Anlass für dieses Interview ist das 100-Jahr-Jubiläum der Batschunser Pfarrkirche, zu dem Brigitte Knünz in der Reihe der Osterpredigten zum Auftakt eingeladen wurde. Ihre Gemeinschaft, das Werk der Frohbotschaft, wurde 1947 in Batschuns gegründet und hatte dort ihren Sitz bis 2012. In vielen Jahrzehnten haben die sog. Frohbotinnen nicht zuletzt durch das Bildungshaus Batschuns Spuren hinterlassen.
Von Bandi Romeo Koeck
Gsi.News: Frau Knünz, Sie sind Ihres Zeichens Leiterin der Gemeinschaft Werk der Frohbotschaft Batschuns, jener Gemeinschaft, die nach dem Zweiten Vatikanum das Bildungshaus Batschuns gegründet hatte. Ist das Zweite Vatikanum aus heutiger Sicht gescheitert?
Knünz: Erwachsenenbildung war unserem Gründer Dr. Edwin Fasching schon seit 1945 ein großes Anliegen und so begann er bereits damals im „alten“ Bildungshaus mit Kursen. So gesehen ist nur der Neubau des Bildungshauses mit der Zeit des zweiten Vatikanums zusammengefallen. Aber der Geist des Aufbruchs in der Kirche hat sich durchaus auch auf das Programm des Bildungshauses niedergeschlagen: Weltoffenheit, was gesellschaftliche Themen oder auch die Toleranz gegenüber anderen Religionen betrifft, christliche Soziallehre oder auch das Öffnen des Schatzes der Bibel für alle Interessierten. Das zweite Vatikanum mag sich in den kirchlichen Strukturen nicht konsequent durchgesetzt haben, an der Basis ist aber doch sehr viel in Bewegung gekommen.
Gsi.News: Was sollte aus Ihrer Sicht die röm.-kath. Kirche dringend ändern (Stichworte: Frauen ins Priesteramt, Zölibat, pädophile Übergriffe weltweit)?
Knünz: Ich sehe die Verquickung von Weihe, Amt und damit auch Macht sehr kritisch. Vielmehr sollte die Kirche Menschen dort in den Dienst nehmen, wo sie ihre Charismen und Fähigkeiten haben – unabhängig von Weihe, Zölibat oder Geschlecht. Das hätte weitreichende Folgen in der Gleichstellung aller Getauften.
Gsi.News: Welchen Stellenwert nimmt das Bildungshaus Batschuns für Sie als Gemeinschaft, aber auch für Sie persönlich ein?
Knünz: Das Bildungshaus Batschuns ist von Frohbotinnen aufgebaut worden und stand die ersten drei Jahrzehnte unter der Leitung von Frohbotinnen. Wir sind schon stolz, dass in dieser Zeit für Vorarlberg und die Kirche prägende Impulse ausgegangen sind (Altenarbeit, Palliativcare, Referenten wie Karl Rahner oder David Steindl-Rast,…). Das Bildungshaus hat einen Bekanntheitsgrad erreicht, der weit über die Bekanntheit unserer Gemeinschaft hinaus geht. So ist das ein guter Anknüpfungspunkt, um auf die Gemeinschaft zu sprechen zu kommen.
Gsi.News: Wie kann eine „Kirche für alle“ (Stichwort: Regenbogenfamilie) gelingen?
Knünz: So wie wir den Auftrag Jesu verstehen, nämlich den „Armen die Frohbotschaft zu bringen“, bedeutet das, geraden auf die Menschen zu schauen, die am Rand, benachteiligt, marginalisiert oder gehandicapt sind. Für diese Menschen da zu sein, sie herein zu holen, Angebote für sie zu machen,… ist für mich Nachfolge Jesu und somit ein Auftrag der Kirche.
Gsi.News: Gerade die Trinitätslehre wird oft seitens von Priestern und Religionswissenschaftern einfach als „Geheimnis des Glaubens“ abgetan. Doch so simpel ist es nicht, oder?
Knünz: Eine theologische Abhandlung darüber würde den Rahmen und auch meine Kompetenz sprengen. Ich kann nur beschreiben, wie diese zugegeben schwierige Vorstellung eines dreifaltigen Gottes für mich ist. Ich finde es hilfreich, dass ich dieses Höchste in verschiedenen Dimensionen ansprechen kann: Ich danke dem Schöpfer-Gott, dass er mich mit so vielen wunderbaren Geschenken der Natur umgibt; ich bin so dankbar, dass mit Jesus sichtbar geworden ist, wie sehr uns dieser Gott liebt, dass ich mich an ihm orientieren kann; und schließlich vertraue ich darauf, dass sein Geist mich leitet, inspiriert und stets mit mir ist.
Gsi.News: Welche Pläne und Wünsche hegen Sie für die nahe Zukunft?
Knünz: Meine letzte Leitungsperiode geht 2025 zu Ende. Danach werde ich wieder in einen Beruf außerhalb der Gemeinschaft einsteigen. Hier zieht es mich dorthin, weswegen ich in diese Gemeinschaft eingetreten bin: Zu Menschen, die in irgendeiner Weise bedürftig sind.
Gsi.News: Alles Gute dafür!
Zur Person:
- Brigitte Knünz
- Geboren am 6. 11. 1971 in Dornbirn
- Leiterin seit 2013
- Religion ist für mich: Im Idealfall ein Wegweiser für gelingendes Leben
- Glaube ist für mich: Gottesbeziehung, die trägt
- Lieblingsbibelstelle: Ps 91; Joh 20,11-18
- Kontakt: brigitte.knuenz@frohbotinnen.at