Es gibt Momente, in denen eine Gemeinde mehr Haltung zeigt als so mancher Staat. Die Marktgemeinde Rankweil hat vergangene Woche zwei mutige und längst überfällige Schritte gesetzt: Der Ehrenring für Natalie Beer wurde posthum aberkannt – ebenso das 1994 errichtete „Natalie-Beer-Museum“ geschlossen. Bravo Rankweil!
Von Bandi R. Koeck
Die Initialzündung dafür setzte der unbequeme und aufrechte Ex-Lehrer Werner Nesensohn. Der bekannte Historiker Meinrad Pichler hat in akribischer Arbeit die braunen Flecken in der Ortschronik aufgezeigt. Das Ergebnis: Natalie Beer war keine harmlose Heimatdichterin, sondern die ranghöchste Nationalsozialistin Vorarlbergs. Bereits 1939 trat sie in die NSDAP ein. Für die NS-Frauenschaft der Gauleitung Tirol-Vorarlberg war sie in führender Position als Presse- und Propagandaleiterin tätig – mehr als belastend.
Doch während in Rankweil nun endlich aufgearbeitet wird, hüllen sich das Land Vorarlberg, der Franz-Michael-Felder-Verein, und andere Institutionen weiterhin in Schweigen. Dieselben, die Natalie Beer zu Lebzeiten mit Preisen, Medaillen und lebenslangen Stipendien überhäuft haben. Die Kanzlei des Bundespräsidenten setzte dem 1979 noch die Krone auf und machte sie zur Professorin.
Dabei war ihre demokratiefeindliche Haltung kein Geheimnis: Beim Interview mit Michael Köhlmeier im Juli 1983 – das man heute als historisch bezeichnen darf – weigerte sie sich kategorisch, das Wort „Demokratie“ auch nur auszusprechen. Köhlmeier hat dafür gesorgt, dass dies nicht in Vergessenheit gerät und dafür gebührt im großer Dank (das „Hörfenster“ erschien bei ORF Vorarlberg und kann zum Beispiel im Archiv der Marktgemeinde Rankweil angehört werden).
Mit Hilfe ihres Freundes Franz Ortner konnte sie selbst in der Nachkriegszeit in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Pseudonym „Ursula Berngath“ weiter publizieren – NS-belastete Kreise verhalfen ihr bei der Dornbirner Messe zu einer Nachkriegskarriere im Kreis weiterer ehemaliger Nationalsozialisten.
Es wird Zeit, dass auch das Land Vorarlberg, der Felder-Verein, die Gemeinde Au und alle anderen, die ihr einst Anerkennung zuteilwerden ließen, endlich dem Beispiel Rankweils folgen.
Keine Ehrung für NS-Propagandisten. Keine Ehrung für Menschen, die Demokratie verachteten und sich nie von den Gräueln des SS-Staates distanziert haben.
Was Rankweil hier getan hat, ist mehr als Symbolpolitik – es ist ein wichtiger Schritt Richtung historische Verantwortung. Es braucht mehr davon: In unseren Dörfern, Städten und Gemeinden.