Das Rad der Zeit auf Amazon Prime
Von Thomas Bertram
Das obige leicht veränderte Sprichwort kombiniert mit „Guter Rad ist teuer“ -aua! Ich weiß!- lässt sich durchaus auf die neueste Errungenschaft aus dem Amazon Prime Original Angebot anwenden. Sehr aufwändig wurde hier eine Fantasy-Saga produziert, die fälschlicherweise mit dem Herrn der Ringe verglichen wird. Das ist einfach nur Unsinn, darauf gehe ich nicht weiter ein. Diesen Vergleich kann sie nur verlieren. Dass die Serie trotzdem nichts taugt, steht auf einem anderen Blatt.
Worum geht es in den Folgen, die alle knapp eine Stunde lang sind? In einer ansatzweise mittelalterlichen Welt will ein dunkler König die Macht an sich reißen, doch ein Mensch als wiedergeborener Drache kann das verhindern oder auch die Welt zerstören. Eine weise Frau (Rosamund Pike als „Morraine“) aus der „Weißen Burg“ bekommt den Auftrag, diesen Menschen zu finden und zunächst zur Burg zu bringen um sich später im Vollbesitz seiner übernatürlichen Kräfte dem Dunklem König zu stellen und diesen endgültig zu vernichten.
Morraine findet in einem kleinen Bergdorf gleich 4, später sogar 5 potenzielle Kandidaten und bevor sie ernsthaft prüfen kann, ob der oder die Richtige dabei ist, überfallen Kriegerhorden das Dorf. Sie flieht mit den Vieren. Sie werden getrennt, erleben diverse Abenteuer, lernen diverse andere Orte und Menschen kennen, finden sich dann wieder, haben untereinander und mit anderen Konflikte. Es kommt zum Verrat, Treue, Liebe, alles was man will. Dazu die magischen Kräfte der Frauen, die im Kampf gegen zahlenmäßig weit überlegene Gegner ganz klar den Ausschlag geben. Morraine z.B. nutzt ihre Kraft, um alle Steinblöcke eines hinter ihr stehenden zweigeschossigen Hauses auf die anstürmenden Horden zu schleudern. Fun-fact: natürlich bricht das Haus hinterher effektvoll zusammen, allerdings ist es ein Fachwerkhaus, das wird von den Holzbalken zusammengehalten, die Steine sind nur Füllung. Aber das würde ja den Spaß nehmen.
Zur weiteren Geschichte muss man nicht viel sagen, Kämpfe, Schlachten, übernatürliche Kräfte, alles super teuer und sehr gut in Szene gesetzt. Aber was bleibt nach den 8 Folgen? Genau das: Ein FRAGEZEICHEN. Was soll das Ganze? Wozu diese Story, diese schrecklich in die Länge gezogenen zwei Endfolgen? Da hätten sich die Drehbuchschreiber, Produzenten und der Regisseur besser ein Beispiel an z.B. Breaking Bad genommen, da konnte man nach der vorletzten Folge gar nicht abschalten, da musste man die letzte sehen. Und hier? Hier hätte man mehrfach in der letzten Folge mal eben auf Pause drücken können und irgendwann später weiterschauen. Doch nicht nur das ist negativ, auch die ganzen Texteinsprengsel am linken Rand, die dir zusätzliche Informationen zum Gezeigten und Gehörten „aus dem Buch“ geben, mögen zwar irgendwie ganz nett sein, aber sie halten den Fluss auf. Man muss auf Pause drücken, lesen, dann weiter. Und bringt es was? Nein! Das einzig Nette an dieser ganzen Saga ist der fahrende Händler aus der ersten Folge, der am Schluss einen zweiten, völlig unerwarteten Auftritt bekommt und etwas sehr Wichtiges sagt. Nur leider ist dann Folge 8 vorbei und nun? Ich sagte ja schon, das große FRAGEZEICHEN. Einfach nur unbefriedigend. Halbwegs unterhaltend, technisch stark umgesetzt, aber blutleer. Schade!