Am 5. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich von der US Army befreit. Im KZ Mauthausen wurden mehr als 200 000 Menschen interniert, etwa 100 000 Häftlinge wurden ermordet. Der Nationalrat erklärte 1997 den 5. Mai zum nationalen Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Seither wird der 5. Mai jährlich als Gedenktag von beiden Kammern des Parlaments und von Schulklassen in ganz Österreich begangen. Eine Befreiungsfeier findet üblicherweise am Gelände der Gedenkstätte Mauthausen statt.
Gedenkinitiativen zum 5. Mai 2020
Aufgrund der Covid19-Pandemie finden um den 5. Mai kaum öffentliche Gedenkveranstaltungen statt. Europas größte Befreiungsfeier, die Feier des Mauthausen Komitee Österreich am Gelände der Gedenkstätte, findet 2020 nur virtuell statt. Die Gedenkveranstaltung kann am 10. Mai auf der Website des MKÖ und live auf ORF III verfolgt werden. Am Beginn der Veranstaltung wird der Mauthausen-Schwur in mehreren Sprachen verlesen; gefolgt von Videostatements zum thematischen Schwerpunkt „Menschlichkeit ohne Grenzen“ von Überlebenden aus verschiedenen Ländern.
Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
In einem einstimmigen Beschluss aller Parlamentsparteien wurde am 11. November 1997 der 5. Mai als jährlich zu begehender nationaler „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ beschlossen. Deutschland wählte (1996) wie auch die Vereinten Nationen (2005) den 27. Jänner, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, als „Holocaust-Gedenktag“ (International Day of Commemoration in memory of the the victims of the Holocaust). In Israel wird seit den 1950er Jahren der Yom ha Shoah als Gedenktag begangen. Er orientiert sich am jüdischen Kalender. In Würdigung der spezifischen österreichischen Vergangenheit entschied man sich in Österreich für den 5. Mai. Am 5. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich durch amerikanische Truppen befreit.
Österreichisches Gedenken im Wandel
Der internationale Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Das KZ Auschwitz-Birkenau ist das Synonym für die industrielle Massenvernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden und nimmt damit eine herausragende Stellung in der Erinnerung an den Holocaust ein. Der Gedenktag an den Holocaust (hebräisch Shoah) steht für die weltweite Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungsantisemitismus und trägt diese Bedeutung auch im Titel.
Österreich entschied sich dafür, den Begriff Holocaust aus dem Namen des Gedenktages zu streichen. Stattdessen wird im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus das Augenmerk auf den Kampf gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus gelegt. Somit soll das Gedenken und Erinnern zur Stärkung der demokratischen Grundrechte beitragen.
Das Reden über die Zeit des Nationalsozialismus und das Erinnern an die Opfer hatte in der Zweiten Republik viele Facetten. Nicht immer war für alle Österreicherinnen und Österreicher eindeutig klar, wer Opfer und wer Täter war. Nicht immer war klar, wann Österreich tatsächlich befreit wurde. War dies im Frühling 1945, als die alliierten Armeen einmarschierten oder 1955, als sie wieder abzogen? All diese Unklarheiten spiegelten sich in der österreichischen Erinnerungspolitik wider. In Österreich herrschte nach 1945 über viele Jahre hinweg die Vorstellung, dass Österreich das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen sei. Daher trage es auch keine Mitverantwortung für die Taten der Nationalsozialisten. Die Erinnerung an den Nationalsozialismus war zumeist von der Erinnerung an das Leid der Soldaten und an das durch Krieg und Not bestimmte Elend der Zivilbevölkerung geprägt. Für die Erinnerung an die Opfer von rassistischer, menschenverachtender und nationalsozialistischer Verfolgung war dabei nur selten Platz.
Im Jahr 1993 erfuhr dieses Geschichtsbild durch die Rede von Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky eine entscheidende Veränderung. An die Stelle der so genannten „Opfer-These“ trat die „Mittäter-These“.
Wie kam es in Österreich zum „Gedenktag 5. Mai“?
Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist Ausdruck des seit den 1990er Jahren geänderten Geschichtsbewusstseins. Seine Namensgebung ist ein geschichtspolitischer Kompromiss der politischen Lager und trägt zudem dem 1997 von der Europäischen Union ausgerufenem „europäischen Jahr gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ Rechnung. An die Erinnerung an den Holocaust und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist die Erwartung geknüpft, dass sie zu einer Sensibilisierung gegenüber den verschiedenen Formen der Gewalt führe. Das Wissen um die Geschichte, der Folgen von Rassismus, Antisemitismus und Verlust demokratischer Grundwerte soll die Basis sein für ein „Nie-Wieder“ in Gegenwart und Zukunft. Es soll hellhörig machen, wenn es um Tendenzen der Holocaust-Leugnung geht. Es soll Wachsamkeit erzeugen gegenüber jeglichen Ausdrucksformen religiöser Intoleranz sowie der Anstiftung, Bedrohung oder Gewalt gegen Personen oder Vereinigung auf Grund ihrer ethnischen Herkunft oder religiösen Überzeugung.
Um die proklamierten Ziele zu erreichen und damit die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nicht zur leeren Phrase wird, richten sich Holocaust-Gedenktage sowohl an die Gesellschaften als Gesamtheiten als auch im Besonderen an Bildungseinrichtungen. Schulen mit ihren Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sollen im Sinne der historisch-politischen Bildung die Prinzipien der Gedenktage in ihre alltägliche Arbeit übernehmen.
Österreichische nationale Feier- und Gedenktage
Die Bedeutung des 5. Mai als Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus für Österreich zeigt sich daran, dass er neben dem Staatsfeiertag am 1. Mai und dem Nationalfeiertag am 26. Oktober der dritte durch das österreichische Parlament beschlossene nationale Feiertag ist. In Würdigung des Gedenktages tritt der Österreichische Nationalrat jedes Jahr anlässlich des 5. Mai zu einer Sondersitzung zusammen und gedenkt der Opfer. An vielen Schulen finden Gedenkprojekte statt. Jedes Jahr findet am ersten Sonntag nach dem 5. Mai in Mauthausen die Befreiungsfeier statt. Eine Vielzahl an internationalen und nationalen Delegationen von Opferverbänden versammelt sich, um an die Opfer und die Befreiung zu gedenken.
Der Nationalratsbeschluss vom 11. November 1997
Entschließung des österreichischen Parlaments vom 11. November 1997.
Der 5. Mai – der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen – möge in Österreich im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus als Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus begangen werden.
Der Nationalrat ersucht daher die Bundesregierung, die in diesem Zusammenhang erforderlichen Veranlassungen zu treffen. Insbesonders erscheint es dem Nationalrat erforderlich zu sein, in den Schulen, innerhalb des österreichischen Bundesheeres sowie beim Zivildienst auf diesen Gedenktag in geeigneter Weise Bedacht zu nehmen, um die Sensibilität gegenüber den verschiedenen Formen der Gewalt zu wecken und zu verstärken.
Darüber hinaus möge an die Länder und Gemeinden herangetreten werden, damit auch von den Gebietskörperschaften im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen der 5. Mai als Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus wahrgenommen wird.
Auch der Nationalrat wird in Zukunft jedes Jahr diesen Gedenktag in einer besonderen Weise begehen. Mit diesem Schritt schließt sich die Republik Österreich einer europäischen Initiative an und bringt damit zum Ausdruck, daß sie die Idee eines Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus auch auf europäischer Ebene mit großem Nachdruck unterstützt. (910 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XX. GP)
Quelle: erinnern.at
Nie wieder! Und: Wehret den Anfängen! Die Rechtspopulisten allüberall bereiten mir Magenschmerzen.