Bandis Koecktail: Wenn Bürokratie schneller bremst als jeder Bagger

Bandi R. Koeck. Foto: Richard Mayer

Man könnte lachen, wenn es nicht so teuer wäre. Wieder einmal steht die Baustelle des Stadttunnels Feldkirch still – und wieder einmal fragt man sich: Geht’s eigentlich noch?

Es ist schon fast grotesk, wie oft dieses Großprojekt auf der Zielgeraden (Finalisation ist auf 2030 geplant) ins Stolpern gerät. Kaum wird irgendwo ein Formular schief ausgefüllt oder ein Container drei Meter zu weit rechts platziert, steht alles still. Und das schon seit Ende Juni. Maschinen schweigen, Kräne hängen reglos in der Luft – und das Geld rinnt weiter. Tag für Tag. 20.000 bis 30.000 Euro oder mehr beziffern Branchenkenner die Kosten eines Bau-Stillstands wie diesem, der von der UVP-Behörde vom Land Vorarlberg aufgrund angeblicher Abweichungen bei der Baustelleneinrichtung mit einem Teilbaustopp verhängt wurde. Und das offensichtlich nur, weil irgendwo jemand ein Kreuzerl anders gesetzt hat, als es im dicken Regelwerk vorgesehen war? Jetzt Ende Oktober wären die Vortriebsarbeiten geplant gewesen, das heißt der Beginn des Baus des Haupttunnels.

Das tägliche Bild gleicht einem Stillleben aus einem Open-Air-Museum! Die Tunnelexperten sprechen von drei bis fünf Millionen Euro während der Hauptbauzeit, die das mit 385 Millionen Euro geschätzte Projekt, das von Land Vorarlberg, Stadt Feldkirch und Vorarlberger Energienetze finanziert wird. Pro Monat kann so ein Stillstand locker bis zu einer Million bedeuten!

Natürlich, Gesetze und Umweltauflagen sind wichtig. Niemand will leichtfertig durch sensible Landschaften baggern. Aber wenn aus berechtigter Kontrolle kleinliche Bürokratie wird, dann kippt das System. Dann blockieren wir uns selbst.

Hier geht es längst nicht mehr um den Tunnel allein. Es geht um eine Grundsatzfrage: Wie viel Verwaltung verträgt ein Land, bevor es handlungsunfähig wird? Wenn jedes Projekt, das einmal beschlossen und genehmigt ist, trotzdem immer wieder durch neue Auflagen, neue Gutachten und neue Formalitäten ins Stocken gerät – dann läuft etwas gewaltig schief.

Für die Firmen, die dort arbeiten, ist das mehr als ein Ärgernis. Das ist ein finanzielles Risiko. Geräte stehen still, Personal muss gehalten werden, Verträge hängen in der Luft. Und während die Verantwortlichen Akten prüfen, zahlen wir alle brav weiter – über Steuern, Gebühren und Budgets. Der „teure Stillstand“ ist also kein abstraktes Problem, sondern landet direkt in unserer Brieftasche.

Das Bittere daran: Die meisten dieser Verzögerungen wären leicht vermeidbar. Mit mehr Kommunikation, mit mehr Pragmatismus, mit einem Quäntchen Hausverstand. Doch stattdessen scheint der Reflex zu sein: Lieber stoppen, prüfen, verschieben – als mutig und lösungsorientiert zu handeln.

Natürlich darf man den Stadttunnel kritisch sehen. Man darf ihn sogar ablehnen. Aber sobald ein Projekt demokratisch beschlossen, geprüft und gestartet ist, sollte der Fokus darauf liegen, es ordentlich umzusetzen – und nicht darin, ständig neue Stolpersteine zu suchen. Sonst verliert nicht nur das Projekt, sondern auch das Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit unserer Verwaltung. Das Projekt leistet einen entscheidenden Schritt für die Lebensqualität der Menschen in Feldkirch, Tisis, Letze, Fellengatter, wird für weniger Verkehrslärm sorgen und auch neue Radwege als positiven Nebeneffekt für Mobilitätsalternativen mit sich bringen.

Mein Appell: Weniger Pingeligkeit, mehr Verantwortung. Weniger Aktenvermerke, mehr Anpacken. Und vor allem: eEn bisschen mehr Respekt vor jenen, die das alles am Ende bezahlen – den Bürgerinnen und Bürgern. Denn was hier passiert, ist schlicht nicht fair.

Stillstand kostet. Und Vernunft wäre gratis.

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