Lockdown kann sie nicht umhauen: Preisgekrönte Hopfenkocher brauen munter weiter
Das kreative Craft Beer der Hopfenkocher aus Fellengatter sorgte in den letzten Jahren bei der Austrian Beer Challenge regelmäßig mit Bronze, Silber und Gold für Furore. Derzeit feilen die Hobbybrauer Peter Wilhelm und Stefan Spiegel mit neuen Zutaten weiter an der Biervielfalt. Fantasievolle neue Kreationen unterstreichen ihre Ambitionen.
Beinahe ein Jahrzehnt brauen Peter Wilhelm und sein Schwager Stefan Spiegel schon Bier. 2012 kehrte Peter von einer Geschäftsreise aus San Francisco zurück, wo ihn die starke Craft Beer Szene begeisterte. Von dort brachte er die Idee zum Schwager mit, und bald brauten sie gemeinsam. Das erste Mal ging alles schief, erinnert sich Peter: „Jeden Brauschritt mussten wir nachlesen, dann kochte das Bier über und die Pizza verbrannte. Unsere Frauen hofften, dass es in die Hose geht, aber es mundete sehr“.
Beide im Maschinenbau, verbesserten die Hopfenkocher laufend die Brauanlagen. Nach jahrelangem Brauen im Freien begannen sie aber erst 2017, eine Brauerei einzurichten. „So müssen wir im Winter nicht frieren und im Sommer plagt uns kein Sonnenbrand“, scherzt Peter. Um es dennoch draußen gesellig zu haben, baute er im Lockdown einen Biergarten. Dieser lädt, mit einem alten Pumpwerk der Wasserwerke Dornbirn dekoriert, eingeladene Gäste im „Industrie Style“ ein. Ein „Industriebier“ gibt es aber nicht, die Hopfenkocher brauen noch von Hand, um das „Gespür fürs Bier“ zu behalten.
Mut für Neues
Beide eint die Liebe zur Vielfalt. So erfinderisch wie die Bierkreationen sind ihre Namen. Beim Mädesüss-Holunder-Bier „Wieble“, dem mit Übersaxner Trauben veredelten „Weibi“, dem Oktoberfestbier „Bavaria“ und der „Fensterhenne“ locken weibliche Reize. Das Münchner Dunkel „Lluja Sog I“ ziert dagegen der grantige Aloisius. Vom New England IPA spukt der „Pfellerpfifer“, der Mann ohne Kopf bei Schwarzach. Spezialist für Bockbiere ist Peters Sohn Simon, der zwar nicht mittrinkt, aber den Zuckergehalt prüft. Tochter Sarah wirkte beim Stout „Rappe“ mit. Immer wieder wird mit neuen Zutaten experimentiert. In jüngster Zeit wurde an Sauerbieren getüftelt und ein „Schwarzwälder Kirsch“ Bier gebraut. „Bier aus Großbrauereien schmeckt immer gleich. Die Freiheit des Hobbybrauers ist es, dass Bier immer wieder etwas anders schmeckt“, erklärt Stefan. Für ihr Bier verwenden die Hopfenkocher nur natürliche Zutaten vorrangig aus der Region. Für spezielle Biersorten wird sogar eigener Hopfen verwendet, den Tante Margreth, einst Hopfenbrockerin in Tettnang am Bodensee, extra in Fellengatter anbaut.
„Für 1 Kilo getrocknete Hopfendolden pflückt man rund sechs Stunden.“
Peter Wilhelm
Andere motivieren
Die Hopfenkocher wollen auch andere zum Bierbrauen motivieren und geben ihr Wissen gern weiter. „Ab etwa 500 Euro Ausrüstung kann es losgehen“, ermutigen sie, das Brauen von der Maische bis zur Hopfenbeigabe einmal selbst daheim auszuprobieren. HH
Zur Person
- Peter Wilhelm
- Geboren: 03.09.1976
- Familie: 2 Kinder (Simon und Sarah)
- Beruf: Ingenieur
- Hobbys: Funken, Bierbrauen
- Stefan Spiegel
- Geboren: 13.06.1974
- Wohnort: Dornbirn
- Familie: 3 Kinder (Paulina, Theresa und Kilian)
- Beruf: Ingenieur
- Hobbys: Rotes Kreuz, Bierbrauen