Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sollen im Kongo für Hilfe und Medikamente Sex verlangt haben.
Schon 2017 und 2018 gab es Vorwürfe das Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen Medikamente gegen Sex getauscht hätten. Es habe im Jahr 2017 24 gemeldete Fälle von Missbrauch oder sexueller Belästigung gegeben, teilte Ärzte ohne Grenzen damals mit. Im Zusammenhang damit seien 19 Mitarbeiter entlassen worden. Die Nachrichtenseite „The New Humanitarian“ veröffentlichte im September 2020 einen Bericht, wonach 51 Frauen im Kongo mehreren Ebola-Helfern von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie von Ärzte ohne Grenzen, Oxfam, Unicef und World Vision sexuelle Ausbeutung und Missbrauch zwischen 2018 und 2020 vorgeworfen haben.
Dabei setzt sich die Organisation besonders für die Versorgung und Unterstützung von Opfern sexualisierter Gewalt im Kongo ein. Die Hilfsorganisation berichtet von fast 11.000 Betroffenen, die im Jahr 2020 von ihnen behandelt wurden.
Allerdings mangelt es offensichtlich nach wie vor an einem System wie Übergriffe durch die eigenen Mitarbeiter verhindert werden können.
Frauen gaben an, mit Getränken gefügig gemacht worden zu sein oder in Büros und Krankenhäusern vergewaltigt worden zu sein. Andere Frauen berichteten von Mitarbeitern von der WHO oder Ärzte ohne Grenzen in Räume gesperrt worden zu sein. Dort drohten die Männer sie zu entlassen, wenn sie nicht Sex mit ihnen hätten.
Nun kam der Bericht der WHO heraus. Die WHO hatte eine Untersuchungskommission zu den Vorkommnissen im Kongo bestellt. Der Bericht zeigt das Mitarbeiter der WHO, Ärzte ohne Grenzen und World Vision sexuelle Übergriffe begangen haben. 63 Frauen und 12 Männer wurden sexuell ausgebeutet oder vergewaltigt. 29 Schwangerschaften ergaben sich aus den Vergewaltigungen. Die tatsächliche Zahl an Opfern ist definitiv weitaus höher. Es gibt auch viele Fälle von denen die Täter behaupten es sei einvernehmlicher Sex gewesen. Eine Frau berichtet: »Um im Job voranzukommen, musste man in Sex einwilligen. Jeder hatte Sex im Gegenzug für irgendetwas«. Mehrere Frauen berichten sie seien im Zuge der Bewerbung in ein Hotel bestellt worden. Dann hätte man ihnen den Job im Gegenzug zu Sex angeboten. Frauen die sich weigerten wurden vergewaltigt. Ein Arzt solle den doppelten Gehalt für Sex mit ihm geboten haben.
»Das ist ein erschütternder Bericht«, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. »Wir sind gedemütigt, entsetzt, und unser Herz ist gebrochen«, sagte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti.
Leider schweigt Ärzte ohne Grenzen zu dem neuesten Bericht. Nach eigener Darstellung bemüht sich die Organisation seit Langem darum, Fehlverhalten, Belästigung oder Missbrauch vorzubeugen oder dieses zumindest zu ahnden. Offensichtlich hat Ärzte ohne Grenzen aber weiterhin Handlungsbedarf.
Treffende Worte fand eine Abgeordnete des britischen Unterhauses, Sarah Champion: „Wir stolpern von einem Skandal zum nächsten. Und hören dauernd, dass etwas dagegen getan wird. Aber nichts wird getan!“ Die Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Entwicklung fordert die Hilfswerke dazu auf, ihre Mitarbeiter besserer Prüfungen zu unterziehen und den Frauen mehr Macht einzuräumen.
Siehe www.thenewhumanitarian.org/2020/09/29/exclusive-more-50-women-accuse-aid-workers-sex-abuse-congo-ebola-crisis