„Mama!….“
„Mmh?..“
„Du hast gestern am Obad mir gseht, i darf hüt am morga für dBarbie a neus Kleid ha‘!“
„Zersch machsch dine Husi! Deklariere die Nomen.“
von Lydia Gaßner
Tja, und da steht sie. Hände in die Hüfte gestemmt! Das Pupertierkind.
Aber Hallo! Holt das Porzellan aus der Vitrine, poliert das Silberbesteck, kleidet euch in feinste Stoffe! Jetzt kommt sie: Die Dame des Hauses, die Königin vom Legoland. Herzogin von Einhornpferden. Meisterin der Pfeiftöne à la Delfine im Ultraschallbereich. Ein Sturm zieht auf.
Tja, da steht sie nun. Verschränkt die Arme, böser Blick, und auf der Unterlippe Platz für eine ganze Hühnerscharr zum darüber laufen. „Goo go go gooo!“
Da können sie alle einpacken, der Norweger Adrian Smiseth mit seinem Bimmelbammelpimmel, genauso wie Magnus Brunner mit seinem Cool out Work-Life-Balance Schnellschussflucht in die Homeofficeauszeit. Genauso wie die Coronatestzentren. Fertig.
Aber passt gut in das Weltgeschehen hinein. Heute ist es offiziell: Der Miesepetertag! Heute zum Sonntag können Sie es, liebe Leserinnen und Leser, in aller Ruhe raus lassen! Lassen Sie es raus, Ihre schlechte Laune, nörgeln Sie heute mal so richtig bewusst herum. Das ist wichtig. Der Körper muss merken, dass Sie noch leben. Ying und Yang. Meditation. Das innere Gleichgewicht wieder herstellen. Und wenn es nicht gleich befriedigt, dann ein Puzzle auf den Tisch leeren. 500 Teile Citynight, Hälfte schwarz… und da können Sie sich entspannen! Jaaa!
Da kommt der Ärger schon von ganz allein, wenn dann vor lauter Wut die Teile nur so durch den Wohnraum fliegen und im Staubsauger dann die Puzzles verkeilen, und man den halben Nachmittag mit Staubsaugerzerlegen beschäftigt ist. Entspannend.
Genießen sie das Jammern, holen Sie Luft, trinken einen Schluck von diesem scheußlichen Kaffee, der offensichtlich nicht ordnungsgemäß in Brasilien von den Einheimischen geröstet wurde und der schon wieder zu kalt ist, weil die Kaffeemaschine nicht mehr richtig funktioniert. Weg damit. Gibt ja schließlich genug fleißige Chinesen, die auch den Sonntag noch nützen, um genügend Elektronikplatinen herzustellen.
Beißen Sie ab vom harten versalzenen Brot, dessen Teig in den Billiglohnländern produziert wurde und schließlich von irgendeinem Trottel für einen Hungerslohn herchauffiert wurde und schimpfen Sie einfach mal über jemanden, der Ihres Weges kreuzt. Einfach mal der nächstbeste. Der ist ja sowieso an allem Schuld.
Erste-Welt-Probleme. Die Regierung! Schuld! Die Minderheiten! Schuld! Die Menschen mit Migrationshintergrund! Schuld! Kinder in Kambodscha, die den Reißverschluss der exquisiten Sportjacke so schlecht genäht haben, dass einem bei Minusgraden auf dem beheizen Sessellift dann doch etwas frisch wird an der Brust. Schuld! Die drei fauligen Erdbeeren, die in der Verpackung drinnen sind. Südafrika Sch-sch-schuld! Nicht so einfach, wenn die Körnchen zwischen den Zähnen kleben.
Das tut der Seele gut, der Beziehung zu Ihren Mitmenschen vielleicht nicht, aber das ist ja nicht mein Problem. Wie das mit dem Holocaust. Da bin ich auch nicht schuld, das ist nicht mein Problem.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Miesepetersonntag…