Wenn sich die Pforte am Donnerstag, 11.9. um 19 Uhr und am Freitag, 12.9. um 20 Uhr erstmals seit dem Lockdown wieder für ein Abonnementkonzert öffnet, dann gleich wieder für ein Thema, das durch die Ereignisse der letzten Monate eine ganz neue Bedeutung gewonnen hat: Frei sein- der Tanz auf dem Seil.
Der Titel bezieht sich auf Komponistinnen im 19. Jahrhundert, deren Karrieren in einer von Männern dominierten Musikwelt ein Balanceakt zwischen Willenskraft und Diplomatie war.
Ein leiser romantischer Duft
Im Falle von Louise Farrenc war ihr Talent so herausragend und ihr Ehemann Aristide Dumont ein engagierter begeisterter Verleger der Werke seiner Frau, dass es den beiden gelang, ein großes internationales Publikum für ihre Musik zu begeistern. So schrieb kein geringerer als Robert Schumann über ein Werk von Louise Farrenc: “Kleine, saubere, scharfe Studien sind es, … so verständig in der Ausführung, so fertig mit einem Worte, dass man sie lieb gewinnen muß, umso mehr, als über sie ein ganz leiser romantischer Duft fortschwebt. “Als wir Louise Farrencs Werke in der Pforte wiederentdeckten, war die Begeisterung ebenso groß wie das Erstaunen darüber, dass ihre Musik fast 2 Jahrhunderte in Vergessenheit geraten konnte,“ meint der künstlerische Leiter der Pforte Klaus Christa, „unser Leitsatz Wir machen Geschichten aus Musikgeschichte inspirierte uns dazu, dem Klavierquintett op. 30 in a-Moll von Louise Farrenc das Klavierquartett in Es-Dur ihres so wertschätzenden Kritikers Robert Schumann gegenüber zu stellen und so eine Beziehung zwischen den beiden hörbar und erfahrbar zu machen.“
Eine griechische Tragödie
Melanie Bonis Schicksal mutet an wie eine griechische Tragödie, ihr Tanz auf dem Seil ist an Dramatik kaum zu überbieten. Ihr wurde die Erfüllung ihrer Liebe zum Musiker Amédée Hettich nicht erlaubt, stattdessen wurde sie zur Heirat eines Witwers mit 5 Kindern gezwungen. Heimlich brachte sie ein Kind, dessen Vater ihr Geliebter war, zur Welt, gab es zu Bekannten und verleugnete die Mutterschaft über Jahrzehnte, bis die Wahrheit dann doch ans Licht kam. In einer dramatischen Lebenskrise im Jahre 1905 gelang es der Studienkollegin von Claude Debussy doch, eines ihrer großen Meisterwerke zu komponieren: das Klavierquartett in B-Dur op. 69.
Der Tanz der Musiker auf dem Seil
Durch coronabedingte Maßnahmen einzelner europäischer Länder ist dieses erste Pforte-Konzert nach dem Lockdown in einem anderen Sinn zum Tanz auf dem Seil geworden: Aufgrund der Quarantäne-Regeln für Österreich-Reisen mussten zwei Pforte-Musiker_innen – die Norwegerin Berit Cardas und der in London lebende Kontrabassist Leon Bosch – ihre Mitwirkung absagen. „Wir sind unendlich dankbar, dass wir mit der japanisch-amerikanischen Geigerin Mayumi Kanagawa und dem österreichischen Bassisten Dominik Wagner zwei herausragende Einspringer_innen gewinnen konnten, die sich mit unserer Pianistin Katya Apekisheva und Mathias Johansen am Cello und mir an Der Bratsche optimal ergänzen!“ meint der Künstlerische Leiter der Pforte, der Bratschist Klaus Christa. „Frei sein, das heißt für uns nun einfach, mit unserem Publikum wieder im Pförtnerhaus zusammenzukommen und ein Livekonzert zu teilen.
Factbox
- Konzert N°4 Frei sein | Der Tanz auf dem Seil
- Pforte um 7 | Do 10. September, 19 Uhr Pförtnerhaus Feldkirch Pforte um 8 | Fr 11. September, 20 Uhr Pförtnerhaus Feldkirch
- Pforte im Frauenmuseum | Sa 12. September, 17 Uhr Frauenmuseum Hittisau