Er zerstört durch seine Zölle den Welthandel – hoffentlich nachhaltig.
Der freie Welthandel, der Warenaustausch über tausende von Kilometern sei ein Garant für Wohlstand. Das predigten im frühen 19. Jahrhundert die Nationalökonomen und die Wachstumsfetischisten noch heute – wegen des „comparative advantage“. Ein durchaus beweisbarer Lehrsatz, wonach die Staaten vordergründig ökonomisch davon profitieren, wenn sie jene Güter austauschen, die sie billiger produzieren als das Importland.
Von Dr. Albert Wittwer
Allerdings weist die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bis heute den gravierenden Fehler auf, dass die externen Kosten nicht eingerechnet sind. Dabei geht es ja nicht nur um das Hin- und Her-Schiffen oder -Fliegen mit schwerölbetriebenen Dampfern oder Kerosin, auch um die lokale Produktion mit Kohlestrom in China oder nitratüberdüngter Landwirtschaft.
Auch der Dienstleistungssektor kommt uns – unbemerkt – teuer. Die Bereitstellung von Kryptowährungen verbraucht mehr Energie als die ganze Schweiz. Eine einzelne Transaktion kostet etwa 250 Kilowattstunden, damit kann man mehrere hunderttausend Kreditkartenzahlungen durchführen. Eine einzelne Chat-GTP-Anfrage kostet 2,9 Wattstunden. Gut, daß das nicht auf meiner Stromrechnung aufscheint! Aber jemand zahlt dafür – jedenfalls die Natur.
Fachleute, vor allem der Kulturgeograph Werner Bätzing haben beschrieben, wie der Freihandel die Umweltzerstörung in riesigem Ausmaße fördert. Aktuell sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht.
Durch Vernutzung von Ökosystemen und Ressourcen, die die Erde über Jahrmillionen bereitgestellt hat, erzeugen wir kurzfristigen materiellen Reichtum – bis wir den Kippunkt erreicht haben werden und auch die Existenz des Menschen bedrohen.*)
Der Natur sind die Motive des US-Präsidenten egal. Wir wissen, er will mehr Reichtum, mehr exportieren und weniger in die Staaten einführen. Letzteres wird durch Zölle wohl erreicht. Abgaben auf klimaschädlich, oft in den Staaten oder China erzeugte Produkte sind ja auch Zölle. Sie gefallen mir.
Ohne Bürokratie, das vielgeschmähte Monster, sind zivilisatorische Regelungen nicht möglich. Das fängt bei den Parlamenten und Behörden an, die in strukturierten Verfahren Gesetze und Verordnungen erlassen. Führt zu den Exekutivbeamtinnen, die sie überwachen. Es endet bei den Gerichten, die alles kontrollieren. Sie schützen uns – und immer öfter auch die Natur, die uns atmen lässt, ernährt und erfreut. Dafür verzichten wir auf die Reise auf einem Fünftausend-Betten-Dampfer mit Innenkabine. Selbst wenn sie auf dem Papier billiger ist als der Urlaub in der steirischen Wellness-Therme.
So mögen wir das Schiller-Zitat in das Zeitalter der Kybernetik neu übersetzen: Nicht die Absicht Trumps, seinen ehemaligen Verbündeten zu schaden, zählt. „Es ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend Gutes muss gebären.“
Anmerkungen:
*) Werner Bätzing in „Homo Destructor“ H.C.Beck-Verlag
Schiller: „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“