Im Rahmen der laufenden Kanalsanierungsarbeiten in der Feldkircher Innenstadt kamen am Freitag,12. September 2025, zwei bemerkenswerte archäologische Strukturen ans Tageslicht: Am Vormittag wurden in der Gymnasiumggasse bedeutende Reste der ehemaligen Stadtmauer entdeckt, am Nachmittag folgte ein bislang unbekannter Mauerbogen vor dem Pädagogischen Förderzentrum.
Der Fund der Stadtmauer ist archäologisch wertvoll: Die freigelegten Mauerreste stammen nach ersten Einschätzungen aus der ersten Bauphase der Feldkircher Stadtbefestigung im 13. Jahrhundert. Es dürfte sich um die bislang am besten dokumentierten Reste der Stadtmauer aus dieser Zeit handeln. Die Mauer verlief unter dem heutigen Kanalverlauf. Bis dato war unklar, ob Mauerreste davon noch vorhanden sind. „Dieser Fund zeig eindrucksvoll, wie viel Geschichte unter unseren Straßen verborgen liegt. Jeder Meter Boden kann ein Stück Vergangenheit freigeben – und damit das Verständnis unserer Stadtgeschichte vertiefen“, erklärt Bürgermeister Manfred Rädler.
Am Nachmittag desselben Tages wurde vor dem Pädagogischen Förderzentrum ein Bogen freigelegt. Dieser ist innen betoniert und dürfte deswegen nicht besonders alt sein, jedoch flankieren ihn auf beiden Seiten Mauerreste, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Mittelalter stammen. Die genaue Funktion und Datierung des Bogens sowie der angrenzenden Mauern werden derzeit durch das archäologische Büro TALPA analysiert. Das Büro begleitet die Bauarbeiten wissenschaftlich und dokumentiert alles umfassend, bevor die Bauarbeiten fortgesetzt werden. „Trotz der Entdeckungen kommt es zu keinen nennenswerten Bauverzögerungen“, so Baustadträtin Andrea Kerbleder. „Die Arbeiten in der Gymnasiumgasse können wie geplant abgeschlossen werden.“
Rückblick: Die drei Bauphasen der Feldkircher Stadtmauer
Die Feldkircher Stadtmauer entwickelte sich in drei historischen Bauphasen:
- Bauphase (13. Jahrhundert): Um das ursprüngliche Stadtzentrum rund um die Marktstraße wurde eine Mauer errichtet. Zugänge gab es durch drei Tore: im Westen Richtung Chur, im Osten Richtung Bregenz und im Süden beim Johanniterkloster.
- Bauphase (ab ca.1280er-Jahre): Mit der Errichtung der Schattenburg wurde die Stadt planmäßig um die Neustadt erweitert.
- Bauphase (ab 1379): Unter Graf Rudolf V. wurde der Bereich bis zur Ill erschlossen und mit einer weiteren Mauer befestigt – die sogenannte Vorstadt entstand.
Bildunterschrift: Reste der alten Stadtmauer wurden unter dem Kanal in der Gymnasiumgasse gefunden.