder herstellen müssen? Mir kommt das ja wenig vor.
Ohne Landeshauptleute traut sich die Umweltministerin nicht, im Europäischen Rat für Österreich zuzustimmen. Technisch betrachtet hat der Herr Bundeskanzler, der ist ebenfalls gegen die Richtlinie, nichts zu sagen. Wir haben, von den Ministerinnen weitgehend unbemerkt, kein Weisungsrecht des Bundeskanzlers an die einzelnen Fachressorts.
Vor einigen Jahren hatte ich sechs Bienenvölker. Davon starben jährlich drei. Honig habe ich keinen entnommen, bloß die Bienen im Winter zusätzlich mit Zucker gefüttert. Die Völker waren teilweise zu klein, um den schon damals ziemlich warmen Winter zu überleben. Die Bienen fliegen so etwa sechs Kilometer und in diesem Radius befinden sich glyphosatgespritzte Futtermaisfelder. Oder mit Gülle kräftig gedüngte Wiesen. Blumen? Fehlanzeige. Keine Moore, Streu- und Magerwiesen. Bienen wissen nichts von Glyphosat, aber sie finden aus Glyphosatfeldern nicht zu ihrem Volk zurück.
„Stirbt erst die Biene, dann der Mensch?“ Daß es ohne Insekten keine Landwirtschaft und kein Essen mehr geben wird, ist unbestritten.
Die Liste der bedrohten, mitteleuropäischen Wild-Tier- und -Pflanzenarten können wir alle, auch der Landeshauptmann, der allabendlich zahlreichen Krimimordfälle überdrüssig, leicht recherchieren.
Wieso verweigern sich kluge, gebildete, wohlmeinende Menschen in den höchsten Ämtern, die eine Demokratie zu vergeben hat, dieser Einsicht? Ich kann bloß vermuten, aus Wahltaktik. Bald wird für das Europäische Parlament gewählt. Sie wollen auch die Leute erreichen, die überzeugt sind, das alles sei nur Panikmache eines fremdgesteuerten „Systems“.
Das Europäische Parlament hat der Renaturierung schon zugestimmt. Den Nationalen Energie- und Klimaplan, der vor einem Jahr fällig gewesen wäre, haben wir bisher nicht einmal als Entwurf erarbeitet. Egal. Wir wollen mal wieder die letzten sein.
Anmerkungen:
Landeshauptmann Wallner zu Radio Vorarlberg:
Zu den vermeintlichen Nachteilen der Renaturierungsrichtlinie:
Kommissarin erinnert an Deadline für Klimaplan: