„Mama, lüta!“
„Na, so laut tun ma ned!“
„Mama, lüta! I mag des Liadle lüta höra!“
„Ja, aber i kann des nimmer hören, da drehts mir da Hals um!“
Ich weiß ja nicht, wie es euch dabei geht, liebe Leserinnen und Leser, aber wenn ich beim Autofahren gewisse Lieder höre, vielleicht noch viel zu früh am Morgen, dann kommt es mir schon etwas hoch… Wenn der Sender schon anstimmt: „….die Klassiker“ wie Summer of 69, Sweet child of mine, Lean on me oder der Onkel Kräcker mit sein Follow me – nein, da muss ich wegschalten. Nicht mehr zum Aushalten. Zu oft gehört, zu oft mitgegrölt, zu oft auf der Gitarre gespielt, zu oft besoffen am Zeltfest von drittklassigen Sängern gehört. Wobei zu dem Zeitpunkt das Gehör wahrscheinlich nicht mehr ganz so frisch war, beim Zeltfest um 2 Uhr morgens.
Zu dem Zeitpunkt waren dann viele schon quasi ein bisschen auf Ed Sheeran, auf dem Weg in Richtung Festplatte löschen mit Bad Habits und am nächsten Tag – uiuiui – da stellt man dann fest, da wär dann doch mal ein kleines Mineral dazwischen besser gewesen, wobei die Antialkoholischen Getränke gleich viel kosten. Aber am Abend davor, nichts da – gib ihn – es könnte der letzte Tag im Leben gewesen sein, und da zahlt man nicht 5 Euro einfach nur für Wasser. Und dann muss man auch nochmal ganz scharf nachdenken, was den eigentlich alles so abgelaufen ist am Vorabend.
Ein bisschen Defragmentieren, ein bisschen Repooten, während man müde den ersten Kaffee kurz nach Mittag trinkt, die Werbung durchblättert und den blöd grinsenden Typen mit dem Bügeleisen aus dem Diskonterflugblatt betrachtet. Jaja, die internalisierten Geschlechterrollen, die will auch der Hofer ein bisschen umpolen, ein bisschen neu anordnen die Gedanken im Gehirn.
Da haben wir wieder unseren Habitus – das soziale Umfeld, die Familie, der Alltag – all das beeinflusst unsere Denk- und Verhaltensweisen. 2 Seiten weiter flickt die Frau ihren Fahrradreifen und bohrt einen Nagel in die Wand. Oder war es eine Schraube? So irgendwie. Und der Mann kocht einen feinen Braten mit Kraut und Petersilikartoffeln, während die Frau bereits viele Stunden harte Arbeit als Dachdecker mit Sonnenbrand von oben ohne arbeiten hinter sich hat, und auf der Straße junge Männer leicht bekleidet mit H&M, Douglas und pinken BiPa Taschen kichernd und tuschelnd an der Baustelle vorbei huschen, um den Termin bei der Nägelmaniküre und die Crazy Lashes Behandlungen noch zu erwischen, bevor sie sich am Nachmittag mit ihren Best-Friends-Forever auf einen Latte Macchiato treffen. Die verschwitzten oben ohne- Frauen mit dicken Bäuchen pfeifen ihnen nach. Die Männer darüber empört.
Die Frau nun, kommt heim, schmatz schmatz. Mit vollem Wanz ab auf die Couch und Füße hoch, während der Mann noch die letzten Kekskrümel im Wohnzimmer vom Kindergeburtstag am Nachmittag wegsaugen will. Man möge bitte leise saugen, die 19 Uhr Nachrichten kommen.
Die SUSI wünscht einen schönen Sonntag!