Geld ausgeben für Kinder fällt der Gesellschaft schon schwer. Da erscheint es einfacher, Probleme mit Verbieten und Strafen (vermeintlich) zu lösen.
Klar kann man Kinder beziehungsweise ihre Eltern super bewirtschaften. Sie sind ja für Werbemaßnahmen extrem anfällig und können noch weniger als Erwachsene zwischen Fakten und Äktschn unterscheiden. Das Unternehmen, das die Toni-Box erfunden hat und vermarktet, ist beispielsweise Milliarden wert. Dabei ist das ein harmloses, immerhin nicht netzbasiertes Vorlesesystem, das die Kompaktkassetten u. ä. abgelöst hat.
Die weniger wohlhabenden Kinder werden eher zuerst vernachlässigt, dann sekkiert und, wenn sie etwas größer sind und mehr anstellen, demnächst in Anhaltezentren ruhiggestellt. In Fernsehen und Videos lernen Kinder – nach meiner subjektiven Beobachtung nichts Brauchbares. Junge, türkische Mädchen, wenn auch hier geboren, sprechen oft so schlecht Deutsch, dass ihnen eine Ausbildung zu einem Lehrberuf verwehrt ist. Die makellose Bewerbung verfasste ChatGPT? Vermutlich ist die Wischkompetenz perfekt. Hingegen sind Kinder aus der Ukraine, erst seit drei Jahren in Österreich, in der Schule aufmerksam, ihre Sprachkompetenz ist meist so gut wie die der Einheimischen.
Gemäß der aktuellsten Ethnologie sind die unverbildeten Kinder von Natur aus gut. Es hat sich Rousseau („der edle Wilde“) gegenüber Voltaire („Aufklärung ist die Mutter der Ethik“) durchgesetzt. Der millionenfach verkaufte, auch verfilmte Roman „Der Herr der Fliegen“ ist durch reale Ereignisse, die allerdings unspektakulär und daher unbeachtet blieben, widerlegt.
Ein Kind zu gebären und aufzuziehen ist eine mutige, verantwortungsvolle Entscheidung. Die Religionsführer mögen eine befruchtete Eizelle getrost als Menschen, den frühen Abbruch einer Schwangerschaft als Mord betrachten. Sie sind ja allesamt Männer, es betrifft sie persönlich nicht. Schon John Rawls verlangte, staatliche Gesetze mögen „hinter dem Vorhang der Unwissenheit“ verfügt werden, also im Gegenstandsfall ohne dass die Rechtsetzenden wissen, ob sie sich nicht selbst in der Position einer alleinstehenden, alleinerziehenden, mittellosen Frau befinden, der das Verbot des Schwangerschaftsabbruches aufgezwungen wird. Das Dilemma der Schwangeren, wohl bis zum zwanzigsten Lebensjahr des zu gebärenden Kindes auch moralisch verantwortlich zu sein, vermögen ihr die Religionsführer nicht abzunehmen. Sie könnten allerdings eine Stiftung einrichten, die für diese Kinder sorgt.
Gut, es gibt die Baby-Klappe in manchen Krankenhäusern. Die Schwangere verbirgt ihre Schwangerschaft vor ihrer Umgebung, bringt einsam und allein in Kind zur Welt, schleicht nächtens mit dem Neugeborenen zum Spital und hinterlegt das derweil schreiende Kind dort unauffällig. Technisch ist ja die Baby-Klappe eingerichtet worden, die Frauen, die sich nach der Geburt in einer psychischen Ausnahmesituation befinden, das „Weglegen“ oder gar Töten des Kindes zu ersparen.
Eine mitfühlende, fürsorgliche Gemeinschaft ist hilfsbereit. Sie verzichtet, wo immer möglich, auf Zwang und Verurteilung. Sie setzt auf Unterstützung, sowohl der bedürftigen Mutter und im selben Atemzug ihres Kindes.
Anmerkungen
William Golding, Roman (fiktiv) „Der Herr der Fliegen“; Ohne Intervention von Erwachsenen gibt es Diktatur und Tote; vs Peter Warner und Mano Totau, Sechs Kinder waren ein Jahr auf der Insel Ata, südlich von Tonga, im Pazifik, als Schiffbrüchige auf sich allein gestellt. Sie überlebten solidarisch und gemeinsam. Sh. Rutger Bregman, „Im Grund gut“, rororo 2020, S. 43. John Rawls, „Eine Theorie der Gerechtigkeit“, 1979;