„Guats Neues!“
„Dir o!“
„Gsund blieba. Des isch sWichtigste! Gsund blieba!“
von Lydia Gaßner:
Am frühen Morgen des 1. Januars im Jahre 2025 (10 Jahre nach Eintreffen des Delorean aus „Zurück in die Zukunft“), als sich nach einer langen intensiven Nacht nun doch die Blase meldet, windet sich SUSI aufgrund von stechenden Kopfschmerzen wie ein altes 70-jähriges Würmlein aus dem Bett. Das neue Jahr fängt ja schon mal gut an. Alt ist sie geworden, älter als ein Jahr zuvor. Während sie sich mit zugekniffenen Augen auf die Toilette begibt und feststellt, dass es erst halb 7 ist und ihr somit viel Schlaf fehlt, wird ihr etwas bewusst. Es fällt ihr nichts mehr ein. Alles Wichtige wurde gesagt. Alles Notwendige mitgeteilt. Tag ein – Tag aus. In zick Texten hat sie alles Wesentliche ausgesprochen. Allen Blödsinn in der Welt, alles Unwichtige und alles Wichtige im Leben wurde genauestens wiedergeben.
Der Hund, der die Palatschinken heimlich aufgefressen hat und irgendwie in den Jahren zu einer Katze geworden ist. Die Kinder, die einen wasserfesten Kajal ausprobieren mussten, nicht von ihren Prinzipien gewichen sind, ausser es war zu ihren Gunsten, und aus ihren Windeln herausgewachsen sind. Die animalischen Triebe des Ehemannes, der sich das zweimal überlegen hätte müssen und der Partner mit den kalten Füßen in den dunklen Wintertagen. Das immer wiederwährende Problem mit dem gekippten Fenster. Der vorweihnachtliche Stress mit dem schnell Eingekauften, jedoch falsch gewählter Kasse (immer!) und falsch gewählten Geschenken. Und dann das aufgesetzte Lächeln am Weihnachtsabend bei der damaligen Schwiegermutter, wenn einem der grün-rote Pullover doch zum Kotzen erscheint und die Torte 1A Kalorierenbombe, halt „a kli’s Kuachastückle…“. Die Erkenntnis, dass auch die freundlichste Person Geheimnisse im Keller versteckt und die Neider fast immer die Nachbarn sind. Die Erinnerungen an längst vergangenen Weihnachtstagen noch vor der Tausenderwende fallen dann doch am frühen Morgen auf einen Blick einer alten Weihnachtskarte. Irgendwas mit Zehn – Neun – Acht – und Prosit.
Guten Rutsch und gutes Neues. Alle Jahre wieder, ob Nebel oder gute Sicht zu Mitternacht. Und das auch zu Zeiten, als man noch auf einen Stuhl kauernd, neben dem Festnetztelefon, um 2 Uhr früh eine Stunde mit der Freundin telefoniert hatte. Und dann mit der anderen. Und dabei noch hören musste, dass dies die Telefonrechnung in die Höhe schnellen lassen wird, und das Taschengeld gekürzt wird. Wobei es ja da noch Tag- und Nachttarif gab und nebenbei bemerkt kann die Taschengeldindexanpassung aufgrund der Inflation seit 1989 kaum mehr mit den Preisen von heute mithalten. Und hören Sie es noch, die Einwahltöne für das Internet, als man noch im ICQ Chat oder im Ö3 Chat zwei Stunden versumpft ist, weil man das zu Weihnachten geschenkt bekommen hat? Als man unterwegs war, und nicht immer erreichbar war und deshalb der Mutter im Vorfeld schon genau sagen musste, wann man heimkommen wird, und wenn das dann nicht der Fall war – oha, dann war da niemals ein Lehrer schuld. Als man noch glaubte, Politiker und Präsidenten sind ehrliche Menschen. Als man alles noch offline im Geschäft kaufen musste. Stellen Sie sich das mal vor.
Man MUSSTE in ein Geschäft und fragen, ob es das neue Nokia gibt, oder man musste ein Buch vorbestellen. Man musste ein Lied zuerst als CD kaufen, mit Bargeld, oder als Kassette vom Radio aufnehmen. Man sitzt im Zug, vernebelt von Zigarettenrauch und weiß nicht, in wie vielen Minuten man aussteigen kann und den Weihnachtsbaum voll geschmückt mit Lametta und Sternspritzern sehen kann und den Weihnachtsbraten riechen kann und den Schallplattenspieler mit Heintje’s Weihnachtsliedern hören kann und die Mutter mit ihrer Schürze als Schutz für ihren festliches Weihnachtsbluster – natürlich mit Schulterpolstern – beim Vorbereiten zusehen kann. Raclette war da noch nicht so im Vormarsch. Und der Vater hatte da schon die größte Vorfreude auf seine Raketen, für die er schon eine Bierkiste besorgt hat, die natürlich im Vorfeld geleert werden musste. Und die Oma winkte gleich und sagte „Des gfreid mi oba, dass es kemmts..“ Und irgendwer, ein Cousin, steht irgendwo im kleinen Fiat Panda, ähnlich wie in einem Dixi-Klo am Szene Open Air, im Stau, Schneetreiben – denn Schnee gab es früher noch! Können Sie sich das vorstellen? Schnee! Im Dezember! Und man hatte da nur das Radio als Verbindung zur Außenwelt. Und es gab Tupperware-Partys in den Ferien! Kennen Sie die noch? Wie Schmuck-Partys oder Dessous-Partys! Alles von Beraterin zu Beraterin.
Aber das Wichtigste ist gesund bleiben! Bleiben wir gesund, nehmen wir uns manchmal zurück und starten wir gut in das Jahr 2025 – das wünscht die SUSI.