Wenn andere Weihnachten im Kreis ihrer Familien feiern, geht Dr. Juliana Troy durch Krankenhausflure. Leise, aufmerksam, präsent. Dort, wo Worte oft fehlen und das Leben an seinen Rändern tastet, ist sie da – als Spitalsseelsorgerin, als Hörende, als Mensch.
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Juliana Troy arbeitet im Landeskrankenhaus Rankweil und in Feldkirch. Sie begleitet Menschen in der Psychiatrie, der Neurologie und der Onkologie – in Momenten tiefer Verzweiflung ebenso wie in Augenblicken leiser Hoffnung. Dass sie ausgerechnet an Weihnachten Dienst macht, ist für sie keine Pflichtübung, sondern eine bewusste Entscheidung. „Gerade dann“, sagt sie, „brauchen viele Menschen jemanden, der da ist.“
Geboren und aufgewachsen zwischen Innsbruck, Wien und dem Bregenzerwald, trägt Juliana Troy verschiedene Welten in sich. Mütterlicherseits hat sie indische Wurzeln, ein Jahr ihres Lebens verbrachte sie in Pune, wo sie katholische Theologie studierte – als eine von wenigen Frauen unter hunderten angehenden Priestern. Diese Erfahrung hat sie geprägt: das Leben in der Minderheit, die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, Religionen und Denkweisen.
Ursprünglich wollte sie Medizin studieren. Heute wirkt sie an der Schnittstelle von Körper, Seele und Geist – vielleicht näher an den Menschen, als es ein klassischer Arztberuf je erlaubt hätte. Nach einem Theologie- und Philosophiestudium, einer Ausbildung in der Krankenhausseelsorge und einem abgeschlossenen Doktorat fand sie ihre Berufung dort, wo Menschen mit Krankheit, Sterben und existenziellen Fragen konfrontiert sind.
Juliana Troy ist verheiratet, Mutter von drei Kindern – und sie weiß aus eigener Erfahrung, wie kostbar und zerbrechlich das Leben ist. Diese Bodenhaftung spürt man in Gesprächen mit ihr. Sie missioniert nicht. Sie hört zu. Ihre Seelsorge gilt allen Menschen, unabhängig von Religion oder Weltanschauung. „In erster Linie geht es um Begleitung“, sagt sie. „Nicht um Antworten.“

Dr. Juliana Troy in der Kapelle des Landeskrankenhaus Rankweil. Foto: B. Koeck
Besonders eindrücklich sind ihre Erfahrungen mit Sterbenden. Sie erlebt, wie unterschiedlich Menschen Abschied nehmen: manche im Kreis ihrer Liebsten, andere still, wenn niemand mehr im Raum ist. Für sie ist klar: Auch das Sterben ist so individuell wie das Leben. Und es braucht Würde, Zeit und oft einfach jemanden, der aushält.
Weihnachten versteht Juliana Troy nicht als idyllisches Fest, sondern als radikale Botschaft der Nähe: Gott wird Mensch – mitten im Unfertigen, im Leid, im Chaos. Diese Botschaft übersetzt sie in eine Sprache, die niemanden erschreckt, sondern trägt. Besonders in der Psychiatrie ist das eine sensible Gratwanderung. Hoffnung darf nicht zur Drohung werden.
Wenn sie von Weihnachten spricht, dann nicht pathetisch. Sondern leise. Als Einladung, menschlich zu werden – immer wieder neu. Für die Patientinnen und Patienten. Für ihre Angehörigen. Und auch für sich selbst.
Factbox: Dr. Juliana Troy
Name: Dr. Juliana Troy
Alter: 48
Beruf: Spitalsseelsorgerin
Arbeitsorte: LKH Rankweil und Feldkirch
Ausbildung:
- Studium der Theologie und Philosophie (Innsbruck)
- Krankenhausseelsorge-Ausbildung
- Doktorat
- Studienjahr in Pune (Indien)
Familiäres: Verheiratet, Mutter von drei Kindern
Wurzeln: Österreichisch-indisch (mütterlicherseits)
Besonderheit: 24/7-Seelsorgeeinsätze, auch an Feiertagen
Leitgedanke: Begleiten statt belehren – Hoffnung ohne Angst