In den blutigen Wirren der Rekatholisierung zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wird ein Kapuzinermönch in Seewis erschlagen. Wer ist das Opfer und was hat ihn in den graubündischen Prättigau verschlagen? Wer sind die Täter und was hat sie zu ihrer grausigen Tat getrieben? Kann man die Geschichte überhaupt nur vor dem Hintergrund der verwickelten europäischen Machtpolitik verstehen? Und warum wird der erschlagene Kapuziner künftig als Heiliger verehrt?
Eine Ausstellung im Palais Liechtenstein erzählt die Geschichte des heiligen Fidelis von Sigmaringen, versucht dem Phänomen der Sakralität auf den Grund zu gehen und verweist auf gefährliche Polarisierungen.
Der Anlass
Am 24. April 1622 wurde der aus Sigmaringen stammende Mönch Fidelis, Guardian (Klostervorsteher) im Kapuzinerkloster Feldkirch, im graubündischen Seewis von einer aufgebrachten Menge erschlagen. Dies war der Kulminationspunkt einer hocherregten und polarisierten Gesellschaft in den Wirren der religiösen Auseinandersetzungen im 16. und 17. Jahrhundert.
Die Ausstellung
Die Stadt Feldkirch nimmt den 400. Jahrestag dieser Ereignisse zum Anlass, ihrem Stadtpatron Fidelis von Sigmaringen eine Ausstellung im Palais Liechtenstein zu widmen. Diese erzählt das Leben des einzigen deutschsprachigen Heiligen in der Zeit der Gegenreformation von 1588 bis 1767, thematisiert die historischen Hintergründe, schildert die gewaltsame Tötung, verfolgt die Heiligsprechung des Kapuzinermönchs und weist auf die Gefahren einer polarisierten Gesellschaft hin.
Der historische Hintergrund
Als Markus Roy 1578 in Sigmaringen geboren, trat der studierte Rechtsgelehrte mit 34 Jahren dem Kapuzinerorden bei und nahm den Ordensnamen Fidelis an. Schnell wurden ihm verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. Er wirkte als Guardian in Rheinfelden, Fribourg und schließlich in Feldkirch. Hier wurde er mit der Rekatholisierung des mittlerweile weitgehend reformierten Prättigau in Graubünden beauftragt. Der oftmals als milde und sanftmütig bezeichnete, gleichzeitig aber in Glaubensfragen unnachgiebige Mönch betrieb diese Aufgabe so erfolgreich, dass sie sich bald als lebensgefährlich erweisen sollte.
Das Heilige
Neben den aktuellen Bezügen widmet sich die Ausstellung auch der Frage nach dem Heiligen in einem säkularisierten Zeitalter. Braucht es heute noch Heilige? Wer oder was hat ihre Aufgaben übernommen? Und welche Lücken hinterlässt ihr Verschwinden?
Führungen
Es werden Führungen durch beide im Palais Liechtenstein gezeigte Ausstellungen angeboten.
– Der Fall Fidelis: ca. 60 – 70 Minuten
– Wolf Huber und seine Zeit: ca. 60 – 70 Minuten
– Kombiführungen durch beide Ausstellungen: ca. 90 – 100 Minuten
Gruppenführungen können auch außerhalb der Öffnungszeiten gebucht werden. Hinweise zu regelmäßig durchgeführten öffentlichen Führungen sowie zu verschiedenen Themenführungen finden Sie auf der Website feldkirch.at/ausstellungen
Familientour
„Wagt euch auf eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, begegnet Künstlern und Heiligen und stellt euch die Frage, ob es Wunder tatsächlich gibt.“ An der Infotheke des Palais Liechtenstein sind ein Mit-Mach-Beutel zum Umhängen und ein Heft mit ausgewählten Stationen zum Entdecken, Rätseln und Zeichnen erhältlich. Eine spannende Tour für Kinder und Familien durch die beiden historischen Ausstellungen im Palais Liechtenstein.
Fidelis. Ein Symposium
Am 22. und 23. September findet im Palais Liechtenstein ein öffentliches Symposium zur Geschichte und Nachwirkung des hl. Fidelis statt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen äußern sich zur biographischen Forschung, zum historischen Hintergrund, aber auch zu theologischen und philosophischen Fragen.
Der Fall Fidelis
- 22. April bis 20. November 2022, im Palais Liechtenstein in der Schlossergasse 8
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr; Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr