Von Thomas Bertram
(Don’t) panic / Keine Panik
Was macht man, wenn man viele gute Ideen hat? Also, ganz konkret für einen Film oder ähnliches? Zuviele Ideen für einen (!) Film? Dann eben Sequels. Oder gleich richtig: eine ganze Serie, eine Staffel. Und wenn sie gut läuft, noch ein paar mehr hintenran. Dexter, Breaking Bad, Lost, Game of Thrones, … die Liste ist unglaublich lang und die meisten Staffeln sind richtig gut. Das ist die eine Seite der Medaille und dann gibt es die andere, man hat viele gute Ideen und vereint sie wie die eben erwähnten in einer Staffel unter einem Oberthema. Und was passiert? Plötzlich stehen sich viele an sich gute Ideen gegenüber und stechen sich gegenseitig aus.
So geschieht es bei Panic, der Staffel, die gerade bei Amazon Prime als Eigengewächs aggressiv beworben wird. Zählen wir einmal die guten Ideen, die es allein in den ersten Folgen gibt, auf: eine mittelgroße Stadt, bei der die Absolventen der Highschool an einem absurden aber lukrativen Wettbewerb teilnehmen können und sich so eine bessere Zukunft, hier unter dem Stichwort: die einzige Chance, um aus diesem Ort herauszukommen, zu sichern. Was steckt hier alles drin, die miefige Enge einer Stadt, aus der du nicht rauskommst, vielleicht tatsächlich so etwas wie eine Barriere, die nicht anders zu überwinden ist. Ja, das steckt drin und ist nicht drin!
Dann die nächste Idee: die Teilnehmerschar, die sich in diversen Mutproben beweisen muss, da gibt es den rowdyhaften Draufgänger, den undurchsichtigen „Neuen“, die beiden Freundinnen, die miteinander gewinnen wollen, und jede Menge mitlaufendes Fußvolk, dazu die Zuschauer. Natürlich kriselt und menschelt es zwischen diesen, Bündnisse werden geschlossen, gebrochen, neu definiert Erbitterte Feinde werden zu Verbündeten und umgekehrt. So füllt man die Staffel.
Und weiter: die Regeln. Alle kennen sie aber trotzdem werden sie ständig erklärt. Du musst hier gar nichts, aber wenn du kneifst, bist du raus. Und „Keine Panik“ – denn wer in einer Mutprobe Panik bekommt, der kann sterben. Und das ist im vergangenen Jahr zwei Absolventen so ergangen. Trotzdem wird weitergemacht.
Die nächste gute Idee: die örtliche Polizei will dieses Treiben unter allen Umständen unterbinden, weil es eben Tote gegeben hat, der Sohn des Sherifsist eines der Opfer, doch die Orte und Zeiten der Mutproben werden verschlüsselt veröffentlicht und so kommt es zum Wettrennen zwischen Hase (Polizei) und Igel (die Kids).
Weiter geht’s: die Mutproben haben es in sich und die Kamera fängt sie gut ein. Der Thrill kommt rüber.
Mysteriös: WER zum Henker denkt sich das alles aus? WER steckt dahinter? Irgendwelche ominösen „Richter“ scheinen das alles zu steuern und auch das Geld für den Sieger zu spendieren. Was haben sie davon? Sind es gar mystische Götter oder Wesen, denen Opfer gebracht werden müssen?
Persönliche Verwicklungen: die Tochter eines der Polizisten macht mit und hat gute Chancen. Sie tut es, obwohl sie weiß, wie sehr ihr Vater diese Truppe verfolgt und auffliegen lassen will, denn im Jahr zuvor hat es wie erwähnt den Sohn eines Kollegen erwischt.
Hier gäbe es noch einige Ideen mehr aufzuführen, aber das soll für den Überblick genug sein. So viele gute Ideen, aber leider passen sie nicht zusammen. In den USA kann nun wirklich jeder, dem es hier nicht gefällt, woanders hin und sein Glück anderswo versuchen. Warum soll ein fast erwachsener Teenager, der einen Collegeplatz sicher hat, sich dieser Herausforderung stellen? Die Zukunft ist doch positiv vorgezeichnet? Warum sollen zu den knapp 20 Teilnehmern auch noch einmal die doppelte Anzahl an grölenden, jubelnden Zuschauern dazukommen? Was wollen die? Und wieso sind es nur die von diesem Jahrgang? Weder zukünftige noch letztjährige sind dabei? Sind die zu blöd, die verschlüsselten Botschaften zu lesen? Trauen sie sich nicht? Es passt einfach nicht, das Konstrukt ist viel zu schwerfällig und kracht von einer Logiklücke in die Nächste. Schade, für einen Spielfilm entweder als Teenie-Horror-Thriller oder Coming of Age hätte es sicher gereicht. Auch als Familiendrama mit Eltern-Kind-Konflikten wäre da noch vieles gegangen. Und dass wir alle bereits ab Folge 1 wissen, wer denn nun gewinnen wird (natürlich das „hässliche Entlein“ das gar nicht spielen will), macht es auch nicht besser. Und so vieles mehr ist so schrecklich vorhersehbar, hier wird die Klaviatur der Klischees aber auch wirklich in voller Länge ausgespielt.
Um es kurz zu machen: Spart euch Lebenszeit und schaut etwas Besseres.