Er war Lehrer, Musiker, Weinhändler, hat Solardächer wie auch Aromaduschköpfe montiert, wäre wohl der perfekte AMS-Berater und wird nie müde, sich ständig selbst neu zu erfinden. Die Rede ist von keinem Geringerem als dem Bresner und Wahl-Übersaxner Edi Meusburger.
Edi Meusburger ist jemand, den man entweder schon kennt oder unbedingt noch kennenlernen muss. Der 1952 als Edgar Meusburger in Bregenz geborene Tausendsassa hat ein bewegtes Leben hinter sich und kennt sowohl das Gefühl, ganz oben angelangt, aber auch tief gefallen zu sein, denn er hat so manche Höhen und Tiefen überwunden. Die Kämpfernatur aus Rankweil-Brederis wurde und wird nie müde, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Seine Kindheit bezeichnet er als glücklich, schließlich war sein Elternhaus der geschichtsträchtige Gemeindegutshof Maldina. Nach der Matura studierte er an der damaligen LBA, der Lehrerbildungsanstalt und späteren PÄDAK Feldkirch Germanistik und Geographie. Er hätte es damals wohl nicht für möglich gehalten, dass er fast bis auf den Tag 40 Jahre lang an ein und derselben Schule unterrichten würde. In diesen vier Dekaden kam eine Vielzahl an Schülern zusammen, die Meusburger in Deutsch, Geo oder Musik erlebt haben. In Erinnerung blieb bestimmt sein schwarzer Aktenkoffer, in dem sich nichts außer Bonbons befand. Edi liebte das Ausfragen nach Ländern und deren Hauptstädten. War die Antwort richtig, so warf er demjenigen ein Zückerle zu. Jene, welche Edi in Musik hatten, mussten alle durch die Bank Falcos „Rock Me Amadeus“ vor der Klasse singen. Und seine Lehrerkollegen erinnern sich sicher daran, dass Edi in jeder Pause eine Zigarette rauchte und eine Banane verschlang, denn er liebt beides sehr, bis zum heutigen Tag.
Die wilden 70er
Bereits in jungen Jahren stand fest, dass in dem blonden Knaben ein musisches Talent schlummert. So holte Meusburger mit 14 und 15 Jahren den zweiten und dritten Platz als Sänger bei der Vorarlberger Hitparade. „Von niemandem geringeren als Heli Burtscher hatte ich dafür ein Hemd ausgeliehen“ lacht der blondgelockte Edi, der nicht nur wegen seines Aussehens öfters mit Pop-Gigant Dieter Bohlen verwechselt wurde. Der Frauenschwarm, dem es nie gelang über einen längeren Zeitraum nur einer Frau treu zu sein, fiel schon damals durch sein Mundwerk und die flotten Sprüche auf. Die Musik galt für ihn als große Leidenschaft von frühen Kindheitsbeinen an. Mit der Band „Desperados“ hat er genauso lange Musik gemacht, wie er als Lehrer tätig war, nämlich vier Dekaden. „150 Auftritte pro Jahr waren für uns keine Seltenheit“ erzählt der leidenschaftliche Volksmusiker in seinem neuen Zuhause in Röthis. Hinter ihm befinden sich unzählige Gitarren und ein Banjo sowie eine kolossale Plattensammlung. An den bunten Wänden hängen großformatige Poster der Desperados in schrillen Hippieklamotten. „Es war eine verdammt geile Zeit. Ich möchte keine Minute missen und würde alles in meinem Leben wieder genau so machen“ wird er sogleich nostalgisch und gerät ins Schwärmen. Dass bei den Zuschauern stets auch schon wieder neue Damen auf ihn warteten gibt er offen zu, denn bis heute fällt es Meusburger schwer, Frauen zu widerstehen. Es war eine Zeit langer Nächte, einem permanenten Schlafdefizit und auch viel Alkohol und Zigaretten. Edi musste damals wie heute immer auffallen, sei es mit den größten Autos, hipsten Klamotten oder ausgeflippten Frisuren.
In Vino Veritas
Seit Frühjahr 2017 ist Meusburger als Weinberater für den In Vino Club in Gols/Burgenland, dem größten Winzer mit 70 Hektar permanent angebauter Weinfläche, tätig. Auch dieses Gewerbe ist nicht neu für Edi, hatte er 1991 das „Weinportal Rheintal“ gegründet und fungierte für fast zwanzig Jahre als selbstständiger Betreiber einer Vinothek. Damit schlitterte er aber in die Insolvenz und spricht nicht gerne darüber, dass er gescheitert ist. Meusburger ist jedoch jemand, der nie aufgibt, so absolvierte er halt 2001 die Ausbildung zum Photovoltaik-Techniker, wo er anschließend dutzende Solardächer in Süddeutschland montierte. Als ihm dieser Job nicht mehr taugte, suchte er sich wieder eine neue Beschäftigung und brachte hippe Aromabrauseköpfe während der Skisaison an wintersportbegeisterte Touristen in Ischgl. Auch dieser Tätigkeit ging er nur eine gewisse Zeitlang nach, denn er mag nichts weniger als Alltag. Es folgte ein kurzes Intermezzo bei der Lebenshilfe Vorarlberg, wo er als Busfahrer fungierte. Neben dutzenden Mitgliedschaften ist Edi auch bei „Slow Food Vorarlberg“ dabei. Stets das, was Meusburger gerade macht, für das schlägt sein Herz: Aktuell sind dies Weindegustationen für Terra Galos. Dem nicht genug, arbeitet er auch noch als Gesundheitsberater bei der Goldmühle in Götzis und ist wohl selbst sein bester Kunde, da er auf wertvolle Öle und Omega 369 schwört.
Die Hölle überlebt
Es gab aber auch zahlreiche Momente im Leben des Edi M., die nicht leicht waren und ihn aus seinen gewohnten Bahnen schmissen: Zwei Hochzeiten und zwei Scheidungen zählen dazu, aus denen jeweils zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, hervorgingen. Seine älteste Tochter hat ihm mittlerweile zwei Enkelkinder geschenkt. Auch das große Anwesen in Brederis musste zwangsversteigert werden, daran hing sein Herzblut. Als Edi ausziehen musste und alles bis auf seine Erinnerungen verlor, erlitt er ein Burnout und musste sich in psychotherapeutische Behandlung begeben. Aber Edi ist ein Lebemensch, der nachdem er gescheitert ist, stets wieder aufsteht. Er ist jemand, der durch seine gesellige Art und seinen besonderen Humor auffällt. Schließlich gehen ihm blöde Sprüche genauso leicht von den Lippen wie etwa Dieter Bohlen. Und die Wochenenden genießt er zusammen mit seiner 30-jährigen Freundin, mit der er gerne durch ganz Österreich reist und die er stets bekocht. Anekdoten aus seiner bewegten Vita gibt es zuhauf. Wer sich die Zeit nimmt und mit ihm palavert hört eine unglaubliche Geschichte nach der anderen: „1971 machte ich eine Äthna-Besteigung per pedes, da die Bahn defekt war“ fährt er fort. „Ein Tag zuvor gab es einen Vulkanausbruch beim Hauptkrater. Ich war ein Depp und bin über die Absperrung gegangen und dort fast ums Leben gekommen“ wird sein Tonfall ernster. Genau so stelle er sich die Hölle vor: „Lauter Schwefeldämpfen, die dir die Luftröhre zuschnüren.“ Das bisherige Leben von Edi M. gleicht tatsächlich einem Tanz auf dem Vulkan, da er stets Grenzen auslotet und ans Limit geht. Und wenn seine Tage einst gezählt seien, wisse er auch bereits, welche Musik bei seiner Beerdigung gespielt werde: „Ganz klar, Elvis Presley mit ‚My Way’“, lacht Edi und zündet sich eine weitere selbstgedrehte Zigarette an.
Zur Person
- Edi Meusburger
- Geboren am 20. Februar 1952 in Bregenz
- Beruf: Wein- und Gesundheitsberater
- Familie: 4 Kinder, 2 Enkel
- Hobbys: Musik, Reisen, Powerwalking
- Lieblingsmusiker: Elvis Presley
- Kontakt: meusis@aon.at
Edi M. auf Youtube: