Die Mechanismen im Fußball haben wieder zugeschlagen. Der SCR Altach trennt sich von Trainer Fabio Ingolitsch. Heute Vormittag dachte ich mir, genau so meinen heutigen “ANDEREN Blick” zu beginnen.
Aber die Verantwortlichen des SCR Altach haben anders entschieden. Und ich finde den Schritt des Vereines richtig! Ob ich grundsätzlich die Verpflichtung von Trainer Ingolitsch richtig empfinde, spielt in der jetzigen Situation, in der wir uns befinden, keine Rolle.
Der Verein, die Fans, die Zuschauer, die sportliche Führung, der Trainer und jeder einzelne Spieler – alle sitzen wir im gleichen Boot. Das Boot droht unterzugehen. Aber jetzt nur den Steuermann zu wechseln, wenn das Wasser schon auf allen Seiten ins Boot kommt, ist zu wenig. Um darüber nachzudenken, ist nach der Saison genug Zeit. Und unabhängig davon, ob wir uns wieder in letzter Sekunde vor dem Abstieg retten können oder nicht – nach der Saison muss alles hinterfragt werden. Das Trainerteam, die sportliche Führung und jeder einzelne Spieler. Wer nicht gezeigt hat, dass er einen erheblichen Mehrwert für den SCR Altach gebracht hat, der wird wohl seine “Zelte” irgendwo anders aufschlagen müssen.
Aber auch die Vereinsführung kann nicht aus ihrer Verantwortung genommen werden. Seit zu vielen Jahren werden im sportlichen Bereich riesige Fehler gemacht. Der Verein ist so gut aufgestellt, die Infrastruktur ist top – wird dazu noch von Jahr zu Jahr besser. Der neue VIP Bereich wird ein weiterer Meilenstein, die „Macher“ im Verein besorgen Jahr für Jahr durch ihre großartige Arbeit die notwendigen Millionen. Dafür ziehe ich meinen Hut. Erstens weil ich Augen in meinem Kopf habe und zweitens weil ich alt genug bin, um zurückzublicken, wie alles begann …
Aber auch Fehler müssen angesprochen werden. Für mich fehlt es einzig und allein in einer breiteren Aufstellung der sportlichen Verantwortung. Immer nur einen neuen Sportdirektor und einen neuen Trainer zu holen, das ist, und das hat die Vergangenheit bewiesen, zu wenig. Neben dem Vereinsvorstand, dem Aufsichtsrat fehlt es an einem großen Gremium ausschließlich für den sportlichen Bereich. Da interessieren mich unsere vielen Co-Trainer und scheinbaren Motivationsberater nicht – wir brauchen ein Kompetenzteam im sportlichen Bereich, das einem Sportdirektor tatkräftig wöchentlich zuarbeitet und in Trainer- und Spieler Entscheidungen maßgebend eingebunden wird. Mir fallen da so viele Namen ein, die das Herz und das Wissen für den SCR Altach in sich tragen, deren Fußballwissen aber in Altach seit Jahren sträflich vernachlässigt wurde und nicht gehört werden will. Das muss meiner Meinung nach sofort geändert werden. Es gibt viele Namen…ich nenne nur mal zwei Namen, weil ich weiß, dass niemand von den jetzt Verantwortlichen sich so was sagen lassen will – ich sage es trotzdem – weil ich die beiden und viele andere sehr gut kenne. Da geht es nicht um Positionen, da geht es nicht um Geld, da geht es um Herzblut für diesen Verein und um fußballerisches Wissen. Also für mich gehören Alex Guem und Enrico Pfister sofort in dieses beratende Gremium. Andere Namen fallen wir auch ein, aber ich lasse es jetzt mal mit diesen zwei Namen. Je breiter die sportliche Führung aufgestellt wird, desto erfolgreicher werden wir sportlich werden. Wir brauchen keinen 4. Co-Trainer, der den Auswechselspielern vor zeigt, wie man sich aufwärmen muss (alles völlig unnötiges Beiwerk) – wir brauchen ein Kompetenzteam, das entscheidet, welche Spieler die Qualität und die Voraussetzungen haben, um uns sportlich zu helfen. Wir brauchen keine 3-Jahresverträge für Spieler, die dies nicht verdienen. Da lasse ich jetzt bewusst die Namen weg.
Zurück zum Beginn – das Wasser dringt auf allen Seiten in unser Boot – wir brauchen jetzt alle Hände, die wir zur Verfügung haben, um die Löcher zu stopfen. Damit meine ich alle!! – Die Fans auf der Süd, die “normalen” Zuschauer, den Trainer und vor allem auch die Spieler. Zeigt, dass ihr es verdient habt, bei diesem tollen Verein, in diesem tollen Land, arbeiten zu dürfen. Was heißt arbeiten – “kicken” zu dürfen. Vielleicht zu spät werdet ihr erkennen, was für ein Privileg das für euch ist und war.
Es gibt da ein chinesisches Sprichwort, das ich liebe: „Wenn der Wind der Veränderung weht, dann bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. “
Wir brauchen keine Mauern (und jetzt auch keine Trainerentlassung), wir brauchen ein Stadion voller kleiner Windmühlen – und dann blasen wir gemeinsam den GAK und Klagenfurt aus unserem Stadion und setzen die Segel für eine wunderbare Fahrt in die gemeinsame Zukunft unseres geliebten Vereines.
Jeder auf seinem Platz und am Ende feiern wir gemeinsam den Klassenerhalt.