Unsere heutige Kinoempfehlung ist der Film „1917“ für den James-Bond-Regisseur Sam Mendes auch das Buch schrieb. Inhalt ist das massenhafte Sterben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges im Stil eines Ego-Shooter-Spiels.
1917 ist anders als alles bisher gesehene und das mag an mehreren Gründen liegen: Der 2019 in den USA und Großbritannien produzierte 110-minütige Blockbuster gewann gerade bei den Academy Awards drei Oscars: Für die Kategorien „Beste Kamera“, „Bester Ton“ sowie „Beste visuelle Effekte“. Zudem staubte er auch bei den Golden Globes 2020 mit „Bestes Filmdrama“ und „Beste Regie“ ab. Was wohl jedem, der den Streifen sieht sofort auffallen wird ist die ganz besondere Kameraführung, denn Mendes hat wohl nichts dem Zufall überlassen: Die 111 Minuten die der Film dauert sind deckungsgleich mit der Handlungszeit. Der Film wirkt, als wäre er als ein One-Shot, sprich einer einzigen Aufnahme, gedreht worden. Natürlich ist dies nicht der Fall, abre man drehte nur bei bedecktem Himmel und musste bei den Außendrehs gegebenenfalls Wartezeit bei gutem Wetter in Kauf nehmen. Zudem verwendete Sam Mendes zwei Drehbücher: Eines für die Dialoge und die wichtigsten Handlungspunkte und das zweite für rein für die richtigen Kamerabewegungen.
Zum Inhalt: Es ist April 1917 und der Erste Weltkrieg der als „Stellungskrieg“ in die Geschichte einging, ist auf seinem grausamen Höhepunkt angelangt. In Nordfrankreich belagern sich deutsche und britische Einheiten in ihren Schützengräben, ohne auch nur einen Zentimeter vorzurücken. Die Moral der Truppen wird zusehend schlechter. Zwei britische Soldaten – Schofield und Blake – werden von ihrem Vorgesetzten (General Erinmore) tief in deutsches Feindesland geschickt, um eine dringende schriftliche Botschaft zu überreichen, welche 1600 Menschenleben retten kann. Der Fußmarsch durch das zerbombte Niemandsland zwischen den Schützengräben der verfeindeten Nationen ist ein Nervenkitzel – sowohl für die beiden Hauptdarsteller als auch das Publikum. Die Briten sind nämlich kurz davor, in einen deutschen Hinterhalt und damit in den Tod zu stürmen.
Sam Mendes, der bereits für die beiden James-Bond-007-Blockbuster SPECTRE und SKYFALL verantwortlich zeichnete und zusammen mit seiner Co-Autorin Krysty Wilson-Cairns und dem kongenialen Kameramann Roger Deakins, ein wahres cineastisches Meisterwerk schuf, wird damit wohl länger in Erinnerung bleiben. Auffallend in der Narrative ist jedoch, dass die Deutschen besonders schlecht hinwegkommen (ein Faktum, das wir vermehrt aus WWII-Filmen gewohnt sind) und als besonders falsch, hinterlistig und mordlustig portraitiert werden. Der Pathos kommt nämlich nicht zu kurz, aber sonst ist 1917 ein Werk, das auf jeden Fall – zumindest einmal – gesehen respektive erlebt werden muss.