Wir nahmen die Einführung einer Schutzmaskenpflicht in allen österreichischen Supermärkten durch die Regierung zum Anlass, direkt bei einer Mitarbeiterin einer großen Supermarktkette nachzufragen. Magdalena (36) aus Frastanz gab uns das folgende Interview.
Gsi.News: Sie arbeiten im Lebensmittelgeschäft. Wie macht sich denn die Coronakrise im Arbeitsalltag am stärksten bemerkbar? Was sind die größten Veränderungen, die Sie in den letzten Wochen wahrgenommen haben. Und wie fühlen Sie sich dabei?
Magdalena: Eine große Veränderung ist die Tatsache, dass ich mit den Kindern viel zuhause bin, das engt sehr ein und ist stressig. Ungewohnt im Einkauf ist, dass alle mit Handschuhen und Mundschutz unterwegs sind. Es sind nicht mehr ganze Familien oder Gruppen einkaufen, sondern wirklich nur mehr Einzelpersonen und es wird regelmäßig desinfiziert.
Haben Sie das Gefühl, dass sich der Arbeitgeber genug um Sie kümmert?
Ja, da gibt es einige Vorgaben. Wir bekommen jeden Tag einen neuen Mundschutz und Handschuhe und bald gibt es auch einen waschbaren Mundschutz. Nach jedem Kundenkontakt muss ich mir die Hände waschen und desinfizieren. Der Abstand zwischen Kunden und Verkäufern wird genauestens eingehalten, wobei es für uns hinter der Theke nicht immer möglich ist, vor allem wenn sich unsere Arbeitsschritte überschneiden. Ein Security weist die Kunden darauf hin, dass sie Abstand halten müssen, dazu sind auch Bodenmarkierungen angebracht worden im Kassabereich. Auch gibt es dort die Glaswand zwischen Kassiererin und Einkäufer. Für den Arbeitgeber ist es wichtig, dass seine Arbeiter nicht krank werden, sonst läuft das Geschäft nicht mehr.
Das Arbeitszeitgesetz wurde im Gesundheitsbereich aufgehoben und es gibt eine allgemeine Urlaubssperre. Gelten diese Änderungen auch im Handel? Und wie ist die Akzeptanz der Veränderungen in Ihrem Arbeitsumfeld?
Risikopatienten haben in Krankenstand gehen müssen oder freiwillig in Quarantäne. Die Arbeitsstunden werden in der Regel eingehalten. Der Geschäftsverlauf ist nicht so wie vorher, es ist weniger los, der Umsatz läuft aber weiterhin gleich, denn es wird zwar seltener eingekauft, aber dafür sind die Einkaufswägen voll. Die Arbeitskräfte werden wieder nachhause geschickt, weil derzeit nicht so viel los ist. Keiner muss Überstunden arbeiten. Der Urlaub wird derzeit nicht eingespart.
Politiker und Personen des öffentlichen Lebens lobten in den letzten Tagen sehr häufig die Helden der Arbeit, die unsere Versorgung mit Lebensmitteln und den wichtigen Dingen sicherstellen. Erfahren Sie denn diese Wertschätzung auch von Ihren Kunden?
Es gibt sehr viel Wertschätzung. Ich höre von vielen ein großes Dankeschön, dass wir immer da sind, und dass wir Großes leisten. Negative Kunden und deren negativen Aussagen lasse ich nicht an mich heran. Es gibt viele, die diese Vorschriftsmaßnamen belächeln und nicht ernst nehmen. Das möchte ich einfach löschen und mir nicht merken. Die positive Rückmeldungen und die positive Anerkennung ist das, was mich und meine Kollegen motiviert.
Haben Sie selber auch Hamsterkäufe erledigt?
Nein, ich kaufe wie gewohnt meine Lebensmittel ein.
Sie arbeiten direkt „an der Front“. Wie geht man im Alltag mit dieser Gefahr und mit der psychischen Dauerbelastung um? Und das betrifft ja nicht nur Sie persönlich, sondern auch Ihre Familie.
Meine Kollegen und ich sind rücksichtsvoller geworden und unsere Unterhaltungen halten wir mit Abstand ein. Ich selber habe nicht sonderlich Angst, dass ich mich anstecke. Wenn es so sein sollte, dann ist es halt so.
Zuerst waren meine Kinder in öffentliche Betreuung, das hat ihnen schon gefallen, denn es war doch etwas Normales und Gewohntes für sie. Mittlerweile ist mein Mann in Kurzarbeit, somit können wir uns mit der Kinderbetreuung abwechseln. Auch mein Arbeitgeber nimmt darauf Rücksicht.
Gsi.News: Vielen Dank für Ihre auch sehr privaten Einblicke und bleiben Sie gesund!