Wenn man Johannes Spies begegnet, spürt man sofort seine Leidenschaft für Geschichte und politische Bildung. Der Dornbirner ist Lehrer, Historiker, Kulturvermittler – und ein engagierter Netzwerker, der es versteht, Vergangenheit und Gegenwart in einen lebendigen Dialog zu bringen.
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Kindheit und Werdegang
Geboren wurde Johannes Spies 1979 in Graz. Schon früh kam er mit seiner Familie nach Vorarlberg, das seit den 1950er-Jahren Lebensmittelpunkt seiner Großeltern und Eltern geworden war. Auch wenn er also nicht „waschechter“ Vorarlberger ist, fühlt er sich längst als Dornbirner – hier lebt er mit seiner Familie und hier schlägt sein Herz.
Seine eigene Schulerfahrung prägte ihn stark: nicht als Musterschüler, sondern durch Lehrerpersönlichkeiten, die ihn förderten und bestärkten. Dieses Erlebnis wurde zum Keim für seinen Berufswunsch. Nach der Handelsakademie Bregenz und dem Zivildienst begann er an der Pädagogischen Akademie in Feldkirch ein Studium, ursprünglich mit Englisch und Geografie. Ein Zufall lenkte ihn jedoch zur Geschichte – ein Fach, das fortan sein Lebensweg werden sollte.
Lehrer und Forscher
Sein Berufseinstieg führte ihn nach Bregenz an die Hauptschule Vorkloster, wo er neun Jahre unterrichtete. Parallel bildete er sich kontinuierlich fort, absolvierte unter anderem Lehrgänge zur politischen Bildung und schließlich ein Masterstudium an der Universität Krems. Spies versteht Bildung als lebenslangen Prozess – eine Haltung, die er auch seinen Schüler:innen vorlebt.
Seit vielen Jahren ist er an der Mittelschule Dornbirn Markt tätig, jener Schule, an der er selbst als Jugendlicher wichtige Impulse erhielt. Mit Projekten wie dem Freifach „Politische Bildung“ schafft er Freiräume, in denen Schüler:innen Themen entwickeln, die sie wirklich bewegen – von Sicherheit über Demokratie bis zu gesellschaftlichen Fragen.
Engagement über den Unterricht hinaus
Johannes Spies beschränkt seine Bildungsarbeit nicht auf das Klassenzimmer. Er ist seit 2016 Netzwerkkoordinator von erinnern.at in Vorarlberg – einer Initiative, die das Lernen über Nationalsozialismus, Holocaust und Antisemitismus fördert. Dabei unterstützt er Lehrkräfte, organisiert Fortbildungen und vermittelt Workshops.
Darüber hinaus ist er Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, die sich kritisch mit der Zeitgeschichte Vorarlbergs auseinandersetzt. Parallel engagiert er sich in der Rheticus-Gesellschaft, die wissenschaftliche Publikationen und historische Forschung fördert.
Seit 2012 ist er außerdem Kulturvermittler im Jüdischen Museum Hohenems, wo er Schulklassen und Erwachsene durch die Ausstellungen führt. An der Fachhochschule Vorarlberg und in der Gewerkschaftsschule des ÖGB gibt er sein Wissen in der politischen Bildung weiter.
Haltung und Motivation
Was Spies antreibt, ist die Überzeugung, dass Bildung mehr ist als reines Faktenlernen. Sie bedeutet für ihn, junge Menschen zu befähigen, kritisch zu denken, sich zu orientieren und ihre Welt aktiv mitzugestalten. Gerade in Zeiten von Unsicherheit, Populismus und gesellschaftlichen Umbrüchen sieht er hier eine zentrale Aufgabe der Lehrperson.
Seine eigene Biografie – vom eher mittelmäßigen Schüler zum engagierten Pädagogen – macht ihn glaubwürdig. Er weiß, wie entscheidend gute Lehrer:innen für Lebenswege sein können, und er versucht, diese Rolle für die nächste Generation einzunehmen.
Factbox: Johannes Spies
- Geboren: 1979 in Graz
- Wohnort: Dornbirn
- Familie: Vater einer Tochter
- Beruf: Lehrer an der Mittelschule Dornbirn Markt, Historiker, Kulturvermittler
- Studium: Pädagogische Akademie Feldkirch (Englisch & Geschichte), Masterstudium Politische Bildung (Uni Krems)
- Stationen:
- Hauptschule Bregenz-Vorkloster (9 Jahre)
- Seit 2012 Kulturvermittler im Jüdischen Museum Hohenems
- Seit 2016 Netzwerkkoordinator von erinnern.at in Vorarlberg
- Lehrender u. a. an der Fachhochschule Vorarlberg und der Gewerkschaftsschule des ÖGB
- Funktionen:
- Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft
- Vorstandsmitglied der Rheticus-Gesellschaft
- Schwerpunkte: Politische Bildung, Zeitgeschichte Vorarlbergs, Nationalsozialismus, Holocaustvermittlung
- Motto: Bildung als Raum für kritisches Denken und gelebte Demokratie