Oder warum Sie sich bereits im Vorschulalter Gedanken über Ihren unbefristeten Arbeitsvertrag machen sollten.
von Lydia Gaßner:
Wer noch das Vergnügen hatte, eine pädagogische Akademie (vor 2006) an deren Tag der offenen Tür zu besuchen, kann sich sicher noch an die Aufnahmekriterien für ein Lehramtstudium erinnern. Nämlich – Anwesend zu sein. Und natürlich ein positives Maturazeugnis, wobei dies auch nachgereicht werden kann, damit man letztendlich im Halbjahr zu Prüfung antreten kann.
Nachdem Sie sich 12,13 Jahre durch das wilde Schulleben durchgeboxt haben, stellen Sie fest, dass es zur Berufung als Lehrers nur mehr ein kleiner Hopser ist. Mit den unzähligen positiven Zukunftsaussichten, die Ihnen brühwarm vorgelogen wurden, sind Sie dafür bereit. Denn nach dem dreijährigen Studium liegt einem die Welt zu Füßen: unbefristeter Arbeitsvertrag bis zur Pension, massig Ferien und Freizeit, Ansehen in der Gesellschaft und nicht zuletzt motivierte und begeisterte Schülerinnen und Schüler, die an Ihren Lippen hängen und jedes Wort von Ihnen aufsaugen werden. Denn auch die haben nur das eine Ziel vor Augen, selbst Akademiker zu werden. So weit, so gut.
Das sind die besten Bedingungen, um sich einschreiben zu lassen. Die Wahl der Unterrichtsfächer lässt einem noch kurz überlegen – lieber ein irrsinnig strenges Korrekturfach Deutsch oder ein schlauer Zahlenfuchs mit Mathematik. Auch das Zweitfach sollte mit Bedacht gewählt werden. Mit einer Matrikelnummer und einem Studienbuch in der Hand werden nun Semester für Semester Unterschriften gesammelt, um überhaupt für die Abschlussprüfung an der Akademie antreten zu können.
Jahr für Jahr wird sich auch durch eine gewisse Bürokratie und Hierarchie durchgekämpft, denn nicht jeder Pädagoge versteht die ständige Entwicklung an der Lehr- und Lernentwicklung auch an sich selbst. Mit Angst, Machtspiel und Willkür werden Noten verteilt, teils Männer in schicken Anzügen bevorzugt oder auch dem lächelnden Weibchen zugezwinkert. Lehrpersonen mit Unterrichtsmethoden aus der „alten Schule“ und unterschiedlichsten schwachen Argumenten und Vorträgen bewerten auch die Praxisstunden, während selbst ausgewählten Praxislehrern die Schüler buchstäblich „auf der Nase herumtanzen“. Natürlich gilt das nicht für alle. Für manchen Lehrern oder für manchen Ausbildern ist es eine Berufung, das Beste aus jedem herauszuholen und den Anwärter auf das Leben vorzubereiten. So wurden hoch motivierte offene junge Lehrpersonen zusammengeschustert, und wie ein Rohdiamant teilweise naiv an die offenen Stellen im ganzen Land losgelassen, mit einer 3 – 6jährigen Wartezeit auf einen fixen Arbeitsvertrag.