Im Rahmen des 80-jährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkrieges hat die Marktgemeinde Rankweil im März dieses Jahres einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Mahnmals für die Opfer der NS-Zeit ausgeschrieben. Nun steht der Gewinner fest: Die Jury empfiehlt einstimmig die Umsetzung des Projekts „memoria x pulvere“ des Künstlers Stefan Amann.
Das Mahnmal wird nicht als zentrales Denkmal, sondern als dezentrale Ruhestätte gestaltet – mit Keramikelementen, die auf mehreren Friedhöfen in Rankweil installiert werden. Damit entsteht ein kollektiver Gedenkort für jene, die verschleppt, getötet und oft anonym begraben wurden. Die einfache, steinartige Formgebung orientiert sich an bestehenden Grabstätten und fügt sich bewusst in das gesellschaftliche und räumliche Umfeld ein.
Starkes Zeichen des Gedenkens
Amann beschreibt das Projekt als „eine Ruhestätte statt eines Mahnmals“, mit dem Ziel, den Opfern ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft zurückzugeben. Die Gestaltung mit gebranntem Ton – einem im Grunde verwundbaren Material, erinnert an die Verletzlichkeit der Opfer und gleichzeitig an die zerstörerische Gewalt, die viele Menschen während der NS-Zeit erleiden mussten.
„Herausragendes Konzept“
Bis zur Frist am 25. Mai gingen insgesamt 32 Einreichungen ein. Bewertet wurden diese durch eine Jury, bestehend aus Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall, Vize-Bürgermeister Johannes Herburger, Bernhard Keckeis (Vorsitzende Ausschuss Kultur & Integration), Bettina Siegele (Künstlerische Leiterin & Geschäftsleitung Tiroler Künstler:innen Vereinigung), Markus Gell (Museum für Druckgrafik), Roland Adlassnig (Bildender Künstler, Rankweil), Historiker Meinrad Pichler, Claudia Voit (Vorständin der Abteilung Kunst und Kultur Vorarlberg) sowie durch Jugendliche aus dem Prozess „Denk Mal!“ der Offenen Jugendarbeit Rankweil (gemeinsam mit einer Stimme).
Die Einreichung von Stefan Amann wurde von der Jury als „herausragendes Konzept“ mit „großem Potential“ bewertet. Es sei „ein außergewöhnliches Projekt für Rankweil“ mit „absolut überzeugender künstlerischer Qualität.“
Umsetzung startet im Oktober
Künstler Stefan Amann war bereits bei vergleichbaren Projekten erfolgreich: So erhielt er etwa den ersten Preis für ein Gedenkzeichen für NS-Opfer in Innsbruck und war Finalist bei der Ausschreibung zum Widerstandsmahnmal in Bregenz. Ab Oktober wird Amann mit der Umsetzung des Werkes beginnen. Dazu wird er im Rahmen der Artist in Residence den gesamten Oktober in Rankweil verbringen. Am 2. Oktober findet um 19:00 Uhr im Rahmen des Herbstprogrammes der Stickerei ein öffentliches Gespräch statt, bei welchem der Künstler sein Projekt eingehend vorstellt.
Die feierliche Eröffnung von „memoria x pulvere“ ist für 27. Januar 2026, dem Internationalen Holocaust Gedenktag, geplant.
Zur Person:
Stefan Amann, geboren 1971, arbeitet seit zwanzig Jahren als Gestalter und Berater mit Schwerpunkt auf Kommunikation, Szenografie und Signaletik. Seine Projekte entstehen im Kultur- wie im Unternehmenskontext. Darüber hinaus unterrichtet er an der Fachhochschule Vorarlberg und betreibt eine kleine Galerie für zeitgenössische Kunst. Amann studierte Kommunikationsgestaltung in Vorarlberg und Manchester und war unter anderem in Berlin und Barcelona tätig. Seit 2025 ist er Mitglied der Kunstkommission des Landes Vorarlberg sowie des Innsbrucker Beirats für Erinnerungskultur. Stefan Amann lebt mit seiner Familie in Bregenz.