Von Thomas Bertram
Mit einem Riesenaufwand hat Amazon eine opulente Vorgeschichte zum Herrn der Ringe geschaffen. Opulent in der Ausstattung, in den Landschaften, in den handelnden Personen, in ihren gegenseitigen Verwicklungen und Verstrickungen. Zwerge, Elben, Orks und Menschen gibt es schon, Hobbits noch nicht, aber ihre Vorfahren, die „Haarfüße“, ein Nomadenvolk.
7 Wochen klang über 8 Folgen von je knapp einer Stunde wurde die Vorgeschichte der drei Elbenringe erzählt, aber längst nicht nur das, viel mehr. Da die Geschichte in sehr verschiedenen Welten und Umgebungen spielt, ist es in dem Sinne mehr als eine. Von daher gibt es so viele handelnde Hauptpersonen, dass ich hier auf die Namen der SchauspielerInnen bewusst verzichte.
Die Geschichten in absoluter Kürze:
Die Haarfüße ziehen los und nehmen zunächst widerwillig, dann mit Respekt einen buchstäblich vom Himmel gefallenen „Großen“ mit, der sich unterwegs doch als immer nützlicher erweist, trotz großer Verständigungsschwierigkeiten. Er wird wohl später „Gandalf“ werden.
Galadriel versucht, Sauron zu finden und zu töten, doch erfolglos. Sie trifft als Schiffbrüchige auf Menschen, die auf der Insel Numenor ein angenehmes Leben führen. Mit von der Partie ist Halbrand, ein von den Orks vertriebener Mensch. Allerdings trägt er das Königssiegel bei sich. Gemeinsam überzeugen sie die zaudernde Führung Numenors, den Menschen zu Hilfe zu eilen.
Diese Menschen wurden lange von Elben beschützt und gleichzeitig bewacht, weil sie vor langer Zeit mit Saurons gestürztem Gebieter paktiert hatten. Und auch jetzt sind sie teilweise nicht abgeneigt, der dunklen Macht zu folgen. Sie werden in einen erbarmungslosen Kampf mit Orks, angeführt von einem ehemaligen Elben verstrickt. Es geht um ein altes Artefakt, mit dessen Hilfe ein Vulkan ausbrechen kann und damit der Schicksalsberg und das Land Mordor entstehen.
Die Zwerge haben ein neues Metall gefunden, aber es ist dem Zwergenkönig zu gefährlich, dieses abzubauen. Damit gerät er in einen Konflikt mit seinem Sohn, der in diesem Erz zunächst eine Chance für neuen Glanz sieht, später erfährt, dass er damit die Elben retten könnte.
Diese Elben leben inzwischen ein eher beschauliches Leben, doch es ist bedroht, weil ihr Lebensbaum stirbt. Das neue Erz könnte sie retten. Celebrimbor und ein sehr junger Elrond finden am Ende, gemeinsam mit Galadriel und Halbrand, der sich zum einen als gewiefter Schmied, zum anderen aber als Betrüger erweist, eine Lösung. Die drei Elbenringe werden geschmiedet, doch Halbrand …
Mein kritischer Blick auf diese erste Staffel:
Ausstattung, Welten, Landschaften, Tricktechnik das ist alles nur von Feinsten, eine Augenweide. Die Inszenierung ist trotz der fast 8 Stunden immer ziemlich straff, es werden regelmäßig die scheinbar vorgefertigten Handlungsstränge verlassen und neue Ideen eingebracht. Allianzen werden eingegangen, zerbrechen und neue entstehen, so ist es auch mit den Zielen vieler der handelnden Personen. Es gibt bereits große Schlachten und kleine Scharmützel, alles detailverliebt umgesetzt.
Insgesamt habe mir 6 der 8 Folgen aus diesen Gründen ausnehmend gut gefallen. Aber ich muss die Folgen 1 und leider auch die letzte Folge 8 davon ausnehmen. Wegen der zu großen Spoilergefahr werde ich meine Kritik an der letzten Folge hier sehr allgemein halten.
Was mir an Folge 1 nicht gefallen hat, ist die Überfülle an neuen Welten und Personen. Hätte man die Haarfüße zumindest erst in Folge zwei eingeführt, wäre es eine überwiegend elbische Folge gewesen mit immer noch drei Handlungssträngen an vier Orten. Und in Folge 8 ging es mir ein wenig zu „hopplahopp“. Oh, schon die letzte Folge, wo sind denn jetzt die Ringe? Und noch mehr unbeantwortete Fragen. Welche wirkliche Funktion/Herkunft haben eigentlich diese drei silbernen Gruselgestalten mit ihren Zauberkräften?
Was bleibt? Sehenswert ist diese Staffel allemal und sie macht Lust auf die nächsten Staffeln. Es müssen ja noch die Ringe für die Zwergenherrscher und die Menschen geschmiedet werden. Und Sauron benötigt auch noch seinen „Einen Ring“.