Von Thomas Bertram
Seit Disney Star Wars übernommen hat, hat sich einiges verändert. Nur wenig ist besser geworden. Die Idee, Serien um Randfiguren zu drehen wie der Mandalorianer, zählen zu den besseren Ideen. Als man dann versuchte, dichter an das Original zu kommen und Boba Fett ebenfalls eine Serie zu spendieren, drehte sich das Pendel schon bedenklich.
Und nun mitten rein „ins „Schwarze“ die lange angekündigte Serie über Obi Wan Kenobi in der Zeit nach der „Rache der Sith“ und vor „Eine neue Hoffnung“. Vor meiner Kritik an der Serie aber noch mal ein Schritt zurück: „Rogue One“ erzählt die Geschichte des Baus des ersten Todessternes, der Flucht der Rebellen mit Teilen der Pläne und mit dem Hinweis, dass die Schwachstelle absichtlich eingebaut wurde. Damit leitete das Ende dieses Filmes unmittelbar in die Anfangssequenz des ersten Star Wars Filmes über und erklärt ihren Schluss. Gelungen, Perfekt! Das war noch vor Disney.
Doch inhaltlich enthielt der Film ein großes Fragezeichen: Wieso sendet Leia einen Hilferuf an Obi Wan Kenobi (wiederum Ewan McGregor), der doch seit zwei Jahrzehnten versteckt und unerkannt unter falschem Namen auf Tatooine lebt? Dieses Fragezeichen wird in dieser Serie beseitigt, die junge Leia wird nämlich als Kind entführt und Obi Wan rettet sie und sorgt schließlich für ihre sichere Heimkehr. Dafür muss er sich dann 6 Folgen lang verfolgen lassen, kämpfen, gegen Darth Vader antreten und fast verlieren usw.
Ganz schön verworren, Verbündete und Gegner tauschen die Rollen, das Imperium macht jetzt, 10 Jahre nach der Rache der Sith immer noch Jagd auf ehemalige Jedis, nutzt dafür aber selbst Menschen, die die Macht beherrschen und mit Lichtschwertern herumfuchteln. Ein Fragezeichen geklärt, mindestens zwei weitere neue aber hinzugekommen. Und Disney ist nun einmal ein Kinderkanal, also ist die kleine Leia (Vivian Lyra Blair) immer wieder aktiv und wichtig für das Geschehen.
Und sonst? Als Fan schaue ich das natürlich, freue mich über die exzellente Optik, den guten Ton, die bildgewaltige Inszenierung. Inhaltlich aber bleibt man auf der Strecke: Augen und Ohren freuen sich, das Gehirn weniger. Aber hey, es ist Star Wars, es soll unterhalten und es unterhält. Und wenn ich für jeden dieser Sätze: „Alles wird gut.“ und „Ich verspreche es.“ 5 Euro bekommen könnte, dann wäre ich jetzt reich. Das „fulminante Ende“, das mit der Schlussfolge angekündigt wurde, entpuppt sich als elend in die Länge gezogene Duelle ohne sinnvollen Schluss. Da kämpft dann jemand, der kurz vorher von einem Lichtschwert durchbohrt wurde und nur ein wenig „Aua am Bauch“. AUA! Man muss schon Fan sein, um sich diese 4-5 Stunden anzuschauen.
Dass es auf DisneyPlus läuft, die erst kürzlich die Preise erhöht haben, ist wohl klar.