Was gegen einen palästinensischen Staat im jetzigen Zustand spricht
Ein Gastbeitrag von Anatoli Loucher
1. Sicherheitsprobleme für Israel – ein Staat ohne Sicherheit ist kein Frieden
a) Kontrolle über Grenzen – ein Spiel mit dem Feuer
Ein palästinensischer Staat hätte Anspruch auf eigene Grenzkontrolle. Doch genau das ist aus israelischer Sicht ein Albtraum:
Kein Einblick mehr, was über Ägypten, Jordanien oder das Mittelmeer kommt: Raketen? Waffen? Kämpfer?
Israel müsste vertrauen, statt zu kontrollieren – ein Luxus, den es sich in dieser Region nicht leisten kann.
Die Hamas, Hisbollah oder sogar der Iran könnten über formelle Strukturen Einfluss gewinnen, unter dem Deckmantel von Diplomatie oder Hilfslieferungen.
> Wer gibt Israel die Garantie, dass in Ramallah oder Gaza nicht morgen ein iranischer General als „Sicherheitsberater“ sitzt?
b) Militärischer Aufbau – mit UN-Status?
Ein souveräner Staat darf sich verteidigen. Das klingt harmlos, bedeutet aber konkret:
Die Hamas könnte sich in „offizielle Sicherheitskräfte“ verwandeln – samt Waffen, Ausbildung, Infrastruktur.
Israel könnte bei Angriffen nicht mehr präventiv zuschlagen, ohne sich internationaler Verurteilung auszusetzen.
Der Sicherheitsvorteil von Geheimdienst und Luftüberwachung wäre verloren – ein Rückfall ins Unsichtbare.
> Ein Staat mit schwacher Kontrolle und starken Waffen ist kein Partner – sondern ein Pulverfass.
c) Rückkehrrecht und Ideologie
Selbst wenn ein palästinensischer Staat sich zunächst moderat gibt: Der politische Druck auf die Regierung, nicht auf das Rückkehrrecht zu verzichten, wäre enorm.
Hunderttausende in Libanon, Syrien, Jordanien warten seit Generationen.
Das Thema „1948“ würde nicht gelöst, sondern offiziell internationalisiert.
Jede Verhandlung über Grenzen oder Anerkennung Israels würde wieder am „Ursprung allen Übels“ hängen bleiben.
> Ein Staat, der sich nicht entscheiden kann, ob Israel existieren darf – ist keine Lösung, sondern eine neue Front.
Bildquelle: KI Bild (ChatGPT, Generiert von Anatoli Loucher)
2. Ein Staat ohne Basis – wirtschaftlich, rechtlich, politisch instabil
a) Kein Geld, keine Infrastruktur, keine Wirtschaft
Ein Staat braucht Einnahmen. Doch:
Gaza hat kaum Industrie, kaum Exporte, kaum Investitionen – nur humanitäre Hilfe.
Das Westjordanland lebt zu einem großen Teil von Transfers und Arbeitserlaubnissen in Israel.
Ohne stabile Grenzen, Sicherheit und Reformen wird kein Land der Welt Milliarden überweisen – jedenfalls nicht dauerhaft.
> Ein Staat, der von Anfang an insolvent ist, wird nur neue Abhängigkeiten schaffen – nicht Selbstständigkeit.
b) Zerrissene Führung – Fatah, Hamas, Milizen
Zwei Regierungen, zwei Sicherheitsapparate, keine Gewaltenteilung – das ist die Realität jetzt. In einem Staat würde es:
Entweder zu Bürgerkrieg kommen – oder zur Machtübernahme durch die stärkste (bewaffnete) Gruppe.
Freie Wahlen? Kaum möglich. Und wenn: Was, wenn die Hamas gewinnt? Oder gar Islamischer Dschihad?
> Ein Staat ohne Einigung ist kein Staat – sondern ein zerfallender Flickenteppich mit Flagge.
c) Abhängigkeit bleibt – ohne Plan B
Strom? Kommt aus Israel. Wasser? Auch. Mobilfunk? Israelische Netze. Zoll? Kontrolliert Israel. Und selbst mit einem Flughafen: Wer garantiert, dass nicht Waffen aus dem Iran eingeflogen werden?
> Solange die palästinensische Wirtschaft keinen eigenen Motor hat, bleibt jeder Staat symbolisch – aber nicht souverän.
Ein Staat jetzt wäre instabil, gefährlich – und für beide Seiten riskant
Israel verliert Sicherheitsgarantien, ohne echten Frieden zu bekommen.
Palästina gewinnt Symbole, aber keine Struktur.
Die internationale Gemeinschaft würde Zahlmeister bleiben, ohne Hebel oder Kontrolle.
Was zuerst kommen muss – bevor ein Staat tragfähig wird:
1. Entmachtung oder Einbindung extremistischer Gruppen – durch Wahlen oder Reform.
2. Funktionierende Institutionen und transparente Finanzen – mit Aufbauhilfe, aber klaren Bedingungen.
3. Wirtschaftlicher Entwicklungsplan mit Infrastruktur, Bildung, Arbeitsplätzen – kein Almosenmodell.
4. Internationale Sicherheitsgarantien für Israel – klar, verbindlich, durchsetzbar.
5. Langfristige Friedensverträge und gegenseitige Anerkennung – nicht nur Waffenstillstand.
FAZIT: Ein palästinensischer Staat kann ein legitimes Ziel sein – aber nicht in einem Zustand, der beide Seiten ins Chaos reißt. Wer ihn jetzt fordert, ohne diese Probleme zu lösen, handelt nicht mutig – sondern gefährlich naiv.
Hinweis: Unter der Rubrik „Kolumne“ haben unsere Gastkommentatoren Raum für ihre persönliche Meinung. Diese mus snicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Gsi.News übernimmt auch keine Gewähr für Richtigkeit, Korrektheit und Vollständigkeit des jeweiligen Inhaltes.