Ein Monat ohne Social Media – die 150 Teilnehmer des diesjährigen OFFTOBER sind dem Ruf von Offline Institute-Gründerin Linda Meixner aus Gargellen gefolgt und haben sich der Herausforderung gestellt. Wie es ihnen während der 31 Tage ohne Instagram, Facebook & Co. ergangen ist und welche neuen Gewohnheiten sich in ihrem Alltag etabliert haben, lesen Sie hier:
So viel sei schon einmal verraten: Der Verzicht auf soziale Netzwerke hatte unter anderem Auswirkungen auf ihre generelle Bildschirmzeit, ihre Kreativität, ihr Schlafverhalten und den Umgang mit ihren Mitmenschen.
Rund 150 Personen sind dem Ruf von „Offline Institute“-Gründerin Linda Meixner aus Gargellen gefolgt und haben den Oktober ohne Social Media verbracht. Die Veränderungen im Alltag der Teilnehmer reichen von mehr Konzentration und Kreativität über gesteigerte Interaktion mit ihren Mitmenschen bis hin zu besserem Schlaf, intensiveren Träumen und Halbierung der Bildschirmzeit. Inwiefern sich die subjektive Wahrnehmung mit den objektiven Messergebnissen des ISAG der UMIT TIROL deckt, zeigt sich in den kommenden Monaten. Derzeit laufen die Auswertungen der Herzra-
tenvariabilitätsmessung (HRV). Die Auswertung der HRV-Messungen der 50 Teilnehmer, die während dem OFFTOBER wissenschaftlich begleitet wurden, läuft noch bis Dezember. Die ersten Ergebnisse werden hier für Januar erwartet.
Mehr Zeit für Familie, Freunde und das eigene Wohlbefinden – so ließen sich die Empfindungen der 150 Teilnehmer des diesjährigen „Offtober“ zusammenfassen. In der Realität war es für jeden Einzelnen aber viel mehr als das. Durch den Verzicht auf Social Media wurde ihnen ihr Umgang mit dem Smartphone bewusst. Die Teilnehmerinnen haben begonnen, sich zu reflektieren und ihnen wurden die Augen geöffnet, was schließlich zu Veränderungen in ihrem alltäglichen Leben geführt hat. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Teilnehmer hier einen echten Prozess durchlaufen haben“, erklärt Linda Meixner, die im Zuge ihres Master-Studiums 66 Tage lang komplett auf ihr Smartphone verzichtete.
Mit der Gründung des „Offline Institute“ setzt Meixner genau hier an. „Die moderne Technik unserer Smartphones, Tablets, etc. ist unbezahlbar und unabdingbar, fantastisch in ihrem Können, aber eine Technik deren gesunden Umgang wir noch nicht gelernt haben. Es ist höchste Zeit für eine Bedienungsanleitung. Die Rückmeldungen der „Offtober“-Teilnehmer machen dies einmal mehr deutlich. Es ist unglaublich, was sich alles durch einen einzigen Monat ohne Social Media verändern kann“, betont Meixner.
Nach einer anfänglichen Entzugsphase von rund vier bis fünf Tagen, begannen die Teilnehmer sich und auch ihr Umfeld im Umgang mit dem Smartphone zu reflektieren. Viele berichteten, dass sich ihre Schlafqualität verbesserte, sie ihre Arbeitszeit produktiver nutzen konnten und sich ihre allgemeine Bildschirmzeit halbierte. Sie berichten von mehr sozialer Interaktion, mehr Zeit in der Natur und dem Leben im Hier und Jetzt, ganz ohne die ständige Ablenkung durch die digitale Welt. Durch den Verzicht auf Soziale Netzwerke sind auch die weiteren Funktionen des Smartphones in den Hintergrund gerückt. „Ich habe viel weniger online gekauft. Einfach nur, weil ich mein Handy nicht ständig in der Hand hatte“, erklärt ein Teilnehmer im Feedbackgespräch. „Stattdessen habe ich die kleinen Momente des Wartens im täglichen Leben für mich genutzt, meine Umwelt bewusst wahrgenommen oder mich mit Menschen unterhalten.“ Einige der Teilnehmer*innen empfanden die geistige Abwesenheit ihrer Mitmenschen bei persönlichen Treffen durch den ständigen Druck online etwas zu verpassen, schon bald als störend und unangenehm. „Erst wenn man selbst darauf verzichtet, wird einem bewusst, wie viel Aufmerksamkeit und Zwischenmenschlichkeit durch das ständige Scrollen verloren geht“, berichtet eine Teilnehmerin.
Mittlerweile liegt der „Offtober“ einige Wochen zurück und Social Media hat im Alltag teilweise wieder Einzug gehalten. Doch die Abstinenz hat nachhaltig Wirkung gezeigt. „Ich möchte meine Bildschirmzeit weiterhin unter einer Stunde halten“, ist eine Teilnehmerin entschlossen. „Ich fühle mich so einfach viel wohler.“
Erste wissenschaftliche Ergebnisse Ende Januar
Ob dieses Empfinden nur subjektiv ist, oder sich eine Verbesserung der mentalen und körperlichen Gesundheit durch den „Offtober“ tatsächlich objektiv messen lässt, gilt es derzeit herauszufinden. Das bisherige Feedback der Teilnehmer zeigt die ersten Eindrücke und persönlichen Empfindungen auf. Um zu erfahren, was sich im Alltag etabliert, geht der „Offtober“ auf wissenschaftlicher Ebene noch bis Dezember weiter. Experten des ISAG (Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus) der UMIT TIROL, welche das Projekt zusätzlich mittels HRV-Messung begleitet haben, sind gerade mit den Auswertungen beschäftigt. „Die ersten Ergebnisse bekommen wir voraussichtlich Ende Januar“, klärt Meixner auf. Diese sollen in Zukunft dabei helfen, einem globalen Problem entgegenzuwirken und eine neue digitale Balance zu schaffen.
Für Meixner und das „Offline Institute“ war der „Offtober“ erst der Anfang. Die Erkenntnisse aus dem Offline-Monat liefern wissenschaftliche Handlungsempfehlungen für das Tourismuspilotprojekt „Off-line-Dorf“, in das sich Gargellen im Sommer 2023 verwandeln wird. Ganz nach dem Motto „Change Screen-Time into Me-Time“. Eine Technik, deren gesunden Umgang wir noch nicht gelernt haben. Es geht nicht um das ob, sondern um das WIE. Wir haben noch keine Bedienungsanleitung dafür. Genau hier setzt das ,Offline Institute‘ an. Die Teilnehmer*innen erwartet ein unvergesslicher Monat, in dem sie ihre Umwelt wieder viel bewusster wahrnehmen werden. Die Zeit, die sie sonst online verbringen, steht ihnen nun für reale soziale Interaktion und kreatives Schaffen zur Verfügung. Ich freue mich schon darauf zu erfahren, wie sich der Alltag der Teilnehmerinnen im Oktober verändert hat und welche Erkenntnisse die Expertinnen aus den HRV-Messungen ziehen können.“