Der Stadttunnel Feldkirch ist ein generationsübergreifendes Mammutprojekt. Derzeit wird auf zwei Seiten in den Berg hineingebohrt – insgesamt müssen 12.000 Kubikmeter Gestein vor dem Portal Felsenau weichen.
Die letzten Sprengungen erfolgten Anfang Februar durch Sprengmeister Daniel Hagspiel von der Firma HTB Bau. Wurstartiger Emulsionssprengstoff wurde in verschiedene Bohrlöcher verteilt. Dann wurde in ein Signalhorn geblasen und der Verkehr in der sonst sehr befahrenen Felsenauschlucht kam zu einer gespenstischen Stille. 400 Kilogramm explodierten dann innert weniger Sekunden. Ohne die Sprengschutzmatten, welche ein stolzes Gewicht von 1.200 kg aufweisen, wären die Felsbrocken in alle Richtungen geflogen. Die Sprengungen seien planmäßig verlaufen. Der Großteil des gesprengten Materials wird für den Straßenunterbau direkt vor Ort, größere Felsbrocken allerdings für den Hochwasserschutz an der Ill verwendet.
Fließband und Zugwaggons
Insgesamt rechnen die Planer mit ca. 1000 Tonnen Ausbruchmaterial pro Tag. Für die Weiterbeförderung auf die andere Seite der Felsenau-Schlucht wird ein Fließband eingesetzt, dies ist dort, wo sich einst die alte Westbahntrasse befand und für Zugwaggons reaktiviert werden wird.
Unser Lokalaugenschein beim Erkundungsstollen Tisis (siehe Bilder unten), unweit dort, wo die Duxgasse Richtung Letzekloster führt, ist etwas zur Ruhe gekommen. Der zyklische Vortrieb, wie der Vorgang im Fachjargon heißt, ist so gut wie erledigt und auch schon Faserspritzbeton zur Wandsicherung angebracht. Das trockene Gestein – zuerst kam Mergel, anschließend der härtere Kalkstein – ist förderlich. Insgesamt führt er einen Kilometer in den Berg hinein. Dieser zweite Erkundungsstollen wurde Anfang vergangenen Dezember in den Fels geschlagen, um wichtige Erkenntnisse über die Gesteinsbeschaffenheit zu erlangen. Natürlich hat er noch einen anderen Zweck: Er dient später als Flucht- und Wartungsstollen.
© Bandi Koeck
Ingrid-Stollen
Dieser Stollen unweit der Praxisschule und Pädagogischen Hochschule beim Schulzentrum Tisis ist nach der Gattin des Feldkircher Bürgermeisters benannt und heißt „Ingrid-Stollen“. Auf der linken Seite des Eingangs wurde ein kleine Statue angebracht. Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Es habe bis dato noch keine größeren Verletzungen unter den Arbeitern gegeben, dennoch sei die Gefährlichkeit im Inneren dieser Stollen nicht zu unterschätzen und berge stets Gefahren. Dazu gehören etwa Wassereinbrüche.
Aktuell wird zum einen an den Arbeiten für die Radunterführung sowie Rampenbrücke in der Felsenau gewerkelt. Bis Anfang 2024 soll dieses Teilprojekt fertiggestellt sein. Die zweite Jahreshälfte 2024 ist dem Vortreib des Haupttunnels gewidmet. Zudem wird dieser Tage der 1.200 Meter lange Stollen unter dem Buddhistischen Kloster Letze gebaut, unter dem sich später der Kreisverkehr befinden wird, welcher alle vier Tunnelarme und den unterirdischen Kreisverkehr miteinander verbindet.
Factbox:
- Gesamtkosten: 303 Millionen Euro (Schätzung, Stand: Mai 2022)
- Kostenbeteiligung: Land Vorarlberg, Bund, Stadt Feldkirch und Vorarlberg. Energienetze GmbH
- Fertigstellung: Vollbetrieb 2030 (vgl. UVP-Bescheid)
- Tunneläste: Felsenau, Tisis, Tosters und Altenstadt
- Länge der Tunneläste: insgesamt 4 km