Die bedeutende Journalistin Alexandra Föderl-Schmid wurde vermisst und dann von der Polizei unter einer Brücke in der Nähe von Braunau, stark unterkühlt, aufgefunden und gerettet. Ihrem Verschwinden ist ein mehrmonatiges Mobbing vorausgegangen. Ein – aus meiner Sicht – unbedeutender, verzeihlicher Fehler ist von ihr eingestanden und bedauert worden: Sie hat vereinzelt in Artikeln zwar Quellen zitiert, aber den Autor nicht genannt. Das gilt zwar bei wissenschaftlichen Arbeiten als Plagiat. Allerdings steht jede und jeder journalistisch Schreibende „auf den Schultern von Riesen“, die er nicht nennt oder oft nicht namentlich kennt. Sonst sähe man den Wald vor Bäumen nicht mehr.
Von Dr. Albert Wittwer
Aber die engagierte, kritische, dem Rechtsstaat und der Gewaltenteilung verpflichtete Journalistin ist das Feindbild demokratiefeindlicher Populisten. Denen kam die Gelegenheit gerade recht, an der verhassten, mißachteten Institution der Qualitätsjournalisten mit Hilfe ihrer Netzwerke ein Exempel zu statuieren. Sie haben eine „Plagiatsuntersuchung“ bei journalistischen Artikeln in Auftrag gegeben und behandelten die wenigen Funde, als hätte Alexandra F.-S. bei ihrer Dissertation abgeschrieben. Dort fanden sie allerdings nichts.
Nicht jeder Mann, nicht jede Frau, jedes Unternehmen ist in jeder Lebensphase stark genug, das heil zu überstehen. Siehe auch meinen Kommentar auf www.gsi.news.at „Anonyme Verunglimpfer“. Mit Schmähungen, Unwahrheiten, Verdrehung haben die überwiegend anonymen Schreiber oder Fake-Profile aus der Sankt Petersburger Trollfabrik von Putins Gnaden im Auftrag und auf Zuruf ihrer autoritären Meister grauslich zugeschlagen.
Dennoch, Alexandra F.-S. wurde gerettet und sie möge gesunden, an Körper und Geist.
Anmerkungen:
- „Die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid wurde nach ihrem Verschwinden lebend gefunden. Ein Bericht über die große Erleichterung – und darüber, was vor ihrer Vermisstmeldung geschah.“ https://www.epages.dk/derstandard/2662/article/1983566/2/1/render/?token=675703b907a80ea17e4427e05fc746b0&vl_app_id=at.apa.pdfwlclient.derstandard&vl_app_version=10.22.0&vl_platform=android
- Rechtspopulistisches Portal zahlte Föderl-Schmid-Gutachten https://www.vol.at/rechtspopulistisches-portal-zahlte-foderl-schmid-gutachten/8551114
- *) „Wir stehen auf den Schultern von Riesen“: Der Gelehrte John of Salisbury zitierte im 12. Jh. Bernard de Chartres, ohne Nennung des Autors.
- Es folgt aus diesem Anlass demnächst: Alberts Notion: Social Media, Mehr Schaden als Nutzen?