Die aktuellen Daten des Suizidberichts zeigen, dass die Suizide in Vorarlberg steigen. Mögliche Ursachen haben die Autoren Reinhard Haller, Albert Lingg und die Autorin Isabel Bitriol-Dittrich im Bericht zusammengefasst.
Aktuelle Ergebnisse
Nach einem Höchststand Mitte der 80er Jahre, nahm die Zahl der Selbsttötungen in Vorarlberg, wie in gesamt Österreich, bekanntlich um etwa die Hälfte ab. In den letzten drei Jahren konnte für Vorarlberg jedoch wieder ein Anstieg beobachtet werden. Konkret waren vergangenes Jahr zehn Suizidopfer mehr als im Vorjahr zu beklagen. Ob es sich dabei um eine Trendwende handelt, ist noch ungewiss. Auch konnte nicht geklärt werden, wie viele davon möglicherweise assistierte Suizide waren.
Kinder, Jugendliche und psychisch Vorerkrankte
Besonders auffällig ist die Altersverteilung. Mit zwei Kindersuiziden und einer höheren Betroffenheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt Vorarlberg hier über dem österreichweiten Durchschnitt. Diese Entwicklung muss weiterhin aufmerksam beobachtet werden. Selbsttötungen bei bekannter psychischer Vorerkrankung kamen hingegen deutlich weniger vor. Das spricht für eine bessere Erkennung und Behandlung, vor allem depressiver Erkrankungen. Unverändert blieb hingegen die Geschlechterverteilung: Männer sind nach wie vor 4x häufiger betroffen als Frauen.
Schwerpunktthema: Suizidalität in Krisenzeiten
„Leider geben die jetzigen Zeiten genügend Anlass, zu überprüfen, wie sich Krisen auf die Suizidhäufigkeit auswirken“, erklärt Reinhard Haller, einer der Autoren des Suizidberichts, „nach unserer Analyse spricht alles dafür, dass der Anstieg der Suizide im Vorjahr mit den Bedrohungsszenarien der letzten Jahre zusammenhängt.“ Damit meint er die Pandemie, genauso wie Umweltkatastrophen, Teuerung oder die Kriege vor unserer Haustüre.
Datenlage zu Assistierten Suiziden
Seit zwei Jahren gibt es außerdem in Österreich die Möglichkeit zur Beihilfe zum Suizid. Daten darüber, ob die steigenden Suizidzahlen mit der neu eingeführten Beihilfe zum Suizid in Zusammenhang stehen, fehlen: „Leider liegen bisher keine verlässlichen Zahlen über durchgeführte Selbsttötungen unter Assistenz in den Bundesländern vor. Auch eine entsprechende Begleitforschung fehlt“, betont Studienautor Albert Lingg. Erfahrungswerte – wie jene aus der Schweiz – zeigen: Wo Sterbehilfe legal ist, steigen die Suizidzahlen. Gleichzeitig kommt es zu keinem Rückgang der nicht assistierten Suizide.
Insgesamt bleibt die Suizidrate mit 13,0 in Vorarlberg aber weiterhin deutlich unter dem von der WHO vorgegebenen Ziel einer Suizidrate von unter 15. Österreichweit liegt die Suizidrate bei 13,9 in der Schweiz hingegen bei 25,6.
aks-Suizidregister
„Die Veröffentlichung der aktuellen Zahlen unterstreicht die immense Bedeutung valider Gesundheitsdaten für eine evidenzbasierte Planung von Gesundheitsleistungen“, betont Harald Schlocker, Präsident des aks Vereins abschließend: „Nur mit präzisen und verlässlichen Daten können Entwicklungen erkannt und fundierte Entscheidungen für die Gesundheit der Bevölkerung getroffen werden.“ Das Suizidregister des aks ist deshalb – genauso wie das Vorarlberger Krebsregister des aks – ein unverzichtbares Instrument zum Steuern und Handeln. Für Fachpersonen genauso wie für die Forschung und die Politik.
aks gesundheit GmbH
Die aks gesundheit GmbH ist eine professionelle Anbieterin von Dienstleistungen in der Gesundheitsförderung, Prävention, Versorgung und Rehabilitation. Ihr Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung der Gesundheit der Vorarlberger Bevölkerung.