Dass es im Österreich des Jahres 2021 möglich ist, auf offener Straße ein „Steckt euch den Holocaust in den Oasch!“ zu brüllen und man daraufhin noch tosenden Applaus als Zustimmung der Menschen kassiert, das ist schon ein starkes Stück – nicht nur wegen unserer Geschichte. So geschehen gerade heute in der Kärntner Straße, wo sich eine nicht angemeldete Demo gebildet hat, um die #GegenJedenAntisemitsmus-Demo mit vielerlei Provokationen zu stören. Die Videos unten wurde uns gerade live aus Wien zugespielt.
Immer wenn der Konflikt im Nahen Osten eskaliert, macht sich der Antisemitismus in Europa verstärkt bemerkbar. Vergangenen Mittwoch besuchten ca. 1.000 Menschen eine antisemitische Demonstration auf der Mariahilferstraße, organisiert von „BDS Austria“, der „Antiimperialistischen Koordination“ und „Dar-al-Janub“. Auf der Demonstration kam es zu massiven antisemitischen Sprechchören, darunter: „Chaiber, Chaiber [antisemitisches Massaker] oh ihr Juden, Mohammeds Heer kommt bald wieder.“ Teilnehmer trugen Hamas-Fahnen, antisemitische Transparente mit Holocaust-Relativierungen, Aufrufe den Tempelberg zu erobern, Israel und Tel Aviv auszulöschen und Ikonographien der Terroristin Leila Chaled. Seitens der Organisatoren wurde offen zur Intifada aufgerufen, also zur Gewalt gegen Israel. Die vom österreichischen Parlament als antisemitisch bewertete BDS rief zum totalen Boykott des Jüdischen Staates auf.
Da am heutigen Samstag, den 15. Mai 2021 dieselben Gruppen abermals auf die Straße gingen, um ihrer antisemitischen Hetze freien Lauf zu lassen, meldete die Jüdische österreichischen Hochschüler, European Union of Jewish Students, Republikanischer Club – Neues Österreich, GRAS (Grüne alternative Studenten) und viele weitere dies zum Anlass, mit einer Gegenkundgebung gegen jeden Antisemitismus am Herbert-von-Karajan-Platz zu starten. „Wir stehen für Frieden und Koexistenz und sind gegen die Hausräumungen in Ostjerusalem, aber wir sind auch gegen die gewalttätigen Ausschreitungen seitens der Demonstranten. Zudem verurteilen wir in aller Deutlichkeit die kriegerische Eskalation der Hamas, die innerhalb kürzester Zeit über 2000 Raketen auf zivile Gebiete in Israel geschossen hat. Der Konflikt im Nahen Osten darf nicht dazu instrumentalisiert werden, den Antisemitismus in Europa zu befeuern. Dem wollen wir gemeinsam entschieden entgegentreten!“ heißt es in der Aussendung.
Laut unserem Vor-Ort-Reporter und Wien-Korrespondenten Goran Lazar befanden sich über 500 Polizisten allein in der Kärntner Straße. Es kam zu zahlreichen Verhaftungen und die nicht angemeldete Anti-Israel-Demonstration wurde gewaltsam aufgelöst.
Kein Fußbreit dem Antisemitismus! – Das sind die Veranstalter:
-Jüdische österreichische Hochschüler_innen
-European Union of Jewish Students
-Republikanischer Club – Neues Österreich
-GRAS – Grüne alternative Student_innen
-KSV-Lili – Kommunistischer Student_innenverband – Linke Liste
-VSSTÖ – Verband sozialistischer Student_innen
-HUS -Fakultät für Human-und Sozialwissenschaften
-IG-PoWi – Institutsgruppe Politikwissenschaft
-FIPU – Forschungsgruppe der Ideologien und Politiken der Ungleichheiten
-Plattform Radikale Linke
Holocaust-Überlebender: „Ich hatte zum ersten Mal Angst!“
Der über 90-jährige österreichisch-ungarische Zeitzeuge und Holocaust-Überlebende, der Wiener Journalist Karl Pfeifer schrieb dazu auf Facebook: