Mehr Höflichkeit, weniger Aggression – ein Appell an den gesunden Menschenverstand
Es war ein ganz normaler Tag im öffentlichen Nahverkehr – bis sich aus einer Kleinigkeit eine Situation entwickelte, die sprachlos machte:
Im überfüllten Linienbus von Laterns nach Rankweil, der nur einmal pro Stunde verkehrt, drückten Kinder immer wieder den Halteknopf, ohne auszusteigen. Der ohnehin gestresste Busfahrer hielt an, öffnete die Türen, doch niemand verließ das Fahrzeug. Beim dritten Mal, bereits mit zwanzig Minuten Verspätung, entschied er sich weiterzufahren. Und dann eskalierte die Situation: Ein wütender Fahrgast brüllte ihn mit wüsten Beschimpfungen an: „He du Vollidiot, warum bliibsch du net stoh? Was söll der Scheiss. Mach gfälligscht din Job.“ Daraufhin fuhr er auch bei der nächsten Haltestelle weiter. Sodann schritt der wutentbrannte Fahrgast nach vorne, schlug mit den Fäusten gegen die Plexiglasscheibe auf den Buslenker ein und sagte ihm alle möglichen Schimpfworte und dass er besser „Kies schaufeln“ gehen sollte. Der Buslenker versuchte, ruhig zu bleiben, erklärte die Lage, doch die Situation war längst außer Kontrolle geraten.
Was ist nur los mit uns? Wann ist die Schwelle von Ärger zu Gewalt so niedrig geworden? Wann hat man verlernt, sich mit Respekt zu begegnen?
Diese Szene ist kein Einzelfall. Respektlosigkeit, Aggressionen und Gewalt scheinen zur Tagesordnung geworden zu sein – und sie zeigen sich überall: In öffentlichen Verkehrsmitteln, in Supermärkten, auf der Straße, in den Schulen. Es sind nicht nur Worte, die verletzen. Es sind die Blicke, das Schubsen, das absichtliche Übersehen von Mitmenschen, die fehlende Höflichkeit, das Desinteresse aneinander. Wie oft grüßt man sich noch auf der Straße? Wie oft sagt man „Bitte“ und „Danke“? Wann hat sich das einfache „Grüß Gott“ oder „Guten Tag“ in ein eisiges Schweigen verwandelt? Selbst bei Kindern kommen diese kleinen aber wichtigen „Zauberworte“ kaum mehr über die Lippen!
Das Eis ist dünn – sehr dünn.
Es braucht nicht viel, bis es bricht und eine alltägliche Situation eskaliert. Die Polizeiberichte sind voll mit Meldungen von tätlichen Übergriffen, Gewaltdelikten, Messerattacken – insbesondere an Brennpunkten wie Bahnhöfen oder belebten Plätzen. Wo bleibt unser gesellschaftlicher Kitt, unser Miteinander?
Gerade in einer Zeit, in der Krisen, Unsicherheiten und Ängste allgegenwärtig sind, wäre es umso wichtiger, innezuhalten und sich bewusst zu machen: Freundlichkeit kostet nichts. Ein Lächeln, ein „Entschuldigung“, ein „Danke“ – es sind Kleinigkeiten, die das Leben für alle erträglicher machen. Wir alle tragen die Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn wenn wir das nicht tun, wenn wir weiterhin zulassen, dass Respektlosigkeit und Aggression die Oberhand gewinnen, dann steuern wir auf eine Gesellschaft zu, in der das Recht des Stärkeren gilt.
Lasst uns stattdessen eine Gesellschaft sein, in der das Recht des Höflicheren zählt.