„Mama, wo isch jetzt min blauer Dschinni Diamant?“
„Ja, das weiß ich auch nicht. Hast den jetzt im Bus liegen gelassen?“
Die Tochter wühlt verzweifelt in ihren Jackentaschen umher.
„I han ihn! I han ihn!“
Rumps… und der blaue Diamant fällt dem kleinen Mädchen zu Boden, kullert entlang des Gehsteiges, knapp vorbei am Gitter eines kleinen Kanaldeckels, und bleibt mitten auf der Straße liegen.
Während die Mutter schon zum allseits bekannten, oft auf nervigen, Spruch „Uh, da hast jetzt aber Glück gehabt, dass der da nicht…!“ ansetzen wollte, reißt sich die Tochter los und stürmt ohne links und rechts zu schauen auf die Straße….
von Lydia Gaßner:
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser an diesem kalten Sonntag. Na, wollen Sie wissen, dass jetzt ein Auto kam? Und wollen Sie wissen, dass das kleine Ungestüm Glück hatte, weil der Autofahrer sofort reagierte und stehen bleiben konnte? Wollen Sie lieber wissen, dass das junge Mädchen doch vom Auto erwischt wurde, weil die Straße zu eisig war und ins Krankenhaus kam und wollen Sie vom Arzt hören, dass sie Glück hatte, weil sie nur eine Prellung hat?
Wollen Sie wissen, dass der Autofahrer im Reflex das Lenkrad zur Seite riss und mit voller Wucht gegen die Hauswand krachte, und er und seine Beifahrerin dann gottseidank nur leicht verletzt wurden, obwohl beide nicht angeschnallt waren?
Haben Sie auch öfters Ihren Schutzengel dabei und hoffen, dass alles glimpflich ausgehen wird? Beim Schifahren noch schnell eine Rechtskurve, beim Stolpern noch schnell mit der linken Hand beim Türrahmen abgestützt? Beim Kerzenanzünden noch die brennende Tischdecke ablöschen können? Bei der eisigen Einfahrt ausgerutscht? Und ich weiß nicht, wie das bei Ihnen so ist, aber kennen Sie das mulmige Gefühlt beim Aussteigen eines Verkehrsmittel über solch einen Kanaldeckel, in dem der blaue Dschinni Diamant fast hineingefallen wäre? Dort fällt dann tatsächlich so ein Schlüssel hinein.
Der bleibt aber aufgrund des dicken hässlichen Schlüsselanhängers, den Sie vielleicht von ihrer ehemaligen besten Freundin geschenkt bekommen haben und wegen dem Sie damals eine größere Tasche kaufen mussten (Zumindest war der Kauf dieser x-ten Tasche ein gutes Argument. Und am nächsten Tag haben Sie dann festgestellt, dass diese schweineteure Tasche doch tatsächlich um die Hälfte billiger gewesen wäre, weil dann eine Sonderaktion stattfand?), dann doch stecken und Sie können ihn leicht herausziehen. Und haben Sie dann doch beim Hinunterbücken einen Hexenschuss und mussten danach dann doch zum Arzt, der Sie gleich auf Verdachts eines Bandscheibenvorfall zum MRT überweisen will, was sich dann glücklicherweise nicht bestätigt. Und ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber wenn man auf die letzte Minute noch in die geöffnete Türe des bereits schon verspäteten Zuges springt, der einem eigentlich pünktlich zum Flieger bringen sollte und über sein ganzes Gepäck stolpert und sich dabei den Fuß verletzt. Und wenn man bei der Ankunft freundlich im Hotel mit dem Worten „Oha, was ist denn Ihnen passiert?“ begrüßt wird.
„Ach, ich habe mir verletzt.“
„Oje, und ich wollte Ihnen gerade einen Glücksbringer für das neue Jahr geben.“
„Oh, danke, den kann mein Schutzengel sicher gebrauchen.“
Tja, dann ist man manchmal die Taube und manchmal das Denkmal.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen glücklichen Sonntag!