Im Rahmen der nächsten Ausstellung, die am 17. Oktober um 19.00 Uhr eröffnet wird, gibt die Künstler-Vereinigung KunstVorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia einen repräsentativen Einblick in das Schaffen der im vergangenen Jahr neu aufgenommen Mitglieder. In ihren unterschiedlichen inhaltlichen und werktechnischen Positionen, die umsetzungsmässig von der Zeichnung über die Malerei bis zur Objektkunst und Fotografie reichen, sollen die sieben neu hinzugestoßenen Künstler:innen durch ihre innovative Auseinandersetzung mit neuen Tendenzen die künstlerisch ambitionierte Vereinigung entsprechend bereichern.
Die 1998 in Bludenz geborene Künstlerin Chantal Boso-Flores etwa zeigt neue Beispiele ihrer Porträtmalerei, in denen sie Anlehnungen und Inspirationen der Alten Meister mit einem modernen Blickwinkel verbindet. Dabei gehe es ihr vor allem um die Erforschung des Spannungsfeldes zwischen Tradition und Gegenwart und um die Suche nach einem zeitgemäßen Ausdruck in klassischen Techniken, erläutert die junge Malerin. Mit Öl als bevorzugtem Medium will sie die Tiefe und Vielschichtigkeit klassischer Malerei mit neuen, persönlichen Perspektiven verschränken.
Anna Stemmer-Dworak – Alles über das Vienna Recital von Wang, Tusche auf Papier, 2024
Die medienübergreifend arbeitende Künstlerin Heidi Comploj‘s wartet unter dem Titel „ich du er sie es wir ihr sie“ mit kleinen Skulpturen auf, die sie aus Papp-Garnspulen, Papier, Fundstücken und Hasenleim hergestellt hat und die verschiedene Charaktere darstellen. Mit den 30 bis 40 Zentimeter grossen Figuren thematisiert sie die zwischenmenschliche Kommunikation und das gegenseitige Verstehen bzw. Nichtverstehen. Außerdem sind von der 1952 geborenen und in Nüziders lebenden Kunstschaffenden auch zwei Bilder aus der Serie „Felix Austria“ in der Ausstellung mit dabei. Auch bei diesen digitalen Fotomontagen geht es um Kommunikation, und zwar um Sprache, und hier speziell um Dialektwörter. Mit Mila Veljac’a Plaickner befindet sich auch eine bildendenKünstlerin unter den Neuaufnahmen, die aus Kroatien stammt. Dieses Land und die Sehnsucht danach sind denn auch ein immerwiederkehrendes Thema im Schaffen der Künstlerin, die heute in Götzis lebt und arbeitet. In den zwischen Abstraktion und Figuration changierenden Acryl-Bildern der 1959 in Bihac geborenen Malerin stehen die Farben der Landschaft im Zentrum der Kommunikation: Das Blau des Meeres und des Himmels soll die Weite und Ruhe der kroatischen Küste anrufen, während das warme Gelb der Sonne Lebensfreude und Geborgenheit transportieren soll. Erdtöne repräsentieren die reiche, fruchtbare Erde Kroatiens, die Olivenbäume und die zeitlose Schönheit der mediterranen Landschaft.
Das künstlerische Œuvre von Birgitt Pleschberger ist in erster Linie vom Zeichnerischen geprägt, wie Werkbeispiele wie etwa „Hands Nr. 5“ oder „Flying Spine“ in der Ausstellung belegen. Die 1978 in Villach geborene und heute in Vorarlberg lebende Künstlerin begründet diese Fokussierung: „Ich mag die Klarheit und Einfachheit der Linie. Ihre Natur ist es, ehrlich und unverfänglich zu sein. Erst durch das Spiel mit ihr und ihrem bewußten Einsatz wird sie vermenschlicht und dadurch komplex. Und steckt voller Geheimnisse.“ Und egal, was sie zeichne oder auch in einem anderen Medium ausdrücke, es schwinge stets ein wenig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit. „Eine Rückschau, die zur zarten Melancholie oder Reflexion einlädt, ein Sprung ins Jetzt, der aufwühlt und belebt und ein Blick zu dem was kommen kann und der Lösungen und Leichtigkeit bietet,“ so die Künstlerin.
Mila Veljac‘a Plaickner – Sehnsucht nach Kroatien, Öl auf Leinwand, 120 x 120 cm
Für die 1979 in Alberschwende geborene und heute im Großen Walsertal beheimatete Zeichnerin und Illustratorin Anna Stemmer-Dworak sind es häufig die Weite der Bergketten im Großen Walsertal, das Tal selbst und die Nähe des Alltags, die als Inspirationsquellen für naturnahe Zeichnungen und die Auseinandersetzung mit dem Thema, gleichzeitig Frau, Mutter und Künstlerin zu sein. Ihre erzählerischen Qualitäten manifestieren sich auch in den fantasie- und humorvollen Illustrationen ihrer Kinderbücher. Die 1994 in Bregenz geborene Installationskünstlerin Anna Amanda Steurer, die am Mozarteum in Salzburg studiert hat, beschäftigt sich seit Jahren mit zeitkontinuierlichen Abläufen und der Interaktion mit dem Publikum. Ihr bevorzugtes Material ist verzinkter Eisendraht, von dem sie bereits viele Kilometer verspannt hat. Beispielsweise lässt sie in der Bearbeitung einzelner Bäume oder Naturräume aus Liniengebilden Fächer entstehen, die zum Leben erwachen, wenn direktes Sonnenlicht über ihre zarte Textur streift. Mitunter folgt die Wahl des Ortes der Prämisse einer ausschnitthaften Perspektivenvielfalt, die dynamische Konzepte in der Rezeption berücksichtigt. Auch Innenräume werden in genauen örtlichen Abstimmungen Ziel solcher Draht-Verortungen.
Wie bei Steurer spielt auch beim Bregenzer Fotografen Ivo Vögel, Jahrgang 1971, das Spiel von Licht und Schatten eine große Rolle, speziell bei seinen Waldfotografien. Wenn Sonnenstrahlen durch das Blätterdach fallen und Nebel den Boden umhüllt, entsteht eine magische Atmosphäre. „Jeder Schatten, jeder Lichtstrahl schafft Kontraste, die dem Ort eine tiefe, fast mythische Stimmung verleihen“, konstatiert der Fotokünstler. Vögel will mit seinen Aufnahmen solche Momente der Flüchtigkeit einfangen und die mystische Seite des Waldes gleichsam sichtbar machen.
Factbox:
- Siebenmalneu – Die Neuaufnahmen 2023
- Chantal Boso-Flores, Heidi Comploj, Mila Veljac‘a Plaickner, Birgit Pleschberger, Anna Stemmer-Dworak, Anna-Amanda Steurer, Ivo Vögel
- KunstVorarlberg
- Villa Claudia, Bahnhofstr. 6, 6800 Feldkirch 18.10.-10.11.
- Vernissage: 17.10., 19.00 Uhr Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u. 15-18 Uhr