Welche Bedeutung die Begegnung mit Kunst und Kultur hat, steht nicht erst
seit dem Lockdown fest. Sie bietet nicht versiegende Inspirationsquellen,
vielfältige Emotionen, intensiven Austausch mit anderen Personen,
außergewöhnliche ästhetische Erlebnisse oder einfach euphorisierende
Augenblicke.
Im aktuellen Lockdown gibt es das alles nicht mehr. Aus diesem Grund werden während des Lockdowns unterschiedliche Menschen – Kanzler Kurz nennt sie in einem Interview für das Ö1-Morgenjournal „Kulturverliebte“ – eingeladen, über ihr besonderes Kulturerlebnis zu berichten, um damit die Bedeutung von Kunst und Kultur lebendig zu halten und die Vorfreude auf den zukünftigen Kulturgenuss zu erhöhen. Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen – Politiker ebenso wie Kulturschaffende, Menschen aus dem Gesundheitswesen ebenso wie Lehrende – wurden gebeten, in Form eines kleinen selbstverfassten Textes oder als Statement am Telefon, das transkribiert
wird, ihr besonderes Kulturerlebnis zu beschreiben.
„Wie wichtig Kunst für mein Leben ist, hatte ich zum ersten Mal so richtig als Schüler im Theater „miterlebt“. Mit nur 29 Schillingen konnte ich damals eine Theaterkarte kaufen und sogar in der zweiten Reihe vorne sitzen. Diese unmittelbare Nähe zur Bühne vermittelte den Eindruck, direkt auf der Bühne und damit Teil des lebendigen Theaters zu sein. Das Stück, handelte von einem jüdischen Mann, der von einer Frau in einem geheimen Raum ihres Hauses versteckt wurde und thematisiere den Nationalsozialismus, die bedrückende Zeit der überlebenden jüdischen Bevölkerung nach dem Krieg und die schwierige Rolle der Frauen.“ (Gernot Brauchle, Rektor der PH Vorarlberg)
„Ausgelöst durch die 1968er-Bewegung hielt Mitte der 1970er-Jahre auch im Ländle ein Klima der Toleranz und der kulturellen Vielfalt Einzug. Meine
ersten Kultur-Highlights verdanke ich dem langjährigen Bregenzer Kulturamtsleiter Oscar Sandner. Mit seinen „Randspielen“ – eine Alternative zu den damals noch biederen Festspielen – brachte er Jazz, Rock, Avantgarde und Diskurs ins Landestheater. Unvergesslich der Auftritt von Friedrich Gulda, in welchem der Meisterpianist sein Klavier mit Händen und Füssen traktierte; ungewöhnlich für den besten Beethoven-Interpreten aller Zeiten. Aktiv hatte ich mein Debut 1976 beim Folk-Festival am Gebhardsberg, wo ich im Vorprogramm von irgendeinem Fingerpicker singen durfte – in einer einzigartigen Atmosphäre im Burghof. Dieses ebenfalls von Sandner initiierte Festival wurde später auf Antrag der katholischen Kirche eingestellt. Da diese aber mittlerweile eh nichts mehr zu melden hat, wäre es ja höchste Zeit für ein Revival…“ (Raimund „Tschako“ Jäger, Musiker und Journalist).