Der heutige 25. April ist der internationale Tag des Baumes
Ein Baum, ein Zeichen, ein Aufruf – Helena Schütte gibt alten Bäumen eine Stimme.
Wenn Helena Schütte von „Lala“ spricht, leuchten ihre Augen. „Lala“ ist kein Mensch, sondern eine über 150 Jahre alte Sommerlinde, die an der Ecke Küchlerstraße / Königshoferstraße in Altenstadt steht. Die mächtige Baumkrone spendet Schatten, die tiefen Wurzeln erzählen Geschichten – doch nun ist ihr Leben bedroht. Der Grund: ein geplantes Neubauprojekt. Die gebürtige Norddeutsche Helena Schütte will das nicht hinnehmen – und macht mit beeindruckendem Engagement auf die drohende Fällung aufmerksam.
Text, Fotos und Podcast: Bandi Koeck
Was als stille Sorge begann, entwickelte sich rasch zu einer lauten Bewegung: Mit ihrer Online-Petition „Rettet ‚Lala‘ die Linde“ sammelte die 34-jährige Pilates-Trainerin, Wanderführerin und ehemalige Kommunikationsmanagerin innerhalb kurzer Zeit über 3000 Unterschriften. Besonders bemerkenswert ist, dass über 2300 davon direkt aus Feldkirch stammen – ein klares Zeichen für die Bedeutung des alten Baumes in der Stadtgesellschaft.
„Es geht nicht nur um einen Baum, sondern um die Frage, wie wir künftig mit unserer Natur umgehen wollen“, sagt Helena. Mit dem Blick auf die geplanten Ersatzpflanzungen des Bauträgers bringt sie es auf den Punkt: „Man kann ein 150 Jahre altes Ökosystem nicht einfach durch drei junge Bäume ersetzen. Die Rechnung geht nicht auf.“ Die Linde filtere täglich enorme Mengen CO₂, spende Schatten und sei ein Lebensraum für zahlreiche Tiere – kurzum: ein unverzichtbarer Bestandteil des städtischen Ökosystems.
Bild: Roswitha Schwaninger
Besonders bewegend war eine Aktion im Dezember 2024, bei der engagierte Bürger ein „Singen gegen die Kettensäge“ organisierten. „Das war der Moment, in dem ich wirklich begriffen habe, wie vielen Menschen dieser Baum am Herzen liegt“, erzählt Helena. Neben Nachbarn, Umweltschützern und älteren Feldkircherinnen, die sich noch an den Kampf um den Erhalt der Nafla erinnern, kamen auch viele Kinder – nicht zuletzt wegen des liebevollen Namens „Lala“, den Helena der Linde gegeben hat.
Schütte ist keine Träumerin, sondern Realistin. Sie weiß, dass Stadtentwicklung wichtig ist. Doch sie fordert mehr Mut zur Integration alter Bäume in moderne Architektur. „Es gibt weltweit inspirierende Projekte, bei denen Jahrhunderte alte Bäume Teil von Neubauten wurden. Warum sollte das nicht auch in Feldkirch möglich sein?“ Für sie ist klar: Der Umgang mit „Lala“ wird zum Symbol, wie ernst es die Stadt mit Nachhaltigkeit meint.
Am 25. April – dem internationalen Tag des Baumes – will Helena die gesammelten Unterschriften offiziell übergeben. Ihre Hoffnung: „Dass die Stadt nicht nur von Schwammstadt und Klimaschutz spricht, sondern zeigt, dass ihr auch der Erhalt des Bestehenden etwas wert ist.“
Helena Schütte, die sich über ihre Plattform „Green Eyes Project“ auch für weitere Umweltbelange engagiert, sieht sich als Vermittlerin zwischen Mensch und Natur. „Ich wünsche mir, dass wir die Sprache der Bäume wieder verstehen lernen. Sie sind keine Kulisse – sie sind unsere Lebensgrundlage.“
Die Geschichte von „Lala“ ist noch nicht zu Ende geschrieben. Doch eines steht fest: Mit Menschen wie Helena Schütte bekommt die Natur eine starke Stimme.
Factbox: Helena Schütte und „Lala“ die Linde
📍 Wohnort: Feldkirch-Altenstadt
🌳 Projekt: Rettung der über 150 Jahre alten Linde „Lala“
📝 Petition: Über 3000 Unterschriften, davon über 2300 aus Feldkirch
💬 Motto: „Wir haben die Lösungen vor der Haustür, wir müssen nur hinschauen.“
👩🎓 Ausbildung: Magistra in Publizistik und Kommunikationswissenschaft
💼 Beruf: Pilates-Trainerin, Wanderführerin, früher Marketing und Nachhaltigkeit
🧠 Plattform: www.greeneyesproject.at – eigene Projekte und Umweltimpulse
📅 Ziel: Unterschriftenübergabe am 25. April, „Tag des Baumes“
🏛 Forderung: Schutzstatus für „Lala“ als Naturdenkmal und Integration in Bauprojekt
„Ein Baum ist kein Möbelstück, das man einfach austauschen kann.“ – Helena Schütte