„Kennst des?
„Ähhh…“
„Das In-Getränk im Sommer 2020!“
„Ähhh…“
Lillet, Lillet! Und kennst des oh? Likör, mit Heidelbeer?“
„Ähhh…, hast vielleicht auch einen Radler?“
„Ja, Radler mit Grapefruit, Limette, Naturtrüb, Minze,…“
„Ähhh…“
Ja, liebe Leserinnen und Leser, so ist es! Als Langzeit-Stillmama und Vollzeit-Hausfrau mit perfekt durchtrainierter Spinning-EMS-Figur und glänzendem Haar dank L’Oreal Haarkur sind die ersten Schritte in Richtung „Endlich mal wieder einen Abend ohne Kinder verbringen“ – Freiheit sehr aufregend, jungfräulich und interessant. Vor allem, weil man mit Entsetzten feststellt, während man sich mit zu engem Push-Up-BH, der die Hängebrüste hinaufschnallt, durch die Menschenmenge durchzwängt: „Verdammt, wo war ich die letzten fünf Jahre? Und verdammt… Wo kommen die ganzen Kinder her?“, quasi Zeitreise aus dem letzten Jahrhundert.
Der Hugo! Der Hugo ist mir noch ein Begriff mit dem Grünzeugs, aber das hilft mir auch nicht, wenn ich mit meinem alten Kleiderfummel und 60er Jahre Haarschnitt feststelle, dass auch die Mode und der Musikgeschmack in den letzten Jahren rasant an mir vorbeigerauscht sind. Und wenn dann am Eingang der Schmuddeldisco der junge Türsteher mit trainierten und tätowierten Oberarmen, der als Kind offensichtlich in einen Anabolikatrank hineingefallen sein muss wie Obelix, und sich immer wieder in den ganzen Spiegeln wie eine Ballerina betrachtet, mich als Einzige noch mit einem Hofknicks und mit „Sie“ anredet, dann bin ich definitiv 80.
Da nützt mir auch nichts, wenn ich alle aktuell beliebten Kinderbücher kenne, oder weiß, wie viel die Feuchttücher beim Diskonter kosten oder wann wo die nächste Kasperltheateraufführung stattfindet. Das ist alles nicht grad sehr von Vorteil für einen billigen Anmachspruch im stickigen dunklen Kellerräumchen. Da freut man sich dann doch wie ein Teenie, wenn die Klänge von „I wonder how, I wonder why, LEMON TREE“ in die Ohren mit mindestens 90 dB gepeitscht werden, oder „Summer of 69“, denn da kann man wenigstens den Text noch wunderbar mitgrölen. Und spätestens beim Anstehen der Notdurft kommt einem die Frage aller Fragen in den Sinn: Warum eigentlich ein Klo geputzt gehört, obwohl die Spülung ja nach jeder Sitzung getätigt wird – das ist mir ein Rätsel.
Die Susi wünscht Euch einen schönen Sonntag!