Der Mensch verdankt sein Überleben der Interaktion, der Zusammenarbeit mit Mitmenschen und durchaus – um die Lebensgrundlagen zu sichern – ordnenden Eingriffen in die Umwelt, die Wildnis.
Von Dr. Albert Wittwer
Inzwischen hat die Wildnis einen guten Ruf, anders als die fossile Industrialisierung, die jetzt das Chaos befeuert. Unerwartete Wetterereignisse und reaktionär-politische Strömungen befallen selbst bewährte Demokratien. Dort greift die Holzbauweise um sich und die Energie stammt zunehmend aus Sonne, Wind- und Wasserkraft.
Da kommt uns zurecht, dass Europa gerade wieder im Begriff ist, sich in Zusammenarbeit zu bewähren. Industrie und Beschäftigung schwächeln. Zugleich ist nicht nur die Rest-Ukraine, auch die Sicherheit weiterer europäischer Staaten massiv bedroht. Die Europäische Union legt Programme auf, um hunderte Milliarden Euro zur Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft, der Infrastruktur und des Klimaschutzes einzuleiten.
Das verwirrt die Sparefrohs zutiefst.
Die sitzen teils sogar in Regierungen, doch haben sie von John Maynard Keynes noch nie gehört. Seine Theorie des „Deficit-Spending“, also des Schulden-Machens, um die Realwirtschaft und damit die Beschäftigung, die Einkommen der Werktätigen zu sichern, ist bewiesen, hat sich bewährt. Manche Bremser stehen vielleicht auf der Gehaltsliste der Diktatoren.
Derzeit sind die Rahmenbedingungen dafür gegeben. Europa ist insgesamt weitaus weniger verschuldet als etwa die USA. Die Kreditwürdigkeit ist hoch, die Zinsen sind niedrig. das Geld kommt von Investoren, die die Anleihen zeichnen. Die europäischen Börsen reagieren positiv, während die US-Börsen – dank ständig neuer Zoll- und Einfuhrbeschränkungs-Ansagen – einknicken.
Zugleich gibt Europa klare, aber höfliche, pöbelfreie Antworten zur US-Politik. Die hat Europa gerade aus der amerikanischen Vormundschaft entlassen. Während die dortige Wirtschaft absackt und das US-Wahlvolk murrend die höheren Lebensmittelpreise verdaut, hat Europa sich sein Reifezeugnis selbst ausgestellt.
Anmerkungen:
- Chaos und Weltordnung: Die Entropie, das Chaos des Universums strebt immer einem Maximum zu, R.J.E. Clausius, 1854, Satz von der Vermehrung der Entropie (Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik). Das Chaos ist unfruchtbar, lebensfeindlich. Daraus folgt, daß der Erde und ihrer noch immer großartigen Natur ein Schöpfungsprozess zugrunde liegt, welcher dem Chaos entgegenwirkt.
- An diesem Schöpfungsprozess müssen die Staaten und die Menschen, die guten Willens sind, in der aktuellen Situation teilnehmen.
- John Maynard Keynes „The General Theory of Employment, Interest and Money“ (1936)