Unser Heer

Von Cicero

„Quo usque tandem…“

Jetzt haben wir also den Salat: Was Dutzende Finanz- und „Verteidigungs“-Minister seit 65 Jahren verzweifelt versucht haben, scheint langsam ein Ergebnis zu zeigen: „Unser Heer“ wird zum absolut ungefährlichen Sportverein.

Was dabei verblüfft: Eine als „Volksabstimmung“ verstandene Volksbefragung hat eine unzweifelhafte und beeindruckende Mehrheit für unser Heer als Wehrpflichtigenarmee ergeben (die paar unangenehmen Erfahrungen von einigen Grundwehrdienern waren gegenüber den positiven Erfahrungen offenbar deutlich in der Minderheit)! – und trotzdem scheuen sich Politiker aller Couleurs, dem Heer auch nur annähernd die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, die es benötigt.

Dabei sind die „Argumente“ der Heeresgegner wert, vorurteilsfrei betrachtet zu werden:

Die bis zur grundsätzlichen Ablehnung reichende Scheu, unser (demokratisches) Heer als „Nachfolgeorganisation“ (oder „in der Tradition“) der Deutschen Wehrmacht zu sehen, darf analysiert werden:

Auch der Wehrmacht darf zugestanden werden, dass weite Teile mit der Politischen Führung nicht einverstanden waren – aber nichts dagegen tun konnten, weil der Terror bis in die Detailbereiche ging. („auch 100.000 ‚Geschwister Scholl’ hätte das System ‚geschafft’“)

Aber: wenn man betrachtet, welche Mühe die Alliierten hatten, diese Armee niederzuringen, ergibt sich, dass sie faktisch/militärisch eine der besten Armeen der Welt war (die glücklicherweise hauptsächlich durch die verrückten Ansichten des „Führers“ und dessen Fehleinschätzungen militärischer und geopolitischer Art scheitern musste).

Daraus ergibt sich, dass man gewisse Reminiszenzen nicht überbewerten sollte (soweit sie militärisch-sachlich bleiben und nicht ins Politisch-Programmatische abdriften). Da muss man bei vielen der beteiligten Personen das „Kriegshandwerkliche“ vom Verbrecherisch-Politischen trennen – was aber meist gar nicht leicht ist. Aber schließlich haben die Amis ja auch den Wernher v. Braun und seine Raketen „auf Händen getragen“, obwohl an dessen Erfolgen das Blut Tausender KZ-Häftlinge klebt, die das nicht überlebt haben.

Das Hauptargument der Linken „Reichshälfte“ resultiert aber aus dem Februar 1934. Da wollen die Genossen halt nicht eingestehen, dass es ein Putschversuch des Schutzbundes war, der von der verfassungsmäßigen Staatsmacht mit dem (damaligen Berufs-)Heer niedergeschlagen wurde (werden musste). Dass das Heer dabei mit Kanonen auf Wohnhäuser geschossen hat, aus denen MG-Feuer kam, liegt in der unvermeidlichen Logik eines solchen Aufstands.

In diesem „Patt“ ging über die Jahrzehnte nichts weiter – auch wegen unserer geopolitischen Lage, die immer als „ungefährdet“ schöngeredet wurde – obwohl sie es nie wirklich war. Aber unsere Militärs haben das Beste aus dem Vorhandenen gemacht. Zu Zeiten des legendären Generals Spannocchi haben sich Viele amüsiert über die erstaunten Gesichter russischer Militärattachés bei Manövern unseres Heeres, was da alles auf einen Angreifer zukommen kann… Wenig später waren viele Menschen froh, dass unsere „Buam“ mit den paar Waffen, die sie noch hatten, ein Überschwappen von Kampfhandlungen im Zuge der Auflösung Jugoslawiens auf Österreichisches Territorium verhindern konnten.

Na ja – und seither wird unser Heer regelmäßig behandelt wie eine Feuerversicherung, wenn es Jahrzehnte nicht gebrannt hat.

Aber unsere Umgebung ist nicht so ruhig und ungefährlich, wie sie oft dargestellt wird.

Es war schon erstaunlich, dass unser Innenminister den Griechen zur Unterstützung beim Schutz der EU-Außengrenze gegen die Türkei ein paar Mann einer POLIZEI-Truppe „geliehen“ hat. Aber vermutlich hatte er dabei recht, weil die einfach besser geschult und trainiert sind und die Türken diesmal „nur“ ein paar Tausend Migranten losgeschickt haben (die aber aus ihrer Heimat wahrscheinlich mehr Kampferfahrung haben als unsere Soldaten).

Und wenn man bedenkt, dass die Ukraine (die heftige Schwierigkeiten mit Russland hat) von „Hinterarlberg“ nicht viel weiter weg ist als Bregenz…

Bleibt noch die grundsätzliche Frage zu diskutieren, ob eine Frau (ohne eigene Wehrdienst-Erfahrung) für diese Position eine richtige Wahl ist.
Ich denke, die ist dort ebenso gut wie ein Mann (ohne einschlägige Erfahrung) als Leiter einer Hebammen- und Säuglingspflege-Schule.
Und so viel (militärische) Erfahrung wie der den Wehrdienst verweigernde burgenländische Sozial-Landesrat aus Kroatisch-Minihiof bringt sie auch mit. Wahrscheinlich auch so viel Selbstkritik(fähigkeit).

Mag durchaus sein, dass ein (hoher) Offizier als Minister auch nicht „das Gelbe vom Ei“ ist, weil der in den verwinkelten Intriganten-Strukturen der Hohen Politik und deren beamteten Helfern scheitern muss wie ein Soldat im Minenfeld…

Aber ich denke, dass man dieses Ressort niemandem überlassen darf, der davon gar keine Ahnung (und eigene Erfahrung) hat. Wobei aber Leute mit der militärischen und politischen Erfahrung eines Karl Nehammer leider äußerst rar sind (und der wird grade als Innenminister dringend gebraucht!). Aber ein bissel mehr militärische Erfahrung an der Regierungsspitze (Kanzler, Vizekanzler,…) wäre sehr hilfreich.

Wenn ich daran denke, dass in der Schweiz grade über Flieger diskutiert wird, die ein Mehrfaches unseres jährlichen Heeresbudgets kosten…

Natürlich ist auch eines der Probleme eines demokratischen Staates in Friedenszeiten, dass man für den Ernstfall die nötigen materiellen und personellen Strukturen vorhalten muss, damit man im Falle einer Mobilmachung zusätzlich 100.000 Mann organisieren, unterbringen und ausrüsten kann. Und da sind Pfennigfuchser eines Rechnungshofs problematisch, die dann monieren, dass gewisse Strukturen im Frieden wenig ausgelastet sind (wie wir mit dem Heeresspital in Wien erlebt haben, das reduziert wurde, weil der RH gemotzt hat – und wie es bei „Corona“ gebraucht worden wäre, war nichts mehr da!)

Wenn der Ernstfall eintritt, ist es für die Aufstellung eines tauglichen Heeres um 10 Jahre zu spät.

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