Susis Gedankenwelt #189: Klappe, die Erste: Isoldes Zuschauer

“Na, do sind Sie abr schö arm, gell Isolde! Da machand Sie sich abr was mit, wenn Sie üs do zualuaga müassand, wia mia des Frühstück essand und Sie dürfand nö.“

„Nein, nein, das macht mir nichts.“

„Na, do sind Sie abr schö arm dran, wenn Sie üs do zualuaga müassand. Müasand Sie nu lang warta? Na, da sind Sie abr arm dra! Nix essa dürfa, gell Isolde?“

„Nein, nein, das macht mir nichts.“

„Da isch se arm dra, gell Isolde? Muass üs da zualuaga! Heasch du oh a Naturjoghurt dazua gno Isolde? Es isch mr fascht z‘viel. Es hat früher immer min Maa ufgessa. Des war an feiner Maa, aber de isch leider scho lang gstorba. I kriag des ned amol uf mit minra Händ. I bin immr no zittrig vom Wäscha. Vo anam junga Mann wird ma ned jeda Tag gwäschat, gell Isolde?”

von Lydia Gaßner:

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser. Es stört mich nicht. Nein, es stört mich überhaupt nicht, mit leeren Magen den beiden klapprigen alten Damen mit ihren zerzausten Blutverklebten Haaren, Kopfsturz und Gehirntumor, beim Frühstück zuzusehen, während ich schläfrig und mit extremen niedrigen Puls am Tropf hänge, und den Unterarm schon am frühen Morgen vom jungen Assistenzarzt mehrmals verstochen bekam. Es stört mich überhaupt nicht, beim Essen zuzusehen und ihrer immer wieder erzählenden Geschichte über ihren Grund des Aufenthaltes zuzuhören, der Kopfsturz, während ihre Dritten ständig zwischen den Brötchen mitwackeln und ab und an herausrutschen. Und meine Unterarme schmerzen und sehen aus wie Anabolika Popeye höchstpersönlich.

Nein, es stört mich auch noch nicht, als Isolde, die vom Pfleger bereits mühsam frisch gewaschen wurde, und ihre einzige saubere Kleidung anhatte, weil sie heute heim darf, statt ihrer Zimmerkollegin zu antworten, laute Schmatzgeräusche von sich gibt und offensichtlich große Schwierigkeiten hat, ihre Nahrung ordentlich zu kauen. Und offensichtlich ist das ganze Hin und Her auch ihrer Nahrung zu viel, denn nach einem lauten Rülpser kommt nach und nach die ganze Soße wieder heraus und verteilt sich auf dem ganzen Tablett. Isolde hat Schwierigkeiten, ihre Dritten festzuhalten und offensichtlich hat auch der Schließmuskel so seine Probleme an jenem Morgen.

„Na, jössas. Isolde!“

Isolde, die sich die tropfende Hand vor den Mund hält und etwas vor sich hinmurmelte, will aufstehen und kippt seitlich weg. Während sich in den nächsten Minuten einiges filmreif hektisch rund um den kleinen Esstisch abspielt, werde ich rückwärts aus dem Zimmer geschoben.

Fortsetzung folgt…

In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Sonntag!

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