Gsiberger der Woche: Die Vorarlbergerin Julia Hummer veröffentlicht seit neun Jahren neopsychedelische Musik unter dem Künstlernamen Juleah. Im Interview mit Gsi.News spricht die Musikerin über ihren Werdegang, ihren Arbeitsprozess und mehr.
Von Claudia Wachter
Die Karriere von Juleah, wie sich die Vorarlberger Songwriterin und Multi-Instrumentalistin Julia Hummer nennt, begann 2012; bis zum Ende des Jahres 2013 hatte sie bereits ein Album und zwei EPs selbstveröffentlicht. Ihr entspannter neopsychedelischer Sound fand schnell Anhänger und gefiel auch dem Label Konkord, welches 2015 den ersten physischen Tonträger der Musikerin veröffentlichte. Seit 2016 wird Juleah von einer Liveband unterstützt und trat bereits in Österreich, der Schweiz, Italien, Tschechien, Spanien und Frankreich auf.
Gsi.News: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Julia Hummer: Mit ca. 5 oder 6 Jahren wurde ich in der musikalischen Früherziehung angemeldet. Danach wählte ich zuerst die Violine als Instrument aus; als mir dies dann nicht gefiel, stieg ich auf die klassische Gitarre um. Auf diesem Instrument erhielt ich dann 11 Jahre lang Unterricht. Ich übte Etüden, irgendwann später auch Stücke von Bach und Mozart, ganz am Schluss dann auch jazzige, „moderne“ Sachen. Geübt habe ich eigentlich kaum. Ich weiß bis heute nicht, ob mein Lehrer das gemerkt hat oder nicht, jedenfalls hat er nie mit mir geschimpft. Missfallen hat ihm aber, dass ich es nie geschafft habe, mir die Fingernägel der rechten Hand wachsen zu lassen.
Im Rahmen des Musikschulunterrichts gab es auch einmal ein „Beatles-Projekt“, in welchem ich E-Gitarre in einer vollen Bandbesetzung spielen durfte. Ich erinnere mich gut an den Moment, als wir das erste Mal mit dem Schlagzeug zusammen probten. Das war schon sehr kraftvoller, eindrücklicher Moment, wie ein Blitz, der durch den Körper fährt.
Mit 19 verließ mich dann die Lust, weiterzumachen. Mein Freund war für mich zu dieser Zeit das Allerwichtigste. So wichtig, dass ich ca. 8 Jahre lang keine Gitarre mehr in die Hand nahm. Im Nachhinein betrachtet ein großer Fehler. Als die Beziehung dann vorbei war, fing ich wieder an, Gitarre zu spielen.
Seit meiner Jugend war ich eine sehr große Rockmusikliebhaberin und es hatte mich immer schon fasziniert, wie ein Song entsteht. Und jetzt hatte ich auf einmal genug Zeit und Raum, um es selbst auszuprobieren. Nach ein paar Covers probierte ich dann auch, eigene Lieder zu machen, was besser funktionierte, als ich es mir zugetraut hatte. Der entscheidende Schritt war, aufzuhören zu denken und es einfach zu probieren.
Seither veröffentliche ich meine Lieder unter dem Namen „Juleah“ und seit 5 Jahren spiele ich auch live mit einer Band.
Gsi.News: Wie schaut der Entstehungsprozess Ihrer Alben aus?
Hummer: Ich mache alles bei mir zuhause im Wohnzimmer. Der Prozess hat also nichts mit dem klassischen „wir mieten jetzt eine Woche lang ein Tonstudio“ zu tun. Bis ein ganzes Album fertig ist, dauert es im Minimum 10 Monate, manchmal auch 2 Jahre. Meine Arbeitsweise ist relativ chaotisch, weil die einzelnen Schritte sich teilweise überschneiden….Songwriting, Aufnehmen und auch schon das Mixen finden oft gleichzeitig statt. Wenn Gastmusiker dabei sind, nehmen diese ihre Parts bei sich zuhause (oder in einem Studio) auf und schicken mir dann die Dateien über das Internet.
Ich habe mich viel mit dem Aufnehmen und der Technik beschäftigt. Wenn man ausdauernd ist und es wirklich will, kann man das heutzutage mithilfe des Internets lernen.
Gsi.News: Haben Sie einen Song, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Hummer: Das ist schwierig zu beantworten, weil ich zu jedem meiner Lieder eine enge Beziehung habe, da ich ja vom ersten Gedanken bis zum fertigen Master jeden Schritt begleitet habe. Aber ich würde wohl im Moment „Sweet And Bitter“ vom neuen Album wählen, weil ich hier ausnahmsweise einmal wirklich mit meinem eigenen Mix zufrieden bin. Das ist eher selten, weil ich sehr kritisch bin.
Gsi.News: Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Hummer: Ich glaube, es ist ein gewisser Eskapismus hinein in eine schmerzfreie Blase. Das hat Musik immer für mich bedeutet. Und dann selbst Musik zu erschaffen, die einen ein Stück weit von der Realität hinwegträgt, ist ein tolles Gefühl.
Wahrscheinlich gehe ich auch deshalb gerne in die Wüste. Ich bin sehr reizempfindlich und genieße es sehr, wenn so wenig wie möglich auf mich einströmt.
Gsi.News: Wie ist es Ihnen während der ganzen durch COVID-19 bedingten Lockdowns ergangen?
Hummer: Da ich ein sehr häuslicher Mensch bin, ist mir überhaupt nichts abgegangen. Natürlich hatte ich ein mulmiges Gefühl wegen der Pandemie aber es brachte auch eine gewisse Entlastung. Das live spielen ist für mich z.B. immer ein eine ständige Sorgenquelle, weil ich es sehr mühsam finde, Auftrittsgelegenheiten zu finden. Auf einmal war das nicht mehr wichtig.
Gsi.News: Konnten Sie die Zeit für die Entstehung neuer Musik nutzen?
Hummer: Ja, daraus ist das neue Album entstanden. Ich weiß nicht, ob ich ohne den Lockdown nochmals ein Album gemacht hätte, da mich das Vorgängeralbum doch einiges an Lebensenergie gekostet hat.
Gsi.News: Gibt es einen Auftritt, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Falls ja, warum?
Hummer: Ja, der Auftritt in Paris Anfang 2020 war schon ein besonderes Erlebnis. Wir haben auf einem Boot namens „La Dame de Canton“ gespielt. Das Boot ankerte in der Seine. Es hat ziemlich gewackelt, aber auf der Bühne hat man es zum Glück nicht mehr gemerkt.
Auch der Auftritt vor kurzem beim Szene Open Air war super, weil wir mit Felix Burtscher einen super Percussionisten dabei hatten, was dem Ganzen noch einen tollen Schliff gegeben hat.
Gsi.News: Können Sie uns einen Ausblick auf die Zukunft geben? Welche Träume und Ziele haben Sie?
Hummer: Konkrete Pläne gibt es nur dahingehend, einige Konzerte in Vorarlberg zu spielen. Ansonsten habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht, da gerade das neue Album herausgekommen ist und ich es gerade genieße, nichts zu planen und auf nichts hin zu arbeiten. Ein Traum wäre, eine neue Band zu gründen, diesmal nicht als Soloprojekt sondern eine „richtige“ Band.
Zur Person:
- Geburtsdatum: 27. 10. 1984
- Beruf: Sozialarbeiterin
- Hobbys: Fotografieren, meine Katze, Musik aktiv und passiv
- Lebensmotto: Do no harm but take no shit (Bedeutet: Füge kein Leid zu, aber stehe auch für dich selber ein).
- Lieblingsmusiker: Noel Gallagher
- Lieblingsband: Allah-Las
- An Vorarlberg schätze ich: Die Natur, den Käse, die Vertrautheit
©Aria Sadr-Salek
Hier kann man die Musik von Juleah entdecken und noch mehr über die Musikerin erfahren: https://www.juleah.com/