„Briefmarken sind kleine Botschafter – und das Sammeln ist Yoga im Kopf.“
In einer Welt, die sich immer schneller digitalisiert, gibt es noch kleine analoge Botschafter, die Geschichten erzählen, Emotionen transportieren und Erinnerungen bewahren: Briefmarken. Christine Böhmwalder, Gestalterin bei der Philatelie Liechtenstein, gehört zu den Menschen, die diese kleinen Kunstwerke mit viel Hingabe und Leidenschaft entwerfen.
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Seit ihrer Jugend faszinieren sie Briefmarken – damals noch die Entdeckung einer Kollegin, die selbst welche gestalten durfte. Heute ist sie selbst federführend in diesem Bereich tätig und bezeichnet das Entwerfen von Briefmarken als die „höchste Disziplin der Gestaltung“. Denn auf winzigem Raum gilt es, Kunst, Geschichte und Identität so zu vereinen, dass sie weltweit verstanden und geschätzt werden.
Nach vielen Jahren in der Agenturarbeit wechselte Christine 2020 in die Philatelie. Dort verantwortet sie nicht nur die kreative Gestaltung, sondern auch die Themenauswahl für die künftigen Serien. Schon Jahre im Voraus sammelt sie Ideen, die das kulturelle, historische und gesellschaftliche Leben Liechtensteins widerspiegeln. Ob Natur, Architektur, Kunst oder die Fürstenfamilie – jede Marke erzählt eine Geschichte und wird so zu einem Zeitzeugnis.
Besonders stolz ist sie auf die jährliche Friedensbriefmarke, die Liechtenstein gemeinsam mit internationalen Partnern herausgibt. Damit sendet das kleine Land eine große Botschaft in die Welt. Für Böhmwalder sind Briefmarken „kleine Botschafter“, die weit über den Postweg hinaus wirken – ob klassisch auf einem Brief, gestickt auf einem Cap oder als digitale Kryptobriefmarke.
Trotz Digitalisierung glaubt sie an die Zukunft der Philatelie. Denn das Sammeln sei für viele Menschen eine Art Meditation – „Yoga im Kopf“, wie sie es nennt. Es schenke Ruhe, Wertschätzung und Verbundenheit. Junge Menschen würden wieder mehr Postkarten schreiben und sich bewusst Zeit für Handschrift und Haptik nehmen.
Christine Böhmwalder verbindet in ihrer Arbeit Tradition und Innovation. Sie schafft es, mit jeder Marke ein Stück Liechtenstein in die Welt zu tragen – kunstvoll verdichtet auf wenigen Quadratzentimetern.
Factbox: Christine Böhmwalder
- Wohnort: Götzis, Vorarlberg
- Tätig bei: Philatelie Liechtenstein (seit 2020)
- Ausbildung: Grafikerin, Gestalterin
- Besonderheit: Erste Briefmarke Liechtensteins erschien 1912 – seither weltbekannt für Qualität und Innovation
- Innovationen: Gestickte Marken, 3D-Marken, Kryptobriefmarken
- Lieblingsthema: Friedensbriefmarke – jährliche Serie mit internationaler Strahlkraft
- Auflagenhöhe: meist zwischen 20.000 und 30.000 Stück
- Sammler weltweit: in über 67 Ländern
- Philosophie: „Briefmarken sind kleine Botschafter – und das Sammeln ist Yoga im Kopf.“