2022 fällt das Funken-Wochenende auf den 5. und 6. März. Funken abbrennen hat eine lange Tradition und auch heuer werden wieder in fast jedem Ort wird der von der Funkenzunft kunstvoll aufgeschichtete, zum Teil bis zu 30 Meter hohe Holzturm – der Funken – gezündet. Höhepunkt ist dann die Explosion der Funkenhexe ganz oben auf der Spitze. Wie es heuer jedoch mit den Pandemie-Auflagen wird, gilt vorerst noch abzuwarten.
Von Bella Koeck
Wer glaubt, dass nur Männer einer Funkenzunft angehören können, der irrt. Eine von vielen aktiven „Funknerinnen“ ist Manuela Hartmann. Die Feldkircherin ist die Obfrau der Funkenzunft Ardetzenberg und erzählt im Interview über ihre Faszination dieses alemannischen Brauchtums, das aus dem Vorarlberger Jahreskalender nicht mehr wegzudenken ist und sich stetiger Beliebtheit bei der Bevölkerung erfreut.
Was fasziniert Sie am Funkenbau und seit wann sind Sie Mitglied der hiesigen Funkenzunft?
Manuela Hartmann: Mitglied bin ich eigentlich schon von Geburt an, da mein Papa auch seit seiner Jugend bei der Funkenzunft ist. Dadurch hat der Funkensonntag nicht nur die Faszination des Brauchtums und Winter-Vertreibens für mich, sondern ist etwas, das ich mir gar nicht mehr wegdenken kann. Das Funkenbauen gehört für mich zum Leben dazu wie das Aufstehen jeden Morgen. Besonders wichtig dabei ist für mich in erster Linie die Tradition und die Freude, die die Menschen haben, wenn wir mit dem Knall der Hexe – in Vorarlberger Selbstverständlichkeit – den Winter vertreiben.
Wie hoch ist die Frauenquote bei den einzelnen Funkenzünften im Land?
Hartmann: Genau kann ich das natürlich nicht beantworten. Aber ich weiß von befreundeten Zünftlern, dass ohne die Frauen der Zunft jeder Funkensonntag ein Desaster wäre. Sprechen kann ich natürlich nur im Namen unserer Funkenzunft. Angefangen von der Verpflegung über den Bau der Hexe, Organisation der Bewirtschaftung, Behördengänge, Haussammlung, Sponsorensuche etc. wird bei uns alles von drei Frauen erledigt. Das Wecken der Männer und Kinder am Morgen des Funkensonntags nicht zu vergessen (lacht). Ich denke, dass die Frauen einfach mehr im Hintergrund arbeiten und den Männern den „Vortritt“ lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber ganz sicher, dass ein Funken ohne Frauen fast nicht möglich wäre. Da das Hauptaugenmerk des Besuchers auf dem Funkenbau liegt, wird die Arbeit der Frauen oft vergessen bzw. fast übersehen.
Wie aufgeschlossen sind die Mitglieder der Funkenzunft Ardetzenberg gegenüber weiblichem Zuwachs?
Hartmann: Bei uns sind die meisten Frauen beim Wirtschaftsstand. Beim Funkenbau selbst nicht, das ist bei uns momentan noch „Männersache“. Aber wenn eine Frau zum Funkenbau will, hätte ich persönlich und bestimmt auch unsere anderen Zunftmitglieder nichts dagegen, sondern fänden es ganz toll. Solange sie schwindelfrei und nicht auf den Mund gefallen ist, können sich Interessentinnen jederzeit sehr gerne bei mir melden.
Wie sieht der traditionelle Funkenbau am Feldkircher Ardetzenberg aus?
Hartmann: Wir bauen den Funken immer noch in der Variante Kreuzbeige. Seit über 30 Jahren befinden wir uns am aktuellen Funkenplatz am Schallerhof und auch schon viele Jahrzehnte vorher waren wir an einem nahe gelegenen Standort am Ardetzenberg. Natürlich haben auch wir Traktoren, die uns das Holz zum Funkenplatz führen. Aber gebaut wird nur mit purer Manneskraft: Ohne Kran und ohne Steiger, sondern nur mit Leiter und an Seilen angebunden. Wir bauen den Funken fast nur aus Rundlingen und verwenden keinerlei behandeltes Holz. Unser Funken ist viereckig, läuft konisch nach oben zusammen und in ihm findet sich – außer bei Funkenbock (Fundament) – kein einziger Nagel. Wie bei jedem Funken befindet sich auch bei unserem ganz oben eine wunderbar hässliche Hexe.
Welches Ereignis vom Funken blieb Ihnen besonders in Erinnerung?
Hartmann: Ich kann mich noch an einen Funken erinnern, das muss so zirka fünfzehn Jahre her sein, da hat es in Feldkirch so geschneit, dass wir kurz davor waren, den Funken abzusagen. Mein Vater meinte dann aber, dass das nicht in Frage kommt, sondern wir kurzerhand improvisieren sollten. In einer Hauruck-Aktion wurden dann alle Funkenzünftler angerufen und eingeladen mit der ganzen Familie zum Schneestampfen auf den Ardetzenberg zu kommen. Der Funken blieb an seinem Ort, aber die Wirtschaft wurde zum nächstgelegenen Haus verlegt. Der Schnee im Garten musste am Abend vor dem Abbrennen von 30 Zünftlern plattgestampft werden. Es war bestimmt einer der lustigsten und besondersten Funkensonntage. Am Ardetzenberg findet der Funken bei jeder Witterung am Funkensonntag statt und wird nie verschoben.
Wie steht es um den Nachwuchs respektive wie wird man Mitglied bei Ihnen?
Hartmann: Beim Nachwuchs in den eigenen Reihen sind wir aktuell richtig fleißig: In den letzten zweieinhalb Jahren sind insgesamt vier zukünftige Helferlein zur Welt gekommen und das Nächste folgt im Februar (lacht). Wir sind guter Dinge, dass sie eines Tages in unsere Fußstapfen treten werden. Ansonsten ist es bei uns auch wie bei allen anderen Vereinen: Die Mitglieder kommen und gehen. Aber im Großen und Ganzen können wir uns nicht beklagen. Wir haben seit ein paar Jahren die perfekte Mannschaft beisammen und sind ein eingespieltes Team. Wir verstehen uns alle super untereinander und das Funkenwochenende macht extrem viel Spaß. Natürlich gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten, aber das gehört einfach dazu. Wer Interesse hat beim Funken am Ardetzenberg mitzuwirken, kann sich jederzeit sehr gerne per E-Mail oder telefonisch bei mir melden.
Was erwartet Besucher, welche heuer zum ersten Mal zum Funken auf den Feldkircher Ardetzenberg pilgern?
Hartmann: Ein kleiner aber feiner und sehr familiärer Funken! Das Feedback unserer langjährigen Funkenbesucher ist immer wieder, dass die familiäre Atmosphäre das ist was sie an unserem Funken schätzen und weshalb sie jedes Jahr wieder kommen. Wir haben mittlerweile sogar Gäste aus Berlin, die immer wieder während ihres Winterurlaubes zu uns kommen. Das macht uns sehr stolz und bestätigt uns, dass es richtig ist, was und wie wir es tun. Wir sind sehr bedacht darauf, unseren Funken nicht „ausarten“, sondern die Tradition im Vordergrund stehen zu lassen. Erwarten können sich die Besucher auch einen tollen Kinderfunken, welcher ein Highlight für unsere kleinen Gäste darstellt. Das Holz wird von den Kleinen selbst im Wald gesammelt und jedes Kind darf bei der Auslosung des „Funkenanzünders“ mitmachen. Wenn das Wetter passt – wovon ich ausgehe, da wir alle ganz brav waren – wird auch die Aussicht vom wunderschönen Ardetzenberg in alle Himmelsrichtungen unsere Besucher wieder begeistern.
FACTBOX: ZUR PERSON
- Manuela Hartmann
- Geboren am 21.07.1983 in Feldkirch
- Familie: verheiratet, 1 Sohn (2 ½ Jahre)
- Beruf: Büroangestellte Teilzeit
- Hobbys: Musik, Basteln, Natur
- An Vorarlberg schätze ich: Natur, Brauchtum, Zusammenhalt
- Kontakt: funkenzunft_ardetzenberg@hotmail.com
FAKTEN ZUR FUNKENZUNFT ARDETZENBERG:
- Gründungsjahr: 1958
- Mitglieder: Zirka 30
- Durchschnittliche Funkenhöhe: 8 – 9 m
- Anzahl Hexenbeerdigungen: 0 und das mit Stolz
- Besonderheiten: Kinderfunken und Standort