Von Albert Wittwer
Die Kirche im Dorf lassen?
Die Landeshauptleute von Kessler bis Wallner waren und sind jeweils als Verwaltungsbeamte hoch qualifiziert. Sie sind nicht im Biotop eines Bundes zu politischer Weihe sozialisiert und nicht deshalb gewählt und wiedergewählt worden, weil sie partikulare Interessen vertreten.
Über das informelle Vorarlberg wollten wir nichts wissen. Jetzt aber hat es „tüf abagschneit“. Schon vor einigen Wochen hörte man Murren von heimischen Unternehmern, sie würden gedrängt, Inserate mit inexistentem Werbenutzen zu schalten. Wer inseriert freiwillig im Pfarrblatt der Wirtschaftsbündler? Wir hielten es für unglaubwürdig. Auf diese Zumutung kann man ja nur mit demonstrativem Austritt aus dem elitären Club reagieren. Hätte man denn einen Rest von Selbstachtung.
Wie räumt man die Inseratenaffäre auf? Die Prüfung der Parteienfinanzen durch ausgewählte „unabhängige Wirtschaftsprüfer“ läßt grüßen. Vielleicht dieselben, die WireCard, die Commerzbank Mattersburg oder die HypoAlpeAdria geprüft haben? Oder gleich durch Mitglieder des Bundes? Davon sollte man Abstand nehmen.
Man möge die Landesehrenzeichen heuer den Finanzbeamten, die ihren Job ernst nehmen, verleihen. Das ist wahrhaft respektabel. Es ist auch vorteilhaft, daß die Instanzenzüge über Vorarlberg hinaus reichen, etwa ins schauerliche Wien, wo man den Prüfungsverlauf schwer kontrollieren könnte. Oder, Gott bewahre, gar nach Brüssel oder Straßburg.
Jetzt sind in Wahrheit die Beamten am Zuge, die ihr Gehalt von uns, den Bürgerinnen und Bürgern, beziehen und nicht ein Erfolgshonorar vom Prüfling. Die politischen Parteien werden das schon aushalten. Macht braucht Transparenz und Kontrolle.