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Eine Reise ins Unaussprechliche im Vogelfreiraum Rankweil

von BAKI
10. November 2024
in döt.gsi, Kultur
Lesezeit: 3 mins read
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Podiumsdiskussion unter der Leitung von Markus Schweiger-Bella (links), Danilo Lemp, Doris Bauer-Böckle, Ralf Stoffers und Roman Wegmann. Fotos: Bandi R. Koeck

Podiumsdiskussion unter der Leitung von Markus Schweiger-Bella (links), Danilo Lemp, Doris Bauer-Böckle, Ralf Stoffers und Roman Wegmann. Fotos: Bandi R. Koeck

„Die Summe des Ganzen“ im Vogelfreiraum Rankweil

In einem intimen und zugleich beklemmenden Setting inszenierten Danilo Lemp und Roman Wegmann „Die Summe des Ganzen“ nach dem Roman von Steven Uhly. Die Aufführung im Vogelfreiraum Rankweil griff tief in die menschliche Psyche und erweckte Uhlys komplexe Erzählung über Schuld, Vergebung und den Kampf gegen systematische Verstrickungen eindrucksvoll zum Leben. Trotz der gesellschaftlich brisanten Thematik, die sich um institutionellen Missbrauch und das Ringen um Verantwortung dreht, war neben dem Lokaljournalisten Bandi Koeck kein anderer Pressevertreter aus ganz Vorarlberg anwesend—eine bittere Erkenntnis angesichts der Relevanz des Themas.

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Lemp aus Regensburg, der in Kennelbach wohnt und Wegmann, der eigens aus Südtirol anreiste, beide nicht nur Schauspieler, sondern auch selbst aus der psychosozialen Arbeit kommend, legten ein emotionales und rohes Spiel an den Tag. Ihre Darstellung von Betroffenen und Tätern war intensiv und liess die Grenzen zwischen diesen Rollen immer wieder verschwimmen. Dem Stück liegt die traurige Tatsache zugrunde das Gift jenes Missbrauchsskandals, der sich über Jahrzehnte in der katholischen Kirche abgespielt hat und in den Seelen vieler Betroffenen ein Leben lang unheilbare Wunden hinterlegt. Die beiden vermittelten die moralischen Grauzonen, die Uhlys Werk so eindrucksvoll ausleuchtet, mit einer Ehrlichkeit, die unter die Haut ging.

Danilo Lemp (links) und Roman Wegmann, zwei äußerst talentierte Schauspieler und Theaterpädagogen, deren Spiel unter die Haut geht. Foto: BK

Nach der Aufführung fand eine Podiumsdiskussion statt, moderiert von Markus Schweiger-Bella. Hier zeigte sich, dass das Publikum das Stück nicht nur auf künstlerischer Ebene erfasst hatte, sondern auch in die Reflexion über die eigene gesellschaftliche Verantwortung eingetreten war. Doris Bauer-Böckle, Präventionsbeauftragte der Diözese Feldkirch, Evangelischer Pfarrer Ralf Stoffers aus Bregenz, Danilo Lemp in seiner Funktion als Mitglied des Betroffenenbeirats Regensburg sowie Roman Wegmann, Förderschullehrer, stellten sich den Fragen und der teils hitzigen Diskussion mit dem Publikum. Man suchte gemeinsam nach möglichen Verbesserungen und Lösungsansätzen, um das Thema Missbrauch in Institutionen wie kirchlichen Einrichtungen, Schulen, Freizeitvereinen und im privaten Umfeld künftig entschlossener anzugehen. Es fielen immer wieder Begriffe wie „Mehrerau“ oder „Religionsunterricht“ sowie „Beichte“.

Den musikalischen Rahmen boten Alicia Bella Carreno und Markus Schweiger-Bella, deren Klänge die bedrückende Atmosphäre der Inszenierung unterstrichen und für einige Momente sanfte Zwischentöne in das intensive Geschehen brachten. Das Bühnenbild war ganz in schwarz gehalten und stilisierte die Umrisse eines Beichtstuhls, dessen fein gezogene Silhoutte mit Heiligenbildern und Kruzifixen umrahmt war. In der Luft lag ein deftiger Weihrauchduft, im Hintergrund sakrale Klänge, die Bilder im Kopf erzeugten.

Danilo Lemp in der Rolle des Priesters, der die Absolution erteilen kann. Foto: Bandi Koeck

„Die Summe des Ganzen“ zeigte sich als mutige und notwendige Auseinandersetzung mit einem oft verdrängten Thema. Lemp und Wegmann schufen eine fesselnde und zugleich verstörende Aufführung, die, wie die anschließende Debatte zeigte, das Publikum tief bewegte und lange nachwirken wird.

Am 18. März 2025 findet eine weitere Darbietung auf Schloss Hofen statt.

Tags: DötgsiKircheKulturRankweilReligionSozialmissbrauchTheaterTipps
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